Seit zwei Jahren koordiniert der 45-jährige Mexikaner Alonso Espinosa die Verteidigung der Calanda Broncos. Am Samstag hat er im Swiss Bowl 2025, dem Endspiel der Schweizer Football-Meisterschaft, gegen die starke Offense der Basel Gladiators eine schwierige Aufgabe vor sich. GRHeute hat ihn zum Interview getroffen.
Alonso Espinosa, sind sie schon nervös?
Ich versuche mein Nervosität zu kontrollieren, indem ich mich stark beschäftige.
Wie genau machen Sie das?
Indem ich sehr viel Filme unseres Gegner studiere. Das geht zurück bis ins Jahr 2023, als ich im ersten Spiel von Basels Quarterback Skyler Noble damals noch mit Zürich auf die Gladiators traf. Ich erinnere mich daran, dass ihm gleich im ersten Spiel ein Big Play gelang. Dann studiere ich natürlich die letzten vier Spiele Basels intensiv, um die richtigen Matchups für uns rauszufinden. Und dann geht es zum jetzigen Zeitpunkt vor allem um den «Teaching Part»: Alle Informationen runterzubrechen und sie für die Spieler in beschränkter Trainingszeit verständlich zu machen.
Man hört raus, dass Basels US-Quarterback Skyler Noble und sein hochkarätiges Passfänger-Korps derzeit bei ihnen sehr präsent ist. Wie gehen Sie mit dieser Challenge um?
Naja, es ist eine Offense mit vielen Skills. Der Quarterback kann Spielzüge verlängern und ist in der Lage, jederzeit auch aus einer misslichen Situation heraus ein Big Play zu kreieren. Und seine Passfänger wissen, wie man sich freiläuft. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, gegen ein team zu spielen, das seine Spielzüge nicht nur gut kennt, sondern sie auch gut spielt.

Es war eine lange Saison, für Sie ist es bereits das 15. Saisonspiel. Wie siehts mit dem Energielevel aus?
«Finish Strong» ist ein Motto von mir, eine Mentalität. Ich mag joggen, und ich versuche immer, im letzten Teil des Rennens, wenn es am härtesten zu sein, am stärksten zu laufen. Da, wo es vor allem auf den Geist drauf ankommt. Wenn ich beispielsweise einen Halbmarathon laufe, erzähle ich es immer vielen Freunden, was mich besonders motiviert, alles zu geben, um niemanden hängenzulassen. Insofern bin ich auch im 15. Spiel hochmotiviert und voller Energie.
Und wie siehts mit der Mannschaft aus?
Auf jeden Fall besser als noch letzte Woche. Im Halbfinal mussten wir immer noch das Thonon-Spiel aus dem Kopf bringen. Diese Woche ist das anders, der Fokus liegt vollumfänglich auf Basel, auf dem, was wir kontrollieren können. Dass unsere Mannschaft erfahren darin ist, in grossen Spielen anzutreten, hilft uns dabei sicher.

Im Regular-Season-Hinspiel konnten Sie in der Defense und Headcoach Geoff Buffum im Angriff den Gegner mit zwei grandiosen Gameplans überlisten. Hätten Sie diese Strategie nicht besser für den Final aufgespart?
Nicht wirklich. Es ist immer ein neues Spiel, und einiges ist seither ja auch passiert. Ich denke, nicht nur wir Coaches, sondern auch das Team hat grosses Vertrauen, dass der andere Mannschaftsteil auf alle Herausforderungen eine Antwort geben kann.
Von den Basel Gladiators ist bekannt, dass sie sehr passlastig sind. Erwarten Sie dies auch im Final?
Ja, natürlich. In den letzten Spielen sind sie 20-25% der Plays gelaufen, im Halbfinal gegen Bern haben sie aber wieder fast ausschliesslich gepasst. Aber ich bin sicher, dass sie sicher mehr laufen werden als in unserem ersten Spiel.

Sie waren bis vorletzte Saison Headcoach in Zürich, bevor Sie nach Graubünden gezogen sind. Wie gefällt es Ihnen in den Bergen?
Ich mag das Leben in der Kleinstadt. Aus der Zeit in Zürich vermisse ich zwar die Freundschaften, die ich über die sieben Jahren hinweg aufgebaut habe. Aber auch in Chur fühle ich mich im nun zweiten Jahr immer heimischer. Zusammen nach den Samstagsspielen mit dem Team auszugehen, geniesse ich sehr.
Die beiden einzigen Niederlagen, die Sie bisher bei den Broncos erleben mussten, waren die verlorenen Europacup-Endspiele 2024 und 2025. Wie sehr schmerzt dies noch?
Sehr. Wir haben bei den Broncos einen hohen Standard, den wir von uns selbst erwarten. Das ist der Grund, warum ich in Chur bin: um diesen zu halten oder noch besser weiter zu erhöhen. Es ist wichtig für mich, für die Broncos, für den ganzen Football im Land, dass der Schweizer Football in Europa ganz oben stehen kann. Die CEFL ist ein ganz anderes Biest als die Schweizer Liga. Der Level ist sehr hoch, alle Teams passen ihre Strategie sozusagen in Echtzeit während eines Spiels an. Der Gedanke an die Final-Niederlagen tut weh, aber sie motivieren mich auch, weiterzukommen. Wir haben die Details, woran es lag, bereits eruiert und versuchen, daraus zu lernen.
Zurück zum grossen Swiss Bowl. Was werden die Schlüssel zum Sieg für die Broncos sein?
Die Line of Scrimmage auf beiden Seiten zu kontrollieren, ihre Offense an der Seitenlinie zu halten, gegnerische Big Plays zu vermeiden, die Feldposition zu gewinnen, Skyler Noble in Schach zu halten.
Gibt es einen speziellen Defense-Spieler, von dem Sie glauben, er wird eine spezielle Rolle spielen?
Da kommen mir einige in den Sinn: Natürlich Andre Blackett, dann aber auch Tobias Senn, Patrick Grand und natürlich Cornerback Matthias Tannò in seinem letzten Spiel in der Broncos-Defense.
Als Defense Coach kümmern Sie sich natürlich um die Verteidigung der Mannschaft. Ihr Headcoach Geoff Buffum ist verantwortlich für die Offense. Wie kommen Sie miteinander aus?
Gut. Wir haben eine gute Kommunikation. Ich frage ihn manchmal, was er bei dieser oder jener Situation an meiner Stelle tun würde – und manchmal auch umgekehrt. Es sind gute Feedbacks. Das Wichtigste ist, dass wir uns gegenseitig vertrauen. Ich muss zugeben, dass ich nicht allzu viel von unserer Offense studiere. Es ist besser, wenn ich mich auf die Defense fokussiere.

Das Stadion in Chur wird einmal mehr vollgepackt sein. Wie gefällt Ihnen die neue Heimstätte in Chur?
Ich liebe es. Ich denke, es ist ein grosser Vorteil, den 12. Mann mit uns auf dem Feld zu haben. Die Stimmung und der Lärm kann einschüchternd sein für jeden Gegner. Das Stadion ist unser Zuhause, das wir um jeden Preis verteidigen wollen.
Abschliessend: Was dürfen die Zuschauer am Samstag von den Broncos erwarten?
Ein hungriges Team, das den grösstmöglichen Einsatz zeigen wird. Das Stadion wird voll sein mit Familien und Freunden von uns – wir schulden es ihnen, alles zu geben. Das ist zursätzlich eine riesige Motivation für uns.
- Tickets zum Swiss Bowl gibts hier.
- Die Analyse zum Swiss Bowl gibts im Skype Showdown, dem Footbal-Video-Podcast von GRHeute.
GRHeute ist Medienpartner der Calanda Broncos.
(Bilder: Sergio Brunetti/stockpix.it)