«Gewaltige Schluchtenläufe»

«Gewaltige Schluchtenläufe»

GRHeute
23.10.2017

Die Bedingungen am Transruinaulta und Transviamala waren unterschiedlich, das Lauferlebnis hingegen identisch: „gewaltig“, wie es viele Finisher bezeichneten. Am schnellsten meisterten die total 61,2 Kilometer Michela Segalada und Remo Betschart.   

Am Samstag Sonnenschein, welcher die gefärbten Bäume zum Leuchten brachte, am Sonntag wolkenverhangen, kühl und teilweise regnerisch – die äusseren Verhältnisse für die Teilnehmenden am vierten Transruinaulta und 16. Transviamala präsentierten sich grundverschieden. Ebenso die Anforderungen: Erst galt es zwischen Ilanz und Thusis 42,2 Kilometer mit 1800 Höhenmetern zu bewältigen, tags darauf standen 19 Kilometer mit 950 Höhenmetern – die von Thusis nach Donat führten – auf dem Programm. 199 der insgesamt 1698 Teilnehmenden (hinzu kamen 185 Kinder, was ein Total von 1883 ergab) stellten sich beiden sportlichen Herausforderungen und durchquerten somit die Rhein- wie auch die Viamala-Schlucht. 

Abschiedsvorstellung des Titelverteidigers

„Das ist die schönste Strecke der Schweiz“, meinte Michael Eser aus dem zürcherischen Hinteregg am Samstag im Zielgelände des Transruinaulta. Unzählige Läufer pflichteten ihm bei. Unter ihnen befand sich Remo Betschart, der am Wochenende gleich zwei Erfolge feiern konnte: Er entschied den Trailmarathon für sich und durfte sich am Sonntag nach dem sechsten Transviamala-Rang als Schluchtenkönig feiern lassen. „Über diesen Titel freue ich mich sehr, und er bedeutet mir viel.“ Die beiden Läufe meisterte der Urner in 4:53:34 Stunden und mit einem Vorsprung von 55 Sekunden auf den Zürcher Raphael Sprenger. Dritter in der Kombinationswertung wurde Titelverteidiger Daniel Bolt. 

Der Prättigauer gab am Transviamala seine Abschiedsvorstellung. „Mein Körper hat genug; das zeigte er mir am Samstag klar.“ Den 38-Jährigen plagten am Transruinaulta starke Krämpfe; dennoch reichte es ihm zum vierten Rang, und er konnte den Lauf „so gut wie möglich“ geniessen. Selbiges betraf den zweiten Teil seines Wochenend-Pensums, welchen er als Fünfter beendete. Auch wenn Daniel Bolt dabei von körperlichen Beschwerden verschont blieb: Gefordert wurde er ebenfalls. 

Regierungspräsidentin als Ehrenstarterin

Das für den Schluchtenkönig-Titel in Frage kommende Trio forderte sich zwischen Thusis und Donat gehörig. Eine exakte Standortbestimmung war indes nicht möglich: Erstmals in der Geschichte des beliebten Erlebnislaufes wurden die Läufer aus sämtlichen Regionen der Schweiz und weiteren sechs europäischen Ländern mittels Einzelstart auf die Strecke geschickt. Dieses Prozedere, welchem die Bündner Regierungspräsidentin Barbara Janom Steiner als Ehrenstarterin beiwohnte, kam sehr gut an. „Es gab keinerlei Stau“, analysierten manche Teilnehmende. 

Jede Menge Zeit, sich in den beiden eindrücklichen Schluchten und auf den anderen Abschnitten umzusehen, hatte Michela Segalada. Am Transruinaulta deklassierte sie die Konkurrenz, angeführt von Edith Kortekaas aus Versam – welche in der Kombinationswertung ebenfalls Zweite wurde –, um 20:42 Minuten. Die Winterthurerin triumphierte mit der fabelhaften Streckenrekordzeit von 3:46:08 (bisher 3:51:38). „Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll“, sagte sie, eine Träne aus dem Gesicht wischend. Knapp 24 Stunden später wirkte Michela Segalada gefasst. „Auch der Transviamala ist wunderschön.“ Bei diesem Lauf erreichte sie den vierten Rang, wurde aber gleichwohl überlegen Schluchtenkönigin.

„In der Natur Kraft tanken“

Die beiden Veranstaltungen standen unter dem Schwerpunktthema „zurück zur Natur“. Und mit dieser sahen sich die Läufer auf den abwechslungs- und reizvollen Strecken Schritt für Tritt konfrontiert. „In der Natur kann ich Kraft tanken und viel Positives aufnehmen“, sagte beispielsweise Transviamala-Gewinner Michele Paonne aus dem liechtensteinischen Mauren. Frauensiegerin Nina Zoller aus Chur fand besonderen Gefallen am steten topographischen Auf- und Ab – und erfreute sich am gefühlsmässigen Dauerhoch. 

 

Auszug aus der Rangliste
Transruinaulta

Männer: 1. Remo Betschart (Bürglen UR) 3:27:22. 2. Raphael Sprenger (Zürich) 2:16 zurück. 3. Gregor Metzger (Wil SG) 2:55. 4. Daniel Bolt (Schiers) 3:19. 5. Maarten Hendriks (Flums) 14:06. 6. Thomas Reinthaler (Zürich) 14:07. 7. Patrick Willcock (Müswangen) 14:18. 8. Nico Schefer (Zürich) 14:33. 9. Thomas Ernst (Winterthur) 22:19. 10. Mathieu Humbert (Zürich) 24:11.

Frauen: 1. Michela Segalada (Winterthur) 3:46:08. 2. Edith Kortekaas (Versam) 20:42. 3. Katharina Hartmuth (Zürich) 30:40. 4. Brigitte Eggerling (Chur) 31:07. 5. Elin Winkler (Maienfeld) 33:06.

Transviamala

Männer: 1. Michele Paonne (FL-Mauren) 1:23:15. 2. Carsten Brod (D-Konstanz) 0:45. 3. Benjamin Ueltschi (Zürich) 1:14. 4. Raphael Sprenger 1:35. 5. Daniel Bolt 2:04. 6. Remo Betschart 2:56. 7. Daniel Spadin (Chur) 2:59. 8. Sandro Michael (Zillis) 5:13. 9. Philipp Hugentobler (Zillis) 5:35. 10. Sandro Herrmann (Domat/Ems) 7:16.

Frauen: 1. Nina Zoller (Chur) 1:32:56. 2. Julia Bleasdale (Pontresina) 3:05. 3. Veronika Schanzer (Herisau) 4:09. 4. Michela Segalada 5:47. 5. Claudia Meili (Schmerikon) 11:14.

Kombinationswertung

Männer: 1. Remo Betschart 4:53:34. 2. Raphael Sprenger 4:54:29. 3. Daniel Bolt 4:56:01. 4. Gregor Metzger 5:01:44. 5. Thomas Ernst (Winterthur) 5:23:19. 6. Roger Gartmann (Winterthur) 5:27:13. 7. Mathieu Humbert (Zürich) 5:28:09. 8. Philipp Färber (Stäfa) 5:45:26. 9. Yves Hollenstein (Grabs) 5:45:56. 10. Thomas Camenisch (Zürich) 5:50:42.

Frauen: 1. Michela Segalada 5:24:52. 2. Edith Kortekaas 5:52:31. 3. Elin Winkler 6:12:46. 4. Rahel Gilgen-Ammann (Bern) 6:27:42. 5. Florina Vasutiu (Muri AG) 6:28:00.

Transviamala curta

Männer: 1. Fabio Lechner (Davos Platz) 51:17. 2. Deny Vetsch (Werdenberg) 5:42. 3. Martin Paravicini (Bonaduz) 6:59. 4. Daniel Fäh (Gams) 7:23. 5. Franz Klaiss (Bonaduz) 9:22.

Frauen: 1. Barbara Jentner (FL-Triesenberg) 1:10:21. 2. Julia Bolt (Felsberg) 0:01. 3. Carla Wohler (Spiez) 0:11.

Komplette Ranglisten: www.transruinaulta.ch und www.transviamala.ch 

 

 

(Bilder: zVg./Autorin: Anita Fuchs)

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