Kanton Graubünden rechnet 2026 mit grossem Defizit

Kanton Graubünden rechnet 2026 mit grossem Defizit

GRHeute
16.10.2025

Das Budget 2026 des Kantons Graubünden weist einen Aufwandüberschuss von 111,3 Millionen Franken aus (Vorjahr 87,2 Mio.). Das höhere Defizit ist hauptsächlich auf das starke Ausgabenwachstum im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen zurückzuführen. Die vom Kanton zu finanzierenden Nettoinvestitionen steigen auf einen Rekordwert von mehr als 370 Millionen an. Der Finanzplan 2027–2029 weist ebenfalls hohe Defizite zwischen 163 und 179 Millionen Franken aus. Die finanzpolitischen Richtwerte lassen keinen Spielraum für zusätzliche Haushaltsbelastungen.

Die Eckwerte des Budgets 2026 sehen wie folgt aus:

Starkes Ausgabenwachstum

Das Budget 2026 zeigt in der Erfolgsrechnung bei einem operativen Aufwand von 3068,7 Millionen und einem operativen Ertrag von 2926,6 Millionen einen Aufwandüberschuss im Gesamtergebnis von 111,3 Millionen (Vorjahr 87,2 Mio.).

Die Gesamtaufwendungen in der Erfolgsrechnung wachsen mit 3,1 Prozent deutlich stärker als die Erträge mit 2,4 Prozent. Damit steigt das Budgetdefizit im Vergleich zum Vorjahr an. Dafür verantwortlich ist hauptsächlich der starke Anstieg beim Transferaufwand (+7,4 %). Rund ein Drittel davon (bzw. 33,3 Mio.) ist auf die Beiträge in den Bereichen der Krankenversicherungsprämien sowie den Spitälern und Kliniken (inkl. PDGR) zurückzuführen. Aber auch die Beiträge im Bildungs- und Sozialwesen steigen stark an, unter anderem aufgrund des neuen Schulgesetzes und höherer Beiträge für die familienergänzende Kinderbetreuung.

Demgegenüber ist für den Sach- und übrigen Betriebsaufwand 13,5 Millionen weniger budgetiert (-3,6 %). Der Personalaufwand wächst um 0,5 Millionen (+0,1 %) deutlich weniger stark als noch im Vorjahresbudget (+3,9 %). Aufgrund der niedrigen Teuerung ist kein Teuerungsausgleich im Budget 2026 eingestellt (Vorjahr: 6,6 Mio.).

Die Erträge wachsen deutlich weniger stark. Bei den Einkommenssteuern für natürliche Personen sind die Auswirkungen der Steuerfusssenkung um 5 Prozentpunkte ab dem Steuerjahr 2024 sowie der Ausgleich der kalten Progression im Jahr 2026 spürbar: Sie nehmen gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozent zu. Im Transferertrag erfahren die ressourcenabhängigen Zahlungen aus dem Nationalen Finanzausgleich (NFA) – trotz Ergänzungsbeiträgen von 37,2 Millionen – einen weiteren Rückgang um 15,8 Millionen. Diese Abnahme ist die Folge der zunehmenden Ressourcenkraft des Kantons Graubünden im interkantonalen Vergleich. Mit grosser Unsicherheit behaftet ist die Ausschüttung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im budgetierten Umfang von 30,6 Millionen.

Rekordhohe Investitionen

Die vom Kanton zu finanzierenden Nettoinvestitionen nehmen um 19,5 Millionen auf insgesamt 373,6 Millionen zu. Sie erreichen damit einen neuen Rekordwert. Ein Grossteil der Investitionsausgaben betrifft die laufenden Projekte wie bspw. den Neubau des Fachhochschulzentrums Graubünden in Chur. Besonders stark nehmen die Beiträge an Investitionen Dritter zu (+35,2 Mio., +21,1 %). Darunter fällt beispielsweise der Beitrag an die Gemeinde Albula/Alvra für das Projekt Umsiedlung Brienz/Brinzauls im Umfang von 20 Millionen.

Finanzpolitische Richtwerte

Mit dem Budget 2026 werden sechs der acht finanzpolitischen Richtwerte des Grossen Rats eingehalten. Nicht eingehalten werden der Richtwert Nr. 3 betreffend die kantonale Staatsquote in Bezug auf das Wachstum der Gesamtausgaben. Ebenfalls nicht eingehalten wird der Richtwert Nr. 7 betreffend Lastenverschiebungen. Dies aufgrund der Mehrbelastung des Kantons durch das neue Volksschulgesetz, die «KITA Plus» im Rahmen des neuen Gesetzes über die Förderung der familienergänzenden Kinderbetreuung (KIBEG) und das Unterstützungsgesetz. Der Kanton übernimmt in diesen Bereichen Kosten, die durch die Gemeinden zu finanzieren wären.

Ausblick

Für 2025 kann im operativen Ergebnis 2025 mit einem Ertragsüberschuss in der Grössenordnung von 40 Millionen gerechnet werden. Darin noch nicht enthalten ist die Einlage im Umfang von 200 Millionen in die Spezialfinanzierung Klimaschutz und Innovation sowie die Erhöhung der Vorfinanzierung für Investitionsbeiträge an systemrelevante Infrastrukturen im Umfang von 35 Millionen. Das Gesamtergebnis wird folglich auf bis zu minus 200 Millionen geschätzt.

Damit wird gezielt frei verfügbares Eigenkapital abgebaut. Dabei ist darauf zu achten, dass der geplante Eigenkapitalabbau den Finanzhaushalt nicht langfristig aus dem Gleichgewicht bringt. Angesichts der zusätzlich anstehenden Herausforderungen (u.a. Entlastungspaket 27 des Bundes, Abschaffung des Eigenmietwerts) ist mit zusätzlichen Haushaltsbelastungen Mass zu halten, damit die finanzpolitischen Richtwerte auch in Zukunft eingehalten werden können.

Der Grosse Rat wird das Budget 2026 in der Dezembersession 2025 behandeln.

 

(Symbolbild: Pixabay, Grafiken: zVg.)

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