Pult will – kann er’s auch?

Pult will – kann er’s auch?

GRHeute
02.10.2023

Der Bündner Nationalrat Jon Pult will Bundesrat werden. Der 38-Jährige kandidiert für den Bundesrat. Das hat er am Montag an einem Point de Presse der SP Graubünden im Bundeshaus bekannt gegeben.

Aufgewachsen ist Pult als schweizerisch-italienischer Doppelbürger zwischen dem romanischen Unterengadin, der italienischen Metropole Milano und der Bündner Kantonshauptstadt Chur. Als Student und danach als Mitarbeiter eines KMU war er Wochenaufenthalter in Zürich. Mit seiner Frau lebt er nun zwischen Chur und Bern.

«Ein Bundesrat für alle»

Pult führt aus, dass Urbanität, Weltoffenheit und Mobilität sein Denken genauso wie der uralte Kulturraum der Alpen prägen: «Ich bin Politiker geworden, weil ich zu einer Politik für alle Menschen in unserem Land beitragen möchte.» Konkret nennt Pult drei grosse Herausforderungen. Erstens: eine Reform des Gesundheitswesens ohne Leistungsabbau. Zweitens: das Erreichen der Klimaziele als Gemeinschaftswerk, nicht als Kulturkampf. Drittens: die Stabilisierung des Verhältnisses zur Europäischen Union.

Politisch erfahren

Begleitet wurde Pult von seinem langjährigen Weggefährten Andri Perl, Parteipräsident der SP Graubünden, und Sandra Locher Benguerel, Nationalrätin. Perl strich Pults Leistungsausweis in dessen zwanzigjähriger Laufbahn hervor. Dass Pult als Politiker der jüngeren Generation hohes Ansehen in Bundesbern geniesse, erläuterte seine Kollegin Sandra Locher Benguerel. Das beweise die Wahl zum Präsidenten der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen und seine Wahl zum Vizepräsidenten der SP Schweiz.

Kritik auf verschiedenen Ebenen

Jon Pults Ziel, Bundesrat zu werden, ist aber alles andere als unumstritten, gerade auch in Graubünden. Bemängelt wird zum einen, dass der 38-Jährige kaum persönliche privatwirtschaftliche Erfahrung als Berufsmann habe und auch politisch keine Exektiverfahrung mitbringe. Wenn der Wunsch da sei, einen jüngeren Bundesrat zu haben, müsse man auch die Anforderungen bezüglich Erfahrung etwas herunterschrauben, meinte er an der Pressekonferenz. Kritisiert wird Pult auch dafür, ein bekennender «EU-Turbo» zu sein und sich gegenüber Andersdenkenden, insbesondere der SVP, regelmässig respektlos und abwertend zu äussern. Ob der junge Berufspolitiker diese persönliche Haltung im Bundesrat überwinden könnte, wird von vielen zumindest angezweifelt. Es wäre aber sicher interessant zu sehen, wie sich der strikte Olympia-Gegner Pult verhalten würde, wenn der Gesamtbundesrat beschliessen würde, eine neuerliche Olympia-Kandidatur in der Schweiz zu unterstützen… 

Starke Konkurrenz

Damit sind von der SP nun vier Kandidaten im Rennen um den freiwerdenden Bundesratssitz von Alain Berset: Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, der Berner Nationalrat Matthias Aebischer und der Basler Regierungspräsident Beat Jans steigen neben Pult ins Rennen.

 

(Bild: zVg.)

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