Eine Zukunft für Nourshan Shamsi

Eine Zukunft für Nourshan Shamsi

Nourshan Shamsi kam vor vier Jahren und drei Monaten in die Schweiz. Seit ein paar Monaten ist sie im Pilot-Projekt von «Courage your Way» – und wird auf eine Lehre im Hotelfach vorbereitet. Das Projekt ist noch immer auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Gut dreissig Frauen und Herren haben sich am Freitagabend an der SSTH in Passugg getroffen. Sie alle waren eingeladen, am Benefiz-Anlass von «Courage your Way» teilzunehmen. «Courage your Way» gibt Flüchtlingen eine Zukunftund bereitet sie auf eine Lehre im Gastgewerbe vor. Dabei absolvieren die Flüchtlinge einen Theorieteil an der SSTH in Passugg und einen Praxisteil in einem Hotel, unter anderem im Hotel Schweizerhof.

«Ich möchte nicht zurück nach Syrien»

Nourshan Shamsi, 23, will diese Chance unbedingt packen. «Sie ist der Grund, weshalb ich jeden Morgen an die Bar gehe und mir einen Tee hole», sagte Regina Näf, die von Seiten der SSTH-Studierenden als Projektleiterin für diesen Benefiz-Anlass zuständig ist. «Sie schafft es einfach, mit ihrem Lächeln eine positive Atmosphäre zu schaffen.»

Nourshan Shamsi ist in Syrien, in Tartus, aufgewachsen, hat Matura gemacht und zwei Jahre Jura studiert. «Wo wir wohnten, war kein Krieg. Aber für junge Frauen war es sehr gefährlich, auszugehen.» So kam sie in die Schweiz, schliesslich nach Chur, wo sie heute mit ihrer Schwester und deren Familie in einer Wohnung wohnt. «Ich möchte nicht zurück nach Syrien», sagt Nourshan Shamsi.

Ins Hotelfach kam sie eher zufällig. Eigentlich war der Plan, weiter Jura zu studieren, das scheiterte aber an den mangelnden Deutschkenntnissen. «Ich habe mich freiwillig für dieses Programm gemeldet. Ich bin überzeugt, dass ich ganz viel dabei lernen werde», sagt Nourshan Shamsi. Sie kann sich vorstellen, bis weit nach oben zu kommen. Die Anmeldung für «Courage your Way» läuft über das Amt für Migration, das der Organisation Personen vorschlägt.

Learning by doing

An diesem Abend an der SSTH geht es unter anderem darum, wie junge Leute wie Nourshan Shamsi unterstützt und gefördert werden können. «Wir haben ein grosses Netzwerk und wollen es erweitern», sagt Andrea Isler, die neben Manuela Steiner und Evi Gericke eine der Initiantinnen von «Courage your Way» ist. Dem Projekt fehlt es vor allem an Geld, um die Flüchtlinge bestmöglichst unterstützen zu können.

So wird zum Beispiel die Kleidung für eine der Frauen vom Zürcher Frauenverein gestellt. An der SSTH gilt ein Dresscode, der aus Hose, Bluse und Jacke besteht. Für die Schule wird ein Laptop gebraucht; und als das Quartett aus dem ersten Pilotversuch das erste Mal den Zauberwald besuchte, fiel ihnen ein, dass sie alle keine Winterkleider hatten. «Pesko hat uns aus der Patsche geholfen, in dem sie Kleider gespendet haben», sagt Andrea Isler. So lernen alle, Schritt für Schritt, und jeden Tag dazu.

Koch aus dem Dolder Grand Hotel

Ein bisschen Geld hat «Courage your Way» an diesem Freitagabend in Passugg bekommen, genauer gesagt: 1152.10 Franken. Das Geld kam aus einer Aktion von SSTH-Studierenden, die für einen Pin der Organisation einen Tag lang ohne Dress in die Schule gehen konnten – das heisst in Jeans und T-Shirt, wenn sie wollten. «Bis heute wussten nur vier Menschen, wieviel Geld wir gesammelt haben. Es ist soviel mehr, als jeder von uns erwartet hat», sagt Regina Näf.

Das Geld kommt Nourshan Shamsi und ihren drei Kollegen zu Gute. Sie haben, zusammen mit anderen aus dem Projektteam, den kulinarischen Teil des Abends bestritten. Die Küche zauberte mit Hilfe von Dolder-Grand-Koch Firas El-Barji Köstlichkeiten aus dem Libanon, er hatte sich bereit erklärt, den Benefiz-Anlass zu unterstützen. «Es ist jedes Mal wie ein Nachhause kommen», hatte Andrea Isler anfangs der Veranstaltung gesagt. Oder wie die Prorektorin der SSTH, Beatrice Schweighauser sagte: «Wir sind sehr stolz, dass wir ein Teil davon sein dürfen.»

Projektwebseite: Courageyourway.org

Weitere Artikel zum Projekt: SSTH gibt Flüchtlingen eine  Zukunft, SSTH sucht Praktikumsstellen für Flüchtlinge

(Bilder: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.