«Singapur wollen wir nicht»

«Singapur wollen wir nicht»

Die Stadt Chur lanciert die Kampagne «Ich schütze mich und dich». Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch mit den Lockerungen die Massnahmen noch immer gelten. «Einen Zustand wie in Singapur wollen wir nicht», sagte Stadtpräsident Urs Marti.

Es ist das zweite Mal seit dem 13. März, dass sich Churs Stadtpräsident Urs Marti im Rathaus befindet. Die Medienorientierung zur Kampagne «Ich schütze mich und dich» wird am Dienstagnachmittag nach allen Regeln der Coronazeit im oberen Saal durchgeführt: Die Stühle weit genug auseinander, man kommt sich nicht nahe.

Dass der Bundesrat beschlossen hat, sukzessive Lockerungen ab dem 27. April durchzuführen, ist das Szenario, dass sich das Kata-Team als Wunschszenario vorgestellt hat. auf der Eventualplanung des Stadtrates ist es als «Szenario 3» vermerkt, und gemäss Stadtrat Urs Marti hat sich das Kata-Team auch schon länger darauf vorbereitet.

«Die Dynamik dieser Diskussion nimmt an Fahrt auf», sagte Urs Marti. Gewerbler wollten wieder arbeiten können, und die Menschen wieder einkaufen. «Niemand war vorher vor die Wahl gestellt, es war alles verboten. Diese Verbote werden fallen.» Jetzt gehe es darum, dass das Verhalten die Verbote ersetze. «Wir wollen die Bereitschaft wecken, mitzumachen.»

Kernstück der Kampagne ist darum auch: «Weiterhin, weiterhin, weiterhin, weiterhin», sagte Urs Marti. «Wenn wir uns jetzt nicht daran halten, werden Alte und die Wirtschaft den Preis zahlen.» Das wolle niemand. Es werde auch spannend sein, wie sich in Österreich, wo die Massnahmen gelockert würden, die Situation entwickle. «Das Lockern funktioniert nur, wenn die Massnahmen eingehalten werden.» Und Lockerungen würden auch Risiken bedeuten.

Masken erinnern an Abstand und Hygiene

Neben der Kampagne, bei der auch einheimische Bekannte wie Street-Art-Künstler Fabian «Bane» Florin mitmachen, soll den Geschäften ein Manual abgegeben. «Das Ausfüllen ist auch ein Lernprozess», sagte Urs Marti, der das Papier auch als Commitment sieht. «Die Geschäfte können es an die Tür hängen. So sehen die Kunden, dass sie da drin sicher sind.» Auf diesem Papier, das auf der Homepage der Stadt Chur auch heruntergeladen werden kann, steht, was dieser Tage immer proklamiert wird: Eintritt mit Tröpfchensystem, Händedesinfektionsmittel, bargeldloser Bezahlservice, und, und und. «Wer es für die Kunden macht, macht es auch für die Wirtschaft», sagte Urs Marti.

Die Maskenpflicht will der Stadtrat nicht einführen. Das hat auch logistische Gründe: «Es ist derzeit schlicht unmöglich, Masken zu beschaffen. Wir haben 20’000 Masken gekauft, aber im Ausland.» Dennoch denkt Marti, dass Masken durchaus einen sinnvollen Zweck haben: «Sie erinnern uns daran, dass die Regeln von Abstand und Hygiene noch immer gelten.» Er könne sich deshalb vorstellen, dass die Leute in bestimmten Situationen, wie zum Beispiel im Bus, Masken tragen könnten.

(Bilder: GRHeute. Die Maske, die Urs Marti trägt, wird in Kürze vom Brocki Grischun hergestellt und wird zwischen 5 und 7 Franken kosten. Die Anzahl ist limitiert. Sie sind aus Baumwolle und waschbar.)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.