Misslungenes Start-Wochenende für den HC Davos

Misslungenes Start-Wochenende für den HC Davos

Reto Hartmann
22.09.2018

 

Der HC Davos ist alles andere als wunschgemäss in die neue National-League-Saison gestartet: Der Bündner Rekordmeister unterlag am Freitag in Lugano mit 1:3 und verlor am Samstagabend im Season Home Opener vor 4750 Zuschauern in der Vaillant Arena gegen den HC Ambri-Piotta mit 2:5. Die 10 Fakten vom Start-Weekend.

1. Was bedeutet das schwarze Start-Wochenende?

Wer glaubt, dass der HCD eine schwierige Saison vor sich hat und gar die Playoffs verpassen könnte, wurde am Start-Weekend gleich mal in der düsteren Vorahnung bestätigt. Wer glaubt, dass der Rekordmeister immer noch über mehr als genug Schlagkraft verfügt, um im Konzert der Grossen mitzuspielen, wird heute beschwichtigen und darauf hinweisen, dass erst 2 von 50  Qualifikationsspielen absolviert sind und dass nach 4% der Regular Season noch kein Grund zur Besorgnis besteht. Vielleicht ist beides wahr: Die Saison wird sehr schwierig – den Panik-Button muss man aber sicher noch nicht drücken.

2. Was ist jetzt mit der Goalie-Situation?

Anders Lindbäcks Last-Second-Verpflichtung des HC Davos schlug hohe Wellen. Der schwedische Keeper zeigte am Start-Weekend zwei Gesichter: In Lugano zeigte er beim 1:3 eine starke Leistung und war seinem Team mit einer Fangquote von über 95% ein echter Rückhalt. Gegen Ambri hingegen liess der 30-Jährige zwei Schüsse passieren, die zumindest haltbar aussahen. Zu seiner Entschuldigung muss man allerdings auch sagen, dass die Hintermannschaft der Bündner den Leventinern die Aufgabe nicht gerade schwer machte. Besonders die Triplette im Mitteldrittel, die den HCD vom 1:1 in 1:4-Schieflage brachte, versetzte den Landwassertalern aber den entscheidenden Niederschlag – und da gab auch Lindbäck eine mässige Figur ab. Zu diskutieren gab ausserdem die Strafe, die Lindbäck im Schlussdrittel wegen Spielverzögerung kassierte – eine neue Strafe, die dieses Jahr im Ermessen des Schiedsrichters ausgesprochen werden kann. Und die prompt zum entscheidenden 2:5 führte.  
 

3. Das Gesicht des HC Davos

Wenn etwas aus Sicht des HCD besorgniserregend ist, dann ist es der Mangel an Torschüssen: Abgesehen vom letzten Drittel gegen Ambri (14:8-Torschüsse), als die Gäste im Angriff nichts mehr forcierten, kam der HCD in den beiden Startspielen in jedem Drittel zu weniger Abschlüssen als die beiden Tessiner Teams (6:18, 7:13, 6:10 in Lugano, 7:8, 8:13 gegen Ambri). Gegen Lugano war Davos die schwächere Mannschaft, gegen Ambri zumindest die weniger cleverere. Was das bedeuten soll? Siehe 1.

4. Der Beste vom Wochenende

Ob Inti Pestoni der Beste war, lassen wir mal offen. Sicher war er in den Reihen des HCD der Effizienteste: Mit zwei Toren ist der Tessiner aus persönlicher Sicht jedenfalls stark in seine Davoser Karriere gestartet, was auch seine +2-Bilanz unterstreicht. Der einzige andere HCD-Torschütze des Weekends war der Berner Neuzuzug Dario Meyer. Der 21-Jährige traf gegen Ambri mit einem schönen Ablenker zum zwischenzeitlichen 2:4-Anschlusstreffer im Mitteldrittel.

5. Und die Verstärkungsspieler?

Der erste Eindruck ist gespalten: Sowohl Verteidiger Magnus Nygren wie auch die Stürmer Perttu Lindgren und Shane Prince hatten am Start-Weekend wenig Einfluss auf den Ausgang des Spiels: Der Amerikaner holte immerhin einen Assist und beendete die ersten beiden Spiele mit einer +1-Bilanz. Nygren und Lindgren gingen mit einer ausgeglichenen Plus-/Minusbilanz leer aus. Bemerkenswert: Lindgren kam in den beiden Startspielen nur zu einem einzigen Torschuss.

6. Die Punktesammler

Getroffen haben bisher wie erwähnt nur die beiden Neuen Inti Pestoni (2) und Dario Meyer. Je einen Assist sammelten neben Prince auch Felicien DuBois, Dino Wieser, Enzo Corvi und Thierry Bader. 

7. Schwachpunkt Special Teams

Auffallend war am Wochenende die Nachteile des HCD in den Special Teams: In Lugano kassierten die Bündner zwei Gegentore in Unterzahl, gegen Ambri sogar drei – bei beiden Niederlagen war dies letztlich der Unterschied. Das einst so grossartige Boxplay des HC Davos war am Wochenende nur noch ein Relikt vergangener Tage. Dass der HCD bereits zehn kleine Strafen fressen musste – und damit das am drittmeisten bestrafte Team der Liga ist – half auch nicht. Im Gegensatz dazu konnte der Rekordmeister bisher erst 7:28 Minuten in Überzahl spielen, der tiefste Wert in der gesamten Liga – ein Tor gelang dabei nicht. 

8. Losglück im Schweizer Cup

Neben dem Meisterschaftsstart wurden am Wochenende auch die Cup-Achtelfinal-Paarungen ausgelost. Der HCD muss dabei zum HC La Chaux-de-Fonds reisen. Der Verein aus der Swiss League (ehemals NLB) müsste eigentlich ein machbarer Gegner sein. Aber was will das schon heissen? Jedenfalls hätte es die Bündner härter treffen können.
 

 

9. Wie gehts weiter?

Schon in Spiel 3 wartet am Dienstagabend in der Vaillant Arena ein äusserst wichtiges Heimspiel auf den HC Davos: Gegen den ebenfalls noch punktelosen Aufsteiger Rapperswil/Jona Lakers muss ein Sieg her. Punkt.

10. Die Fans sind dabei

Eine schöne Kulisse von fast 5000 Fans war am Samstagabend in der Vaillant Arena dabei. Das wird am Dienstagabend gegen Rappi anders aussehen, ganz gleich, wie wichtig die Affiché gegen die St. Galler bereits ist. Sicher ist, dass der HCD seinen Fans nicht viele weitere derart enttäuschende Samstagabende in der Vaillant Arena bieten darf – sonst dürfte sich das auch ziemlich rasch auf das Zuschauerinteresse auswirken.

 

 

(Bild: Twitter Ostkurve Davos)

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Reto Hartmann

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