«Gute Ausbildung und Arbeit für alle»

«Gute Ausbildung und Arbeit für alle»

Seit einem Jahrzehnt setze ich mich in meinen verschiedenen Funktionen in Graubünden für gute Bildungsmöglichkeiten auf allen Stufen ein, sei dies als Klassenlehrerin im eigenen Schulzimmer, als Präsidentin der Lehrpersonen Graubünden oder als Politikerin. Es entspricht meiner Grundüberzeugung, dass gute Bildungsmöglichkeiten die Basis für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben bilden.

Wie kann ich mich als Nationalrätin für das Recht auf gute Ausbildung und Arbeit für alle einsetzen? Die Volksschulhoheit liegt in der Kompetenz der Kantone, auf die Bildungsangebote vor der obligatorischen Schulzeit, respektive danach, hat die nationale Politik einen grossen Einfluss. Ich sehe drei konkrete Punkte, welche es auf Bundesebene zu forcieren gilt:

1. Ausbau der Frühförderung

Der jüngste Bildungsbericht der Schweiz zeigt einmal mehr eindrücklich und schonungslos auf, dass in der Schweiz die soziale Herkunft den Bildungsverlauf noch immer zu stark prägt. So wird im Bericht festgehalten, dass Kinder mit Defiziten vor dem Kindergarteneintritt ihre Nachteile während ihrer ganzen Schulkarriere nicht mehr aufholen können. Die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung muss folglich dringend verbessert werden, denn dies erhöht die Bildungschancen benachteiligter Kinder stark. Vom Angebot der familienergänzenden und frühkindlichen Bildung profitieren alle. In erster Linie die Kinder, in zweiter Linie auch die Familien, denn dies ermöglicht sowohl Frauen als auch Männern im Erwerbsprozess zu bleiben. Dadurch profitiert schliesslich die Gesellschaft, weil damit gut ausgebildetes Fachpersonal im Arbeitsmarkt verfügbar ist. Investitionen in die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft zahlen sich damit mehrfach aus. Denn wir wissen, dass jeder investierte Franken in frühkindliche Förderung und Betreuung um das Vier- bis Zehnfache zurückfliesst. 

2. Berufsabschluss für alle

Der nationale Bildungsbericht zeigt eine weitere systematische Schwachstelle auf: Ein Drittel der 15- bis 17-Jährigen haben einen Migrationshintergrund. Obwohl Bund und Kantone das Ziel festgelegt haben, dass 95% aller Jugendlichen einen Berufs- oder Mittelschulabschluss erreichen, zeigen sich hier grosse Unterschiede. Die Schweizer Jugendlichen sind mit 94% nahe an diesem Ziel dran. Hingegen liegt die Quote bei Migrantinnen und Migranten, welche in der Schweiz geboren wurden, bei 86%. Alarmierend tief ist mit 73% die Zahl der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II derjenigen Jugendlichen, welche im Ausland geboren wurden. Da steht die nationale Politik in der Verantwortung zu handeln. Alle Jugendlichen sollen einen Abschluss auf Sekundarstufe II und damit eine Berufsausbildung erlangen können, mit der sie ihr Leben in finanzieller Unabhängigkeit und damit selbstbestimmt führen können. Mit einem Berufsabschluss für alle senken wir also das Risiko der lebenslangen Arbeitslosigkeit und hoher Sozialhilfekosten.

3. Weiterbildungsoffensive

Die Arbeitswelt steckt in einer Zeit des Umbruchs. Die Digitalisierung fordert die Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden heraus. Bis 2030 sollen laut Prognosen eine Million Stellen in der Schweiz wegfallen, gleichzeitig dank dem Technologieschub jedoch neue Stellen entstehen.

Die Digitalisierung darf nicht dazu führen, dass die Ungleichheit unter den Arbeitnehmenden zunimmt. Da gilt es entscheidend Gegensteuer zu geben und mit gezielten Aus- und Weiterbildungsangeboten die Arbeitnehmenden zu unterstützen. Der Bund sollte seine Investitionen in Weiterbildung stark erhöhen, damit der Wandel gewinnbringend bewältigt werden kann. Lebenslanges Lernen wird immer zentraler. Gerade ältere Arbeitnehmende sind vom Strukturwandel besonders betroffen. Die Zahl der Stellensuchenden, welche über 50 Jahre alt sind, ist seit 2013 deutlich gestiegen. Gerade für diese Altersgruppe sind entsprechende Weiterbildungsprogramme nötig, um sie im Arbeitsmarkt weiterhin als wertvolle Arbeitskräfte zu erhalten. Es ist deshalb zu begrüssen, dass der Bund im Frühling Massnahmen präsentiert hat wie beispielsweise eine Überbrückungsrente oder der Ausbau von Beratungsangeboten für ältere Arbeitnehmende.

Für diese Themen würde ich mich als Nationalrätin neben anderen wichtigen Sachgeschäften besonders engagieren, denn es entspricht meiner Grundüberzeugung, dass gute Bildungsmöglichkeiten die Basis für ein erfülltes und selbst bestimmtes Leben bilden.

 

Am 20. Oktober wird in der Schweiz das neue Parlament gewählt. Im Politforum von GRHeute diskutieren bis zu den Wahlen verschiedene Kandidaten über Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Heute: SP Grossrätin Sandra Locher-Benguerel.

 

(Bild: Pixabay/zVg.)