Ein Choral für 30 Jahre Schweizerhof

Ein Choral für 30 Jahre Schweizerhof

30 Jahre sind Andreas und Claudia Züllig im Schweizerhof auf der Lenzerheide. 30 Jahre, die sie in einer kleinen Jubiläumsfeier vorüber ziehen liessen – und die man in einem eigens erstellten Audio-Guide hören kann.

Der Nachmittag im Schweizerhof auf der Lenzerheide, der Startschuss zu 30 Jahre Züllig im Schweizerhof, beginnt am Sonntag mit «Mamma Mia» und mit «Money, Money, Money». Gesungen von incantanti, dem Vokalensemble von Christian Klucker. Die Mitglieder mischen sich in der Lobby zwischen die Gäste, singen und gehen wieder.

«Diese Lobby», sagt Andreas Züllig, Gastgeber im Schweizerhof seit 30 Jahren, «war früher der Speisesaal.» Seine Frau Claudia Züllig, Gastgeberin im Schweizerhof seit 30 Jahren, zeigt Bilder, die von früher zeugen. «Vor 30 Jahren feierte die Schweiz 700 Jahre Eidgenossenschaft, wir hatten den ersten Frauenstreik und die FDP hatte bei den Wahlen noch einen Anteil von 21 Prozent.»

Der Schweizerhof hatte vor 30 Jahren den dritten Konkurs hinter sich, und die Vorgänger hatten nichts ausser einem Telex und zwei Kugelkopfschreibmaschinen hinterlassen. Seither machte das Hotel durchschnittlich 8 Millionen Franken Umsatz im Jahr und verzeichnete nahezu eine Million Logiernächte mit rund 300’000 Gästen.

Mehr als ein halbes Leben haben die Zülligs im Schweizerhof verbracht. «Es kam alles gleichzeitig, Hotel, Familiengründung«, sagte Andreas Züllig. Ein Mäzen gab es nie, nur einen Helfer: Damals gab es für Hotelkredite 8,8 Prozent Zinsen. Dank Jürg Pesko bekamen sie einen Kredit für 5 Prozent. «Damit konnten wir arbeiten.»

Ein Walkman-Guide durchs Hotel

30 Jahre ist das her, und weil das gefeiert werden will, gibt es neu einen – ja! – Walkman-Rundgang durch das Hotel. Ein Audio-Guide, wie das heute heisst, aber vor 30 Jahren waren Walkmans in Gebrauch. Gesprochen werden die Stationen aus dem Leben der Zülligs und dem Schweizerhof vom Bündner Schauspieler Gian Rupf, geschrieben hat sie der Hotel-eigene Kulturminister und ehemalige GRHeute-Kolumnist Urs Heinz Aerni.

Dabei erfährt man eben, dass die Lobby früher ein langer Schlauch war, den man Speisesaal nannte. Die Nummern im alten Teil sind noch wie früher mit dem hochgestellten, unterstrichenen kleinen o für Nummero gekennzeichnet, und da, wo heute das Hamam ist, war früher die Tennishalle. Und der alte Teil war eigentlich nichts mehr als das Personalhaus mit Etagenbädern.

Das Fest – der Auftakt zum Jubiläumsjahr – endet im Hamam. Durch das Programm führte nicht nur das Vokalensemble incantanti, sondern auch die Küche von Hansjoerg Ladurner, der im ebenfalls zum Schweizerhof gehörenden Scalottas Terroir-Küche betreibt. Er ist seit 13 Jahren im Schweizerhof – und damit fast das halbe Hotelleben der Zülligs. «Er kocht nur mit Produkten aus der Region. Aber anders», sagt Andreas Züllig. Der Südtiroler liess unter anderem Steinpilz-Glace und Kastanien-Ravioli kredenzen.

«Wir hoffen auf viele weitere Jahre. Keine 30 mehr, aber noch viele», sagt Claudia Züllig zum Schluss. Der letzte Klang ist verstummt, das Dessert gegessen. Die Gastgeberin wischt sich eine kleine Träne aus den Augen. Ihr Mann nimmt sie in den Arm. «30 wunderbare Jahre.»

(Bilder: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.