Swiss Regio League im Kreuzfeuer der Kritik

Swiss Regio League im Kreuzfeuer der Kritik

Juerg Kurath
15.09.2016

Im Herbst 2017 erhält der Unterbau des Schweizer Eishockeys eine weitere Ebene und zwar die Swiss Regio League. In der neuen Spielklasse sollen in Zukunft die Amateurteams von zwölf Erstligisten aus der ganzen Schweiz aufeinandertreffen.

Die Meinungen der Clubs zur zukünftig höchsten Schweizer Amateurliga sind allerdings gemischt. GRHeute hat deshalb Andy Grothenn, den Sportchef des EHC Chur, und Adrian Fetscherin, den Geschäftsführer des EHC Arosa zu diesem Thema befragt.

Bis zum 15. September 2016 haben die interessierten Clubs die Möglichkeit, ihre Dossiers an die Swiss Ice Hockey Federation einzureichen. Kürzlich sind nun aber den Vereinen zwei Varianten zur Abstimmung vorgelegt worden.

Welche Variante ist sinnvoller, die nationale oder die regionale?

Die eine Variante sieht alle zwölf Teams in einer Gruppe vor, die eine Dreifachrunde mit 33 Spielen bestreiten, die unter der Woche und am Wochenende angesetzt sind. Diese Variante ist zweifellos sehr kostenintensiv und es bestehen zudem Zweifel, ob die neue Liga bei den Fans ankommt.

Die andere Variante sieht eine virtuelle Aufteilung der Swiss Regio League in zwei Gruppen zu je sechs Teams vor. Diese Gruppen bestehen aber nur auf dem Papier und sorgen für eine regionale Einteilung. Wahrscheinlich würde es auch nur eine gesamtschweizerische Tabelle geben.

Die zwölf Teams absolvieren eine Doppelrunde, sodass 22 Spiele vorzugsweise am Wochenende in der ganzen Schweiz stattfinden. Dazu kommen noch 10 Partien, das heisst je ein Hin- und ein Rückspiel gegen jeden Gegner aus der regionalen Gruppe, die unter der Woche angesetzt sind. Die Vorteile dieser Variante wären nicht nur mehr Derbys, sondern auch weniger Spiele ausserhalb der eigenen, allerdings recht weit gefassten Region.

Wofür entscheiden sich wohl die involvierten Clubs?

Der EHC Chur bevorzugt die zweite, die regionale Variante

Andy Grothenn erläuterte in einem Telefongespräch mit GRHeute das Vorgehen des EHC Chur: «Wir haben einen positiven Entscheid gefällt und reichen deshalb unser Dossier umgehend an den Verband ein, obwohl derzeit noch nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen. Die Swiss Regio League wird aber auf jeden Fall im Herbst 2017 den Spielbetrieb aufnehmen, das steht fest. Der EHC Chur ist gewillt, auch in Zukunft um den Schweizer Amateur-Meistertitel mitzuspielen, was den Teams der Swiss Regio League vorbehalten sein wird, während die Erstligisten unserer Region nur noch um den Ostschweizer-Meistertitel kämpfen können. Daher muss es vorerst einmal unser Ziel sein, die sportlichen Kriterien zu erfüllen und die bevorstehende Qualifikation unter den ersten Vier zu beenden. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen unterstützen wir zudem die zweite, das heisst die regionale Variante. Bis Ende Oktober werden wir dann wissen, welche Variante die anderen Clubs bevorzugen und wie es weitergeht. Nötigenfalls können wir bis Anfang Dezember auch nochmals auf unseren Entscheid zurückkommen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.»

Für den EHC Arosa ist die Swiss Regio League grundsätzlich ein Irrsinn

Nachfolgend die Stellungnahme des EHC Arosa zur Anfrage von GRHeute: «Wenige Tage vor Einreichung der Interessensbekundung kommt die Swiss Ice Hockey Federation plötzlich mit dem Vorschlag von zwei regionalen Gruppen. Wohl realisieren die Verantwortlichen, dass die Bedenken gegenüber der Swiss Regio League durch die Clubs und Fans massiv zugenommen haben und präsentieren nun diese neue Variante. Diese wiederum entschärft das Grundproblem nur marginal. Es sollen lediglich zehn Partien im Regionalmodus gespielt werden. Wird nun die Regionalisierung wirklich umgesetzt, stellt sich für den EHC Arosa die entscheidende Frage, warum überhaupt eine Swiss Regio League eingeführt werden soll. Es könnte gerade so gut die aktuelle Regionenstruktur mit drei Gruppen in der 1. Liga beibehalten werden. Der EHC Arosa bevorzugt keinen der beiden Vorschläge, weil er grundsätzlich die Swiss Regio League einen Irrsinn findet. Diese wird die Clubs vor grosse finanzielle Herausforderungen stellen und zudem die Zusammenarbeit mit den Spielern erschweren. In einem neuerlichen Schreiben an die Verantwortlichen der Liga hat der EHC Arosa aufgerufen, das Projekt Swiss Regio League zurückzustellen.»

Kurzes Fazit

Die Stellungnahmen der beiden Bündner Clubs verdeutlichen das Dilemma, in dem diese Reform, die laut Aussage der Swiss Ice Hockey Federation ein wichtiger Schritt sein soll, die Chancen des Nachwuchs- und Amateursports zu verbessern, gegenwärtig steckt. Einiges spricht für die Swiss Regio League, anderes dagegen, sodass wohl viele Erstligisten in der Zwickmühle steckten und nicht wussten, wofür sie sich entscheiden sollten. Tatsache scheint zu sein, dass der Startschuss im Herbst 2017 erfolgen wird. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, in welcher Form und mit welchen Teams dies der Fall sein wird. GRHeute wird am Puck bleiben!

 

(Symbolbild: EQImages/Melanie Duchene)

 

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Juerg Kurath

Redaktor Sport
Langjähriger Berichterstatter des Bündner Sports, der BZ und der SO. Aktiver, Trainer und Funktionär in Leichtathletik, Triathlon, Biken, Volleyball, Fussball, Korbball, Handball, Casting und Bob.