Rones: «Graubünden haben wir noch nie ausgelassen.»

Rones: «Graubünden haben wir noch nie ausgelassen.»

Der St. Galler Rapper Rones ist mit seinem neuen Album «Guns’n’Rones» auf Platz 21 der Schweizer Albumhitparade eingestiegen. Wir von GRHeute haben mit ihm über seinen Werdegang und die Zukunft gesprochen.

Gratulation zum Charteinstieg. Wie erleichtert warst du, dass es endlich geklappt hat?

Vielen herzlichen Dank. Nach über zehn Jahren, die ich gemeinsam mit DJ Blackflame Musik produziere, könnte man durchaus meinen, dass die grosse Erleichterung mit dem Charteinstieg kam. Ich sehe diesen 21. Platz in den Schweizer Albumcharts jedoch viel mehr als Bestätigung, ein taugliches Album veröffentlicht zu haben. Und da ist natürlich auch eine Prise Stolz mit dabei, aber auch eine grosse Portion Dankbarkeit, an alle die mitgewirkt haben und alle, die es gekauft haben, denn die Verkaufszahlen bedingen ja schliesslich einen Charteinstieg.

Wie hast du’s erfahren? Ruft da die Hitparade direkt an?

Als ich am Morgen meinen Briefkasten leeren wollte, fuhr plötzlich ein schwarzer Lieferwagen vor und drei schwarz gekleidete Krawattenträger stiegen aus und nahmen mich zum Hauptsitz von hitparade.ch mit, wo mir zur Chartplatzierung feierlich gratuliert wurde. Nein, natürlich nicht. Ehrlich gesagt hatte ich eine WhatsApp-Nachricht von DJ Blackflame erhalten.

Deine Labelkollegen veröffentlichen auch in Kürze. Ist das abgesprochen oder eher ein Zufall?

Ja, es läuft wie am Schnürchen. In Kürze, also am 13.07.2018, veröffentlichen YT & Radical ihr gemeinsames Collaboalbum «Vrenelisgärtli». Ein gutes Musiklabel zeichnet sich unter anderem darüber aus, in welchen Abständen sie ihre Releases plant. Du darfst also davon ausgehen, dass bei Catcha› Music miteinander abgesprochen wird, wer zu welchem Zeitpunkt seine CD veröffentlicht. Es wäre doch schade, wenn so krasse Alben alle innerhalb eines Monats erscheinen und sich womöglich die Aufmerksamkeit gegenseitig rauben würden. Sinnvoller finde ich es so, wie es bei uns läuft und über das gesamte Jahr verteilt, Releases gefeiert werden können.

Du warst schon länger als technisch versierter Rapper bekannt. Wie schwierig ist es sich heute einen Namen zu machen unter tausenden von Rappern?

Auf der einen Seite kommt es bestimmt auf die Leistung jedes einzelnen Rappers darauf an. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Einwirkungen von Aussen, die nicht beeinflussbar sind. Es ist bestimmt die grosse Anzahl von Rapper in der Schweiz, die es uns grundsätzlich erschwert, in diesem riesigen Teich, überhaupt gehört zu werden. Ebenso scheint es auch enorm wichtig zu sein, die richtigen Personen zu kennen. Je nach dem, wem du wie tief in den Arsch kriechst, wirst du entsprechende Aussichten haben, auf gewissen Plattformen ausgestrahlt zu werden oder eben nicht. Ich glaube, dass ich genau hier meine liebe Mühe habe. Ich wünsche mir an dieser Stelle einfach mehr Objektivität.

War dein Dialekt nie ein Hindernis?

Also mein St. Galler Dialekt war schon sehr oft Thema. Die einen finden es geil und andere haben mir schon so Dinge gesagt wie: «Bei dir klingt der Dialekt gar nicht mal so schlimm.» Obwohl das ja schon impliziert, dass derjenige meinen Dialekt grundsätzlich unschön findet, aber es in meinem Fall gar nicht mal so unschön sein soll. Das wäre ja so, als würde ich jemandem sagen: «Bei dir ist deine Hässlichkeit, gar nicht mal so schlimm.» Naja egal, vielleicht hinkt der Vergleich. Für mich persönlich ist es so, dass ich beispielsweise den Berner-Dialekt nicht sonderlich gut mag. Wenn ich jedoch Rap aus der Hauptstadt pumpe, feiere ich’s, wenn der Song gut ist. Unsere Vielfalt an Dialekten in der Schweiz ermöglicht uns doch erst Mundart in die unterschiedlichsten Facetten zu setzen und das könnte man ja auch als Ressource betrachten. Vielleicht beerdigen ja wir HipHopper irgendwann den Kantönligeist.

Du und DJ Blackflame schlagen auf dem Album auch modernere Töne an. Wie ordnest du dein Werk stilistisch ein?

Das überlasse ich lieber anderen. Uns war nur wichtig, dass wir Sound stilistisch so produzieren, dass wir ihn fühlen und es weiterhin nach Rones klingt. Und das ist uns definitiv gelungen.

Wie empfindest du Trap?

Nüchtern betrachtet, beschreibt Trap eine weitere Art, Rap umzusetzen. Im Vergleich zum klassischen 90s-Rap sind die Beats etwas anders, die Geschwindigkeit ist etwas anders und die Art und Weise wie gerappt wird, ist ebenfalls etwas anders. Mir persönlich macht es einfach nur Spass über Trap-Beats zu texten, weil es eine Abwechslung ist und ich in der Herangehensweise an einen Song umdenken muss. Wenn ich dann eine Strophe fertig habe, fühlt es sich beinahe so an, als würde ich einen meiner ersten Texte droppen. Die Albumproduktion war demnach gespickt mit nostalgischen Momenten und wenn ich nur diese Zeitspanne im Studio beurteilen müsste, war das bestimmt die beste überhaupt.

Wie entstand die Promoidee mit der Zurück in die Zukunft-Geschichte?

Dj Blackflame und ich haben schon einige CDs gemeinsam veröffentlicht. Wir sind der Meinung, dass einige alte Videoclips darunter vertreten sind, die durchaus fähig sind, auch in der heutigen Zeit releast zu werden. Während der Promophase für das Album, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, einige solcher «Perlen» via «Fluxkompensator» zurück in die Gegenwart zu holen.

Kommst du mit deinem Album auch mal wieder nach Graubünden?

Bestimmt. Aktuell sind im Herbst einige Auftritte in der ganzen Ostschweiz geplant und Graubünden haben wir noch nie ausgelassen, weil wir dies so gewollt hätten.

Dein Cover lehnt sich stark an Guns’n’Roses an. Hattest du nie Angst vor einer Klage?

Nö. Habe bis dato auch keine Klage erhalten. Grundsätzlich ist unser Cover auch nur angelehnt an ein Guns’n’Roses-Cover und wurde prinzipiell neu gezeichnet. Die Ähnlichkeit wollten wir bewusst erhalten.

Gibt es in deiner Karriere auch Sachen, die du lieber ausgelassen hättest?

Ich würde einige Dinge anders machen, das bestimmt. Auslassen würde ich aber nichts, ausser vielleicht diese eine Geschichte, die mir jetzt spontan in den Sinn kommt. Ich wurde vor gefühlten hundert Jahren bei einer Metalband als Gastauftritt gebucht. Die Band fand mich tight, das Publikum geht so. Als ich die Bühne betrat, wurde ich bereits ausgepfiffen, weil sie an einem Look scheinbar erkannten, dass bald so etwas wie Rap kommen wird. Ich habe zwar tapfer den Buh-Rufen standgehalten und meinen Part durchgerappt. Als ich fertig war, habe ich mich sogar noch zu einem «fuck you all» hinreissen lassen. Naja, mir war damals einfach noch nicht bewusst, dass ich in der Grabenhalle St. Gallen nach meinem Auftritt, einmal durch die Menge gehen muss, um nach draussen zu gelangen. An dieser Stelle gibt es offensichtlich einige Sachen, die ich anders gemacht oder lieber ausgelassen hätte.

Wie siehst du die Rapszene Graubünden?

Im Moment etwas aus der Ferne, muss ich leider gestehen. Die Bündner-Rapszene hat mich aber sicher geprägt. Egal ob Gimma, Sektion Kuchikästli, Breitbild, Spooman, Liricas Analas etc., alle waren und sind für mich krasse Rapper, bei denen ich heute noch für ein Ticket anstehen würde. Aktuell kommt mir neben Ali auch das übertalentierte Freestyle-Monster Burri in den Sinn. Er organisiert doch auch das Battleformat «Battle at the Room»? Ich gib mir auf jeden Fall noch oft die Battles auf YouTube, die von ihm gehostet werden. Ich finde diese Accapella-Battles faszinierend und kann allen empfehlen, sich damit auseinander zu setzen.

 

 

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Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.