«Wegen Corona konnte ich nicht heiraten»

«Wegen Corona konnte ich nicht heiraten»

Wie verändert das Coronavirus das Leben? GRHeute portraitiert in einer losen Folge Menschen, die von ihrem «neuen» Leben erzählen.

Lina Moser, verschobene Braut.

«Eigentlich sollte ich seit dem 18. April Frau Mumenthaler sein. Wir hätten zivil geheiratet und ein kleines Fest gemacht und im Sommer eine riesige Party geschmissen. Alles sehr unkompliziert, mit Bratwürsten und Bier.

Dann kam der Lockdown und unsere Standesbeamtin sagte zuerst, sie dürfe uns verheiraten, einfach nur im kleinsten Kreis, nur mit Trauzeugen. Dann rief sie wieder an und sagte, es sei leider nur bis am 17. April möglich, und da hätte sie noch drei Termine frei. Das wollten wir aber nicht.

Ich heirate nicht, bevor ich nicht beim Zahnarzt war. Das Kleid muss zu den Zähnen passen, und ich will ein weisses, kein cremefarbenes Kleid. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich den erstmöglichsten Termin nach dem Zahnarzt nehme.

Aber eigentlich passt mir das so. Ich mag keine Feste und ich mag kein Gedöns um mich, ich feiere auch meine Geburtstage nie. Jetzt werden aus zwei Parties eine. Eine Trauung mit Apero und Open End, wenn man wieder feiern darf. Das passt viel mehr zu mir.

Ansonsten hat Corona meine Welt verdreht. Wir spielen zuhause jetzt verdrehte Welt, das haben meine Geschwister und ich jeweils mit unseren Eltern gespielt. Sie sind zuhause, machen den Haushalt und ich gehe arbeiten. Ich muss leider mehr arbeiten, und sie dürfen ja nicht in die Schule.

Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten läuft es jetzt super. Mittlerweile ruft mich meine älteste Tochter, die jeweils das Mittagessen kocht, sogar an, wenn ich noch bei der Barriere blockiert bin und nicht pünktlich um 12.15 am Tisch sitze.»

(Bild: zVg)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.