Die UNWTO, die Weltorganisation für Tourismus der UNO, hat im Rahmen ihrer Initiative «Best Tourism Village» beispielhafte Tourismusdörfer aus aller Welt gesucht. Als einziges Schweizer Dorf hat sich das zur Gemeinde Safiental gehörende Dorf Valendas durchsetzen können. Es ist damit das zehnte Schweizer Dorf, das diese Auszeichnung seit ihrem Bestehen erhalten hat.
Wer heute an einem milden Sommertag durch Valendas in der Surselva schlendert, wird mit lebhaften Szenen beglückt. Da fällt der Blick auf herausgeputzte historische Bauten, auf im Dorfbrunnen planschende Kinder oder auf Genussmenschen, die auf der Terrasse des Gasthauses am Brunnen zusammensitzen und munter parlieren.
Dass Valendas einst ein anderes Bild abgab, davon zeugt eine SRF-Sendung aus dem Jahr 1977. Der «Blickpunkt» beschrieb damals ein Dorf mit Häusern aus feuchten Mauern und morschem Gebälk, und einem seltsam ruhigen Dorfplatz. Und stellte die Frage, ob Valendas ein Dorf sei, das einschlafe?
«Dem wollten wir vor 20 Jahren mit einer Gegenthese begegnen», sagt Walter Marchion, der gemeinsam mit Regula Ragettli «Valendas Impuls» initiierte. «Wir wollten unsere Heimat nicht verlieren.» Das geschichtsträchtige Dorf habe eine Zukunft verdient. Deshalb, so Ragettli, «begannen wir gemeinsam mit Interessierten, das Dorf zu entwickeln, das Vorhandene zu entstauben.»
Es sei eine Zusammenarbeit mit Einheimischen «und einem Netzwerk von auswärts» gewesen, hebt Marchion hervor. Denn ein derartiges Unterfangen habe die Unterstützung der Gemeinde, von Organisationen und auch einzelnen Privatpersonen sowie des Kantons benötigt, «die über die nötigen Ressourcen verfügten».
Ein erster Schritt war die Renovation «des alten Backhäuschens, das zu einer Kehrichtdeponie verkommen war», sagt Regula Ragettli, «und in dem heute an Anlässen wieder wohlduftendes Brot gebacken wird.» Danach folgten grössere Projekte: Das wohl älteste Haus im Dorf, das Jooshuus, wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und beherbergt eine Ausstellung über die Entwicklung und Geschichte des Dorfes.
Patrizierhäuser und Bauernhäuser wurden saniert, eine neue Siedlung mit sieben Wohnungen, «die mietbar sind», entstand unter der Federführung des Bündner Architekten Gion A. Caminada, und der einst seltsam ruhige Dorfplatz erhielt seine soziale Funktion als Begegnungsort zurück.
Das Gebäude direkt hinter dem Dorfbrunnen avancierte nach einem beispielhaften Umbau, ebenfalls durch Gion A. Caminada, zum beliebten Gasthaus am Brunnen – nicht zuletzt dank ihm kennt man das Dorf nun schweizweit –, und in den Häusern rundum zogen wieder Familien ein.
Valendas darf mit Genugtuung auf das Erschaffene zurückblicken. Jolanda Rechsteiner, Tourismusverantwortliche des Safientals, spricht von einem ausserordentlich wertvollen Dorf, «das gemeinsam mit Versam, Tenna, Safien Platz und Thalkirch eine Tourismusregion bildet, die erfolgreich einen sanften Tourismus pflegt.»
Die Auszeichnung der Welttourismusorganisation UNWTO zum UN Best Tourism Village 2025 beglückt auch Adrian Keller von Surselva Tourismus, der bei der Eingabe massgeblich mitgewirkt hat: «Die Auszeichnung macht die langjährigen Nachhaltigkeitsanstrengungen sichtbar und unterstützt uns in unserem Vorhaben, die Surselva zu einer der führenden nachhaltigen Destinationen der Schweiz aufzubauen.»
(Bilder: Daniel Ammann/zVg.)