Sind Wachhunde die neuste Churer Rockhoffnung?

Die Churer Rockband Watchdog Society, die bis vor kurzem mit Besetzungswechseln zu kämpfen hatte, legt nun als gefestigtes Kollektiv ihr erstes Musikvideo vor und spielt im Frühling einige Konzerte in der Umgebung.

Harter, kerniger Rock mit Heavy Metal Einflüssen sowie viel Mitsingcharakter und einer Bodenständigkeit trotz musikalischen Finessen, das alles sind Watchdog Society. Ein szeneinterner Geheimtipp lernt zu fliegen und wir sind dabei.

Wir haben dem Sänger und Gitarristen Ralph Kohler zur Rede gestellt und gefragt, was die Wachhünde noch alles in der Pipeline haben.

Ihr seid musikalisch schon eine Zeit lang unterwegs. Wie ist die Band entstanden?

Jan und ich kennen uns schon ewig. Wir haben früher viel Musik zusammen gemacht und das hat sich bis heute nicht geändert. Nur der Stil ist ein anderer als früher. Wir haben die Hip-Hop-Beatz gegen die harte Riffs eingetauscht (lacht). Zuerst spielten wir ruhigere Musik, vor allem akustisch. Irgendwann klang die Musik von Metallica, Creed und dergleichen einfach spannender. Energetischer. Rene Schnider kam kurz nach der Gründung dazu. Jan und ich haben ihn kennengelernt, als er noch  Gitarrist in einer Jazz-Formation war. Mit der haben wir noch als Rapper mal ein Konzert veranstaltet. Luc ist das jüngste Mitglied. Er war schon mal bei uns, hat sich dann aber auf seine zweite Band konzentriert. Es ist toll, dass er wieder da ist. Er ist ein überaus kreativer Drummer.

Euer selbstproduzierte Clip muss sich im nationalen Vergleich nicht verstecken. Wie waren die Dreharbeiten?

Wir hatten, im Vergleich zu grösseren Produktionen, relativ wenige Probleme. Es gab durchaus Momenten, an denen wir uns aufs Glück verlassen mussten. Vor allem die Momente, an denen man mit kleinen Kindern und Hunden dreht (lacht). Aber es hat alles sehr gut funktioniert. Kinder und Hunde wirken meistens sehr authentisch, weil sie vor der Kamera ihr Ding durchziehen und sie sich nicht um Einstellungen und Szenen kümmern. Jans kleine Tochter Nea und die Bulldogge Bertha sind die Stars!

Ihr seid eine der letzten Rockbands in Graubünden, die keinen Trends folgen, den klassischen Rock bedient und nicht in Punk oder Metal abrutscht. Wie sieht euer Zielpublikum aus?

Jeder, der gerne Musik hört. Und alle, denen verzerrte Gitarren nicht zu laut sind. Wir spielen in einigen Songs progressive Elemente, die nicht bei allen den Geschmack treffen. Wir hören selber auch viel Progressive Metal. An den Konzerten von Progressiv-Metal-Bands trifft man sehr viele Musiker. Es ist Musik für Musiker. Wir ordnen uns in einer ähnlichen Sparte ein, auch wenn wir sowohl klassische Rocksongs, als auch progressive Songs spielen.

Wie geht es weiter? Kommt bald das Debütalbum?

Hoffentlich bald. Es ist eines unserer grössten Ziele. Wir versuchen, viele Konzerte zu spielen, um ein bisschen was zu verdienen. Das Album, das wir planen, wird nicht günstig. Wir hoffen, dass es im nächsten Jahr erscheint.

Welche Bands aus Graubünden haben euch am meisten geprägt?

Nun, ich habe früher May Day und Hampa and the Flames gehört. Das war die Musik aus dem Kanton, die mir am besten gefallen hat als Kind. Bei May Day sind es sicher die tollen Balladen, die bei mir hängen geblieben sind. Bei Hampa ist es der Drive! Irgendwas von der Musik von früher bleibt immer vorhanden. Und wenn man Songs schreibt, steckt immer ein Stück Vergangenheit drin. Darum findet man bestimmt auch May Day in unseren Songs (grinst).

Euer Song setzt sich sozialkritisch mit der Überwachungsgesellschaft auseinander. Wie wichtig ist es für euch, dem Hörer eine Message mitzugeben? Seid ihr eine politische Band?

Es ist immer gut, wenn die Hörer die Botschaft der Songs verstehen und sich einen Kopf darüber machen. Man will als Musiker, oder generell als Mensch, verstanden werden. Die Musik ist ein nützliches Sprachrohr dazu. Aber eine politische Band sind wir nicht wirklich. Es geht bei unseren Songs nicht darum, jemanden zu überzeugen. Es geht mehr darum, sich eine eigene Meinung zu den Dingen zu bilden, als blind der «Überwachung» gewisser Menschen zu folgen. Wobei die Überwachung, die Wachhund-Gesellschaft, nicht immer was Schlechtes ist.

Live:
11.3.2016 Palazzo Bowling Chur
6.5.2016 Gino’s Kunstcafé Wil SG

Mehr Infos unter www.watchdogsociety.com

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.