SSTH gibt Flüchtlingen eine Zukunft

SSTH gibt Flüchtlingen eine Zukunft

Drei Frauen aus dem Unterland haben im Alleingang eine Ausbildung für Flüchtlinge auf die Beine gestellt. Der Theorieteil an der SSTH in Passugg ist jetzt durch – nächste Woche geht es ins Praktikum auf die Lenzerheide.

Manuela Steiner und ihre beiden Mitstreiterinnen sind, so sagt Manuela Steiner, in einer privilegierten Situation. «Wir haben gute Jobs, ein gutes Umfeld und wir wollten etwas davon zurück geben.» So entstand «Courage your Way», der gemeinnützige Verein für Menschen mit Mut. In diesem Pilotprojekt sollen Flüchtlinge dabei unterstützt werden, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen.

«Wir hatten immer wieder das Glück, Leute zu treffen, die unsere Idee gut fanden und uns unterstützten», sagt Manuela Steiner. Eine davon ist Beatrice Schweighauser von der Swiss School of Tourism and Hospitality (SSTH) in Passugg. Vier Auszubildende nahm die Schule für den Theorieteil auf und verzichtete auf einen Teil der Kosten. Der Rest wurde von Gönnern und Stiftungen getragen. «Neben der Corporate Social Responsability, welche die SSTH übernimmt, ist die Erfahrung für die HF Studenten in diesem Bereich wichtig. Sie lernen so ebenfalls Verantwortung zu übernehmen für ein Thema, welches uns alle betrifft und stärken ihre Sozialkompetenzen im Umgang mit den Flüchtlingen.»

Ein anderes Berufsverständnis

Der Theorieteil ging letzte Woche zu Ende. Vier Flüchtlinge, eine Frau und drei junge Männer, konnten das erste Diplom ihres Lebens in die Hand nehmen. Sie kommen aus Eritrea, aus Tibet und aus Afghanistan und hatten zuvor keine Ahnung, was es heisst, eine Lehre zu machen. «Sie haben ein ganz anderes Verständnis von Berufen und Ausbildung als wir», sagen Manuela Steiner und Beatrice Schweighauser.

«Wir haben teilweise bei Adam und Eva angefangen», sagt Manuela Steiner. Zweimal Deutsch in der Woche reiche bei Weitem nicht. «Wir mussten manchmal auch fast ein  bisschen „Erziehungsarbeit“ leisten und die Anforderungen immer wieder deutlich machen.  Nur wer eine gute Ausbildung hat, schafft es auf Dauer in der Schweiz ein gutes Auskommem zu verdienen.» Die Auszubildenden wohnten während des Theorieteils an der SSTH in Passugg, ursprünglich war eine Art Götti-System angedacht worden. Wegen des intensiven  Betreuungsaufwands war das aber nicht möglich. «Aber es war ein Lernumfeld, das ihnen gut getan hat und ihnen den Wert einer Ausbildung näher gebracht hat.» Die Kandidaten für die Ausbildung wurden dem Verein vom Amt für Integration GR vorgeschlagen. Nicht jeder war bereit den langen Weg elner Ausbildung auf sich zu nehmen. So gab es auch Absagen.

Praktikum im Schweizerhof

Der Kanton Graubünden, das heisst das Amt für Integration, hat das Projekt unterstützt und geholfen, den Pilot auf den Weg zu bringen. Schon im nächsten August 2019 soll ein zweiter Pilotdurchgang starten, der bereits ein paar Änderungen umfassen wird. «Wir müssen die Deutschlektionen intensivieren. Deutsch ist das A und O. Und vielleicht gibt es auch Unterricht in Medienkunde; E-Mails schreiben, checken und beantworten muss gelernt sein», sagte Manuela Steiner. «Es wäre wunderbar, wenn das Förderprogramm sich bewährt und nachhaltig im Kanton verankert werden könnte.»

Das Quartett aus Passugg beginnt nächste Woche ihr Praktikum. Zwei werden eine Saisonstelle im Valbella Inn antreten, zwei im Schweizerhof auf der Lenzerheide. Claudia Züllig, Gastgeberin im Schweizerhof, gab wichtige Inputs aus der Hotellerie. «Wir freuen uns sehr auf ihren Start bei uns. Natürlich mischt aber auch eine gewisse Unsicherheit mit, ob und wie der Integrationsprozess bei uns im Hotel verlaufen wird», sagt Claudia Züllig. Im April wird entschieden, ob aus dem Praktikum eine Grundausbildung mit Eidgenössischem Fachausweis werden kann. «Wenn beide Parteien davon überzeugt sind, werden wir ab 1. August 2019 jeweils einen Ausbildungsplatz anbieten», sagt Claudia Züllig.

Mehr über das Projekt: Courageyourway.org

(Bild: zVg)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.