Auf 10 «Drinks» mit Dabu Fantastic

Auf 10 «Drinks» mit Dabu Fantastic

Die Zürcher mit Bündner Beteiligung können was. Dies ist ein offenes Geheimnis. Nun sind sie mit ihrem neuen Album «Drinks» auf Platz vier in der Schweizer Hitparade eingestiegen. Ob sie diesen Platz verdient haben und vielleicht noch weiter aufsteigen werden oder ob sie nach einer Woche wieder aus den Charts fliegen werden, verrät folgende Plattenkritik.

«Angelina» hat mir wie vielen in diesem Jahr ziemlich den Kopf verdreht. Wie sie in einem Interview mit Radio 24 sagten, handle es sich bei dem Song um einen «Flutscher». Dies wäre ein Song, der relativ schnell entstanden ist. Diese Geschichte habe ich bereits einige Male von Songs vernommen. Beispielsweise stehen die Megahits «Ewigi Liebi» von Mash, «To be with you» von meiner Lieblingsband Mr. Big oder selbst «Alles wäga diar» von May Day genau auch für solche «Flutschersongs» und dies mit einer grandiosen Nachgeschichte.

Ich denke, hier wird sich die Musikgeschichte wiederholen, was absolut verdient geschieht. Denn die «Angelina» verliert auch nach dem x-tausendsten Durchhören nichts an Attraktivität und Charme. Ein Hit durch und durch.

Doch das Album der Zürcher Oberländer bietet deutlich mehr als einen Quotenhit.

Der Anfang des Albums mit «Autobahn» ist beim ersten Hören nicht so mein Ding, obwohl er mit der Autobahn den Strassenstreifen zwischen Zizers und Chur meint, wie Dabu es beim Talk mit Strauch auf TV Südostschweiz bekannt gab. Doch bereits beim zweiten Hören des Tracks ändert sich das schlagartig. Die zuerst leicht abschreckenden Elektromomente wandeln sich zu einem gediegenen Klangteppich und machen den Track verdammt tanzbar. Das pumpt im Auto sicherlich ziemlich lässig.

«Gang jetz» ist feinste Storytellerkost, in der Dabu eine Geschichte erzählt. Malerisch und poetisch, mit einem Hauch Kindermusiklyrik. Nicht so schlimm, denn nach der «Autobahn» mit viel Drive und dem Megahit «Angelina» ist auch mal eine kleine Verschnaufpause ganz ok. Der gospelmässige Abschluss der kleinen Geschichte macht das Lied zu einer runden Sache und animiert zum Mitklatschen.

«Beruig di mal» ist einfach cool wie ein Eiswürfel und liest all den Posern und Aufgeregten die Leviten. Runterkommen, statt hohes Ross, gute Message, entspannend und groovig rüber gebracht.

Nostalgie kommt auf beim Anfang des Tracks «Striited», der einfach mega witzig ist. Denn Dabu vermisst in diesem Track den Hass gegen sich. Dies ist die grosse Kunst des Poeten, dass er immer wieder auf Geschichten kommt, die zwar aus dem Leben gegriffen sind, doch auf die neben ihm die wenigsten kommen.

Im Titeltrack «Drinks» rappt er und reisst die Party ab. Eine weitere Ode gegen die Oberflächlichen und Poser. Lustig, doch irgendwie springt bei mir der Funke bei dem Track nicht so richtig rüber.

«Schön» ist ein zauberhaftes Liebeslied, welches gerade so gut in den Achzigern entstanden sein könnte. Ein garantierter Hit mit 1-A-Mitsinggarantie, die mächtig kleben bleibt in den Gehörgängen.

Mir persönlich sagt das Gegenstück zu «Schön» in Form von «Hässlich» sehr viel. Hier werden geflügelte Ausdrücke am Laufband produziert. Für mich einer der besten Tracks, den die Jungs jemals produziert haben. Denn es ist wirklich nicht sonderlich schlimm, ein hässliches Gesicht zu haben, wenn man charakterlich und intellektuell was zu bieten hat.

«Jeans» ist ein weiteres rebellisches Werk gegen den Mainstream und ich glaube langsam, dass die Zürcher/Bündner Truppe eine Revolution plant. Sehr gelungen!

«Die ganz Nacht» ist minimalistisch und doch wahnsinnig pathetisch und herzergreifend. Ich bin ja selbst grosser Prinzen-Fan und dieser Song geht in eine ähnliche Richtung. Ideal als Abschluss-Balladen-Outro, welches mit dem Bläsersatz gegen Schluss leicht sogar noch in die Patent Ochsner-Nische switcht. Ganz geiles Ding.

Schlussfazit

Dabu Fantastic ist ein kurzes und doch sehr beeindruckendes Album mit «Drinks» gelungen. Die fesselnden Geschichten des grossen Storyteller Dabu Bucher vermischt mit dem exzellenten Zusammenspiel und den vielen verschiedenen Varianten von Mundartpop macht das Album zu einer Ohrwurmsammlung. Ich denke, diese CD wird noch eine ganze Weile in den Charts bleiben und dies völlig verdient. Chapeau!

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.