Was der Kanton tut, wenns im Wald brennt

Nach den Waldbränden im Mesocco und im Calancatal ist der Kanton über die Bücher. Daraus ist der Bericht «Waldbrandprävention 2030» entstanden. Fazit: Es braucht mehr Wasserentnahmestellen und Einsatzoptimierung.

«Man darf das Wetter nicht mit dem Klima verwechseln», sagte Regierungsrat Mario Cavigelli am Mittwochmorgen vor den Medien im Feuerwehrstützpunkt Landquart. «Das Wetter ist kurzfristig, das Klima ist langfristig.» Das heisst für den Kanton Graubünden: In den letzten 50 Jahren gab es 50 Frosttage weniger. Die Gletscher ziehen sich zurück. «Es gibt lange Nassperioden im Winter und lange Trockenperioden im Sommer.»

Das hat Auswirkungen auf die Waldbrandgefahr. «Waldbrände sind zu 75 Prozent von Menschen gemacht», sagte Mario Cavigelli. Auf der Alpensüdseite sei die Gefahr grösser, weil es günstigere klimatischere Bedingungen gäbe und mit den Kastanienbäumen viel Laub herumläge. «Zudem gibt es überdurchschnittlich viele Blitzeinschläge.» Der Kanton geht davon aus, dass grosse Waldbrände wie im Misox oder im Calancatal häufiger würden.

«Es kann plötzlich eskalieren»

Deshalb stellte man sich in den Departementen von Mario Cavigelli und Peter Peyer die Frage: Sind wir gerüstet für solche Ereignisse? «Es kann plötzlich eskalieren», sagte Reto Hefti, Vorsteher Amt für Wald und Naturgefahren. Er erinnerte an den Waldbrand vom Jahreswechsel im Misox, als während 39 Tagen 119 Hektaren Wald verbrannt sind. «Es war nicht so spektakulär. Aber plötzlich musste man zwei Tage die Autobahn schliessen.» Wenn 119 Hektaren Wald verbrennen, fehlt wichtiger Schutzwald. Das heisst: Siedlungen werden unbewohnbar.

Um den Schaden – den finanziellen und den moralischen – Schaden klein zu halten, hat der Kanton den Bericht «Waldbrandprävention 2030» erarbeitet. Er betrifft bauliche Massnahmen wie Wasserentnahmestellen und Walderschliessungen, organisatorische Massnahmen wie Stützpunkte, Löschmaterial und Ausbildung sowie informative Massnahmen wie Merkblätter, Gefahrenhinweise und Warnsysteme.

Der Bericht ergab: Es gibt das Potential für 66 weitere Wasserentnahmestellen im Kanton. Vier sollen ausgebaut und vier natürliche Gewässer optimiert werden. Dafür will der Kanton 19 Millionen Franken in die Infrastruktur investieren. «Die Untersuchung hat gezeigt, dass wenn wir 80 Prozent des Waldes im Falle eines Brandes retten wollen, müssten wir 74 Wasserentnahmestellen bauen», sagte Reto Hefti.

Beim Löschen zählt jede Minute

Wie genau so eine Löschaktion abläuft, demonstrierten die Beteiligten von Feuerwehr und Kanton im Wald vor Ort. Der Helikopter kam, holte sich in einem künstlich aufgestelltem Becken Wasser und löschte einen kleinen, absichtlich gelegten Brand.

«Jede Minute zählt», sagte Feuerwehrinspektor Hansueli Roth. «Wir haben die letzten Jahre genutzt, um zu lernen was zu tun ist, wenn es losgeht.» Wenn es losgeht, gibt es vier verschiedene Arten von Bränden: Das Kronenfeuer, das sich bis zu 400 Meter vorwärts bewegen kann. Das hat aber selbst Roth noch nie erlebt. Es gibt das Bodenfeuer und das Stockfeuer und mit ganz viel Pech noch ein unterirdisches Erdfeuer. «Dann kann es sein, dass 50 Meter weiter plötzlich wieder ein Baum brennt.»

«Wir können das nicht allein, wir brauchen private Unterstützung», sagte Blaulicht-Departementschef Peter Peyer. Diese würden sie jeweils auch bekommen – unter anderem auch vom Militär. «Je besser wir uns verstehen, desto stärker sind wir.»

(Bilder: GRHeute, Film: GRHeute/Kimberly Riniker)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.