Wie aus Abfall kein Bärenfutter wird

Wie aus Abfall kein Bärenfutter wird

GRHeute
19.09.2018

Abfall auf Spielplätzen und Grillstellen ausserhalb der Siedlungen kann unliebsame Folgen haben, wenn sie Bär und Wolf anlocken. Die Werkdienste von sieben Gemeinden im und um den Parc Ela haben sich an einer Veranstaltung in Savognin überlegt, was sie tun können, damit sich insbesondere Bären künftig nicht den Bauch mit Abfall vollschlagen.

Eine Gruppe von zwei Dutzend leuchtorange gekleideten Personen versammelte sich kürzlich auf dem Spielplatz Laresch in Savognin. Ihr Interesse galt nicht den Spielgeräten im Lärchenwald, sondern den dazwischen stehenden Abfallkübeln. Jeder von ihnen kann grundsätzlich ein Festessen für Grossraubtiere bieten, vor allem für Bären, erläuterte die Biologin Regula Bollier aus Filisur den versammelten Mitarbeitern der Werkdienste von sieben Gemeinden im und um den Parc Ela.

Sie waren zu einem Arbeitstreffen zusammengekommen, um zu diskutieren, wie sie mit einem geschickten Abfallmanagement Konflikte mit Bär und Wolf vorausblickend vermeiden können. Eingeladen hatte Urs Fliri, Leiter des Forst-Werkbetriebs Albula und Mitglied der Regionalen Koordinationsgruppe Grossraubtiere (RKG) des Parc Ela. Unter Leitung des Vereins Parc Ela treffen sich in der RKG regelmässig Vertreter von Gemeinden, Wildhut und dem Plantahof. Zusammen erarbeiten sei, was konkret in der Parkregion gemacht werden kann, um Konflikte zwischen Menschen, Nutztieren und Grossraubtieren zu vermeiden. Dabei spielt unter anderem der Umgang mit Abfall eine wichtige Rolle.

«Kritisch sind vor allem Abfallquellen in Siedlungsnähe», erklärte Bollier aufgrund von Erfahrungen in der Val Müstair. «Sie können Bär und auch Wolf anlocken, die so ihre Angst vor Menschen und Dörfern verlieren. Und wenn der Bär erst mal gemerkt hat, dass er sich mit dem Abfall gefahrlos den Bauch vollschlagen kann, kommt er immer wieder zurück.»

Eine Überschlagsrechnung ergab, dass die anwesenden Werkdienste der Gemeinden Albula/Alvra, Bergün Filisur, Davos, Schmitten, Surses, Thusis und Vaz/Obervaz rund 540 Abfallkübel ausserhalb des Siedlungsgebietes betreuen. Sie alle schlagartig durch bärensichere Kübel zu ersetzen, ginge ins Geld. Ein bärensicherer Kübel kostet je nach Modell zwischen 400 bis weit über 2000 Franken. Doch nebst einem schrittweisen Ersatz gibt es auch die Möglichkeit, gar keine Kübel mehr aufzustellen und auf die Eigenverantwortung der Leute zu vertrauen, dass sie den Abfall nach Hause nehmen.

Prüfen, wo es auch ohne Kübel geht

Einige Gemeinden im Parc Ela haben damit bereits gute Erfahrungen gemacht. Unter welchen Voraussetzungen das aber tatsächlich funktioniert, soll nun genauer aufgezeigt werden. Entscheidend sei eine geschickte Kommunikation und Sensibilisierung, ergab die Diskussion. Die Leute aus der Praxis schlagen darum vor, dass die Koordinationsgruppe ein gemeinsames Kommunikations- und Vorgehenskonzept ausarbeitet. Es soll den Gemeinden aufzeigen, wie sie die Anzahl der Kübel ausserhalb der Siedlungen reduzieren und die verbliebenen Abfalleimer für Wolf und Bär unzugänglich ausgestalten können. «Es macht keinen Sinn, wenn jede Gemeinde für sich alleine diese Überlegungen anstellt», fasste Fliri die Diskussion zusammen.

(Quelle/Bild: Parc Ela)

author

GRHeute

www.grheute.ch
GRHeute Redaktion