Staldereien: Allhier auf grüner Weid

Staldereien: Allhier auf grüner Weid

Wenn aus Rosas Bräter kleine, wohlschmeckende Moleküle den Weg via Dampfabzug nach draussen fanden und das Churer Rheinquartier plötzlich eingehüllt von Beaujolaisdämpfen angenehm roch, dann war der September da. Das Wild fand den Weg fast von alleine in den Pfeffer. Mir mundeten die Knöpfli immer am besten. Überdies hatte ich zeitlebens nur zwei Kontakte mit Weidmännern: Mein frommes Kehlchen sang engelsgleich in den Jahren des Haasen den Jäger aus Kurpfalz. Der Domchor hätte seine helle Freude an dem Gesang gehabt, ich misstraute jedoch katholischen Taktgebern schon früh. Mit siebzehn Jahren durfte ich – Deutschlehrer B. sei gedankt – eine Gastkolumne im Schweizer Jagmagazin veröffentlichen: Das brachte mir hundert Stutz und der Churer Gewerbeschule haufenweise Beschwerden.
Die neuste Schlacht ist lanciert. Da fantasieren einige schon Alt-Regierungsrat Cavigelli 2035 in einer wolfsfreien Zone sitzend – den Urenkeln erzählt er die Geschichte vom Wolf, lugt über baumlos Rhätien und kätscht auf einem Luchsmostbröckli rum. Im Talboden hüpfen, allhier auf grüner Weid, menschliche Raubwürger und Schnepfen den letzten Schneehühnern hinterher. «Juja, juja!» frohlockt der Ruppen Franz, «stattelt mir das Pferde!». Und legt darauf den Mantelsack, «Obacht dir, Biberherde!»
Vielleicht – ich weiss es nicht! – versteckt sich hinter dem Geheul dieser Tage auch die Frage nach guter politischer Büez; ein Gesetz voller Kompromisse ist kein Meisterstück. Anständige Büezer würden von vorne beginnen. Rosa schon wusste um Qualität: In den besten Pfeffer weit und breit, kam stets – kompromisslos – der beste Wein.
(Quelle: GRHeute Archiv) 
Kolumnist Bildung & Soziales, Schulleiter, Dozent und eine COIRASONhälfte. Zum Essen trinkt er Rotwein, beim Schreiben Espresso.