Augen weg von Facebook-Gruppen!

Augen weg von Facebook-Gruppen!

Wir schreiben das Jahr 2017 nach Christus. Der Freundeskreis «sinnlose Diskussionen» trifft sich nicht mehr beim Bier am Stammtisch, sondern auf Facebook. Dort können sich einem schon mal Abgründe auftun, besser als es jede Serie auf Netflix bieten kann. 

Meine persönliche Top Ten des gestrigen Abends: 

In einer Wandergruppe outet sich ein Neumitglied als Nacktwanderer. Auch im Winter ist ihm das Adamskostüm die liebste Bekleidung. Die Reaktionen? Die einen positiv («Mich stört ein Penis nicht, das ist voll natürlich»), die anderen negativ («Ich will beim Wandern keine Schniedel sehen»). Es endet wie viele Diskussionen auf Facebook enden: Der Protagonist verlässt die Tanzfläche und lässt den Rest allein zurück. 

In einer Müttergruppe ist eine Frau «total glücklich» weil sie das ultimative Geschenkversteck für die Kinder gefunden hat: In den Kissenbezügen im Schrank. Da, ist sich die Frau sicher, werden es ihre Kinder niemals finden. Dazu reicht das Klatsch-Emoji. 

In einer Öko-Gruppe fragt eine Mutter, die nur Stoffwindeln benutzt, nach einer möglichst Öko-tauglichen «richtigen» Windel für Ausnahmefälle. Explizit erwähnt sie, dass sie keine Diskussion über das Für und Wider haben will, sondern eben nur Tipps. Die Antworten: Lauter Belehrungen, was sonst. Die Frau schrieb übrigens bei jeder Belehrung: Danke, aber das war nicht meine Frage.

Bei meinem täglichen Nametest-Spielchen resultierte heute, dass die drei Worte «Jetzt oder nie» perfekt zusammenpassen. Wie sie darauf kommen – keine Ahnung. 

Stellvertretend für alle Kochvideos: Der Nutellazopf. Zopfteig platt walzen, Nutella in die Mitte streichen, seitlich tannenbaumförmig einschneiden, einklappen, in den Ofen, fertig. Auch derartig Simples kann schon mal weit über 100 Kommentare nach sich ziehen: Im Nutella hat es Palmöl, und wie man aus anderen einschlägigen Gruppen weiss, ist Palmöl des Teufels. Nach der Lektüre hat man nicht nur einen Nutellazopf im Ofen, sondern auch das Nutella dazu selbst gemacht. Das mag politisch korrekt sein, schmeckt aber niemals so gut wie das richtige Nutella, sorry. 

Stellvertretend für alle Diät-Gruppen die Frage, ob man zwischen den Mahlzeiten einen Apfel essen kann. Antwort: Nein. Begründung: Der Fruchtzucker torpediert für die Diät. 

Jeder Serie ihre eigene Facebook-Gruppe. Meine ist die von «Grey’s Anatomy». Mein Zähler, wie oft Derek Shepherds Tod gepostet wurde, überschreitet die Hunderter-Grenze. Nicht ganz so gross ist die Rechtschreibe-Quote von Shepherd. Sein Nickname «McDreamy» macht es übrigens nicht besser. 

Überhaupt, Rechtschreibefehler: Ich weigere mich standhaft, Memes zu teilen. Einer der Hauptgründe sind die fehlenden Rechtschreibeskills. Und da es in verschiedenen Gruppen immer wieder heisst, wie schlecht die Rechtschreibeskills der heutigen Jugend sind, will ich nicht für deren Weiterverbreitung verantwortlich sein.

Ganz schön sind auch Tierprobleme/Partnerprobleme/Kinderprobleme, die in Kochgruppen unter dem Vorwand «OT» (off topic = nicht dem Gruppenthema entsprechend) gepostet werden. Warum diese Probleme nicht in den dafür zuständigen Gruppen gelöst werden können, erschliesst sich bei der Lektüre nicht. 

Und zum Schluss noch dies – das einzige Mittel, eine Spüle/das Fenster/das Klo wieder richtig sauber zu bekommen, ist eine Mischung aus Backpulver und Essig. Ökologisch geprüft, schadstoffarm und immer griffbereit. Ansonsten soll auch Cola Wunder wirken. 

Und morgen wieder Netflix. Aber nur, wenn mir bis dahin kein Backrezept dazwischen kommt, das ich unbedingt ausprobieren muss. 

 

 
(Bild: Pixabay/GRHeute)
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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.