Kanton will Umsiedlungswillige mit 50 Millionen Franken unterstützen

Kanton will Umsiedlungswillige mit 50 Millionen Franken unterstützen

GRHeute
16.09.2025

Aufgrund der Risikosituation in Brienz und der starken Belastung der evakuierten Bevölkerung beantragt die Regierung dem Grossen Rat einen Verpflichtungskredit über 50 Millionen Franken. Dieser soll umsiedlungswilligen Bewohnerinnen und Bewohnern eine präventive Umsiedlung ermöglichen.

Die Rutschung Brienz/Brinzauls hat sich in den vergangenen gut 15 Jahren phasenweise ausserordentlich stark beschleunigt. Im Herbst 2024 wurden im Dorf Bewegungsraten von knapp 250 Zentimetern pro Jahr gemessen. Entsprechend nahmen Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen stark zu, und es ist nicht auszuschliessen, dass einzelne oder mehrere Gebäude unbewohnbar werden. Zudem stieg der Aufwand für den Betrieb und den Unterhalt von Infrastrukturanlagen deutlich an. Die Gefährdung durch die tiefgründige, permanente Rutschung wird überlagert durch eine latente Gefährdung von möglichen Sturzprozessen.

Diese Sturzgefährdung hat sich im Sommer 2023 mit dem Abbruch der «Insel» und ab November 2024 mit der «Schutthalde oben» sowie mit der aktuellen Entwicklung des «Plateau Ost» (Stand August 2025) akzentuiert. Die von der Gemeinde Albula/Alvra aus Sicherheitsgründen angeordnete Evakuierung von Brienz/Brinzauls im Mai/Juni 2023 sowie die seit November 2024 andauernde Evakuierung stellen für alle beteiligten Stellen eine grosse Herausforderung dar. Insbesondere für die betroffene Bevölkerung von Brienz/Brinzauls bedeuten sie einschneidende und äusserst belastende Situationen.

Anmeldung bis Ende September

Aufgrund der vorherrschenden Risikosituation, welche aus der Gefährdung infolge potenzieller Sturzereignisse hervorgeht, soll den Betroffenen die Möglichkeit gegeben werden, präventiv aus Brienz/Brinzauls wegzuziehen. Die Gemeinde Albula/Alvra bereitet zurzeit ein entsprechendes forstliches Projekt zur Verlegung von Bauten und Anlagen an sichere Orte vor. Interessierte können sich bis Ende September 2025 verbindlich für eine präventive Teilumsiedlung anmelden. Aufgrund der bisherigen Interessensbekundungen wird davon ausgegangen, dass für dieses Projekt mit Gesamtkosten von ca. 55,6 Millionen Franken zu rechnen ist. Mit dem von der Regierung beim Grossen Rat beantragten Verpflichtungskredit können 90 Prozent der Gesamtkosten gedeckt werden. Unter Berücksichtigung des minimalen Bundesbeitrags von 35 Prozent beträgt die maximale Nettobelastung für den Kanton Graubünden 55 Prozent, wie die Standeskanzlei des Kantons Graubünden am Dienstag mitteilte. 

Entwässerungsstollen zeigt erste positive Wirkung

Daneben wird seit Juni 2024 der Entwässerungsstollen, eine Verlängerung des 2023 fertiggestellten Sondierstollens, vorangetrieben. Aktuelle Messungen zeigen, dass die bis im Frühsommer 2025 ausgeführten Entwässerungsbohrungen im Bereich der «Rutschung Dorf» eine deutliche Verlangsamung der Rutschbewegungen auf deutlich unter 100 Zentimeter pro Jahr bewirkt haben (Stand August 2025, Tendenz weiter abnehmend). Es wird davon ausgegangen, dass eine Verlangsamung der «Rutschung Dorf» auch eine Beruhigung der Kompartimente der «Rutschung Berg» nach sich ziehen wird. Eine Quantifizierung dieser Beeinflussung ist im Moment aber noch nicht möglich.

Der Entwässerungsstollen wurde von Beginn an mit dem Ziel konzipiert, die Gefährdung der gesamten betroffenen Infrastruktur zu reduzieren. Diese umfasst neben dem Dorf Brienz/Brinzauls und den kommunalen Infrastrukturen auch Anlagen von regionaler, kantonaler und nationaler Bedeutung (Kantonsstrassen, Trassee der Rhätischen Bahn, Versorgungslinien der swissgrid, axpo und ewz usw.). Aufgrund der positiven Erkenntnisse in Zusammenhang mit dem Entwässerungsstollen sowie der Tatsache, dass neben dem Dorf Brienz/Brinzauls auch weitere Akteure von einer nachhaltigen Stabilisierung der Rutschung Brienz/Brinzauls profitieren, wird aus heutiger Sicht (August 2025) davon ausgegangen, dass der Entwässerungsstollen – unabhängig von der zukünftigen Entwicklung des Dorfes – wie geplant bis Ende 2027 fertiggestellt wird.

Mit den im Verpflichtungskredit beantragten 50 Millionen Franken können 90 Prozent der Gesamtkosten für diese präventive Teilumsiedlung Brienz/Brinzauls abgedeckt werden. Der beantragte Verpflichtungskredit wird voraussichtlich in der Dezembersession 2025 des Grossen Rats behandelt.

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(Bild: zVg)

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