ETH zeigt Davos› Wandel

ETH zeigt Davos› Wandel

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22.11.2017

Davos ist heute weltweit eine der bekanntesten alpinen Destinationen. Das Geheimnis ihres Erfolgs besteht darin, sich immer wieder neu zu erfinden. Eine Ausstellung der ETH Zürich zeigt vom 27. November 2017 bis zum 13. Januar 2018, wie es der «höchstgelegenen Stadt der Alpen» gelang, die Krise der Heilsanatorien mit dem Bau des Kongress- und Sportzentrums zu überwinden und mit dieser Infrastrukturinvestition erfolgreich den Übergang vom Lungenkurort zur Kongress- und Tourismusdestination zu schaffen. Die Ausstellung gibt Einblick in bisher unveröffentlichtes Archivmaterial und zeigt historische Filmaufnahmen des Kongress- und Sportzentrums.

Die Geschichte von Davos ist geprägt von Pionieren und Visionären, die der «höchstgelegenen Stadt der Alpen» mit ihren Ideen zu wirtschaftlicher Wandlungsfähigkeit verhalfen. Sie trafen in Davos auf die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen und die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Zudem wirkten Investitionen in den Bau von Infrastrukturen als Katalysatoren, um Davos für ein internationales Publikum attraktiv zu machen.

Lungenkurort und frühe Wintersportdestination
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Davos dank seiner Höhenlage zum Luftkurort für Tuberkulosekranke, der dank der Rhätischen Bahn, die Davos seit 1890 mit Landquart verbindet, und des Baus einer ganzen Reihe von Sanatorien und Hotels, rasch an Bedeutung gewann. Für die Entwicklung von Davos zum alpinen Skisportzentrum erwiesen sich die Schatzalpbahn von 1899 sowie die in den 1930er Jahren errichtete Parsennbahn und der Bolgenlift als bedeutsam, da sie für ihre Zeit einzigartig waren. Auf der 1894 errichteten Eisbahn wurden zahlreiche nationale und internationale Meisterschaften ausgetragen.

Entstehung des Kongresstourismus
Seit Ende der 1940er Jahre eröffnete die industrielle Herstellung von Streptomycin neue Wege der Tuberkulosebehandlung. In der Folge blieben im Luftkurort Davos die Patienten aus. Der Verlust dieses ökonomisch wichtigen Standbeins brachte für Davos viel Verunsicherung, und es mussten neue wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten gefunden werden. Als 1952 aus Deutschland eine Anfrage zur Durchführung von medizinischen Kongressen eintraf, ergriff Davos diese Chance und bot den Theatersaal des «Palace Hotel» (heute «Hotel Europe») als Tagungsort an. Das erste «Medizinische Kolloquium» fand im Winter 1953 mit 61 Teilnehmern statt. In den Folgejahren stieg deren Zahl rasch an: 1957 zählte der Kongress bereits über 1500 Ärzte, und 1969 waren es mehr als 3000. Der Theatersaal wurde als Veranstaltungsort bald zu klein.

Kultur- und Sportzentrum als Erfolgsfaktor
Davos entschloss sich, zur Sicherung seines Erfolgs als Kongressstandort und Feriendestination erneut einen grösseren Infrastrukturausbau an die Hand zu nehmen. 1959 wurde ein Ideenwettbewerb für ein Kultur- und Sportzentrum mit Kongresshaus, Schwimmbad und Kunsteisbahn durchgeführt und das notwendige Land im Talboden gekauft. Die Gemeinde finanzierte die drei Bauten aus eigenen Mitteln und ging auch die damit verbundenen Risiken ein. Den Bau der Eissporthalle übertrug man dem Davoser Architekturbüro Krähenbühl. Die Realisierung des Hallenund Gartenbades (1962–65) und des Kongresshauses (1966–69) wurde dem Zürcher Architekt Ernst Gisel, einem der einflussreichsten Architekten der Nachkriegsmoderne in der Schweiz, übertragen. Mit der Infrastrukturinvestition «Kultur- und Sportzentrum» gab sich die «höchstgelegene Stadt der Alpen» ein neues Zentrum und vollzog auch baulich den Übergang vom Lungenkurort zur Kongress- und Tourismusdestination.

Vernissage und Ausstellung
Die ETH Zürich zeigt aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur in einer Ausstellung mit historischen Plänen, Dokumenten und Filmen den Übergang von Davos vom Lungenkurort zur Kongressdestination. Präsentiert werden auch zahlreiche Materialien aus dem Firmenarchiv von Architekt Ernst Gisel, das er 1999 dem Archiv des Instituts für Geschichte und Theorie der ETH Zürich überliess.

 

(Bild: zVg.)

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