… und ein Spiel dauert 100 Minuten

1200 Besucherinnen und Besucher haben den Fussball-Krimi Schweiz gegen Brasilien live in der Vögele-Arena miterlebt. Ein Abend voller Emotionen.

Das Public Viewing in der Vögele Arena auf dem Theaterplatz in Chur empfängt seine Besucherinnen und Besucher mit dem Alltime-Favourit «Bring en hei» von Baschi. 1200 werden es am Schluss sein, es ist nach Spanien-Portugal das zweite ausverkaufte Spiel in der Vögele Arena. Dann spielt Louniverse sein «Like a Sputnik» live. Die Stimmung ist ausgelassen, der Abend trotz angekündigter Regengüsse warm und trocken.

«Wir sind zufrieden, es ist gut gestartet», sagt Sandro Peder, mit FiFi Frei zusammen Co-Organisator. Er tippt auf ein 1.:1. «Aber ich muss aufpassen, ich habe schon bei Spanien-Portugal 3:3 getippt und bekam recht.» Worte, an die Sandro Peder sich noch erinnern wird, aber das weiss er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. «Wenn es ein 2:0 gibt, tanzen die Brasilianer Samba. Dann sind sie nicht mehr zu stoppen.»

«Es wäre schön, wenn die Schweiz ins Viertelfinal käme», sagt der CEO der Graubündner Kantonalbank, Alois Vinzens, in der Lounge der GKB. «Shaqiri ist der Mann, der die Tore schiessen muss.» Gemeinsam Geschichte schreiben, heisst es über der Lounge des Hauptsponsors. Dass tatsächlich Geschichte geschrieben wird, wissen Alois Vinzens und der Rest des Publikums zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Von Xherdan Shaqiri ist in der ersten Halbzeit praktisch nichts zu sehen und zu hören. Es dauert bis zur 42. Minute, bis er das erste Mal von Kommentator Sascha Ruefer erwähnt wird. Vorher gibt es Pfiffe für Coutinho, als er das Goal zum 1:0 schiesst und ein erstes Mal kollektives Hopp, Schwiiz rufen. «Es ist nicht so heiss wie erwartet», sagt Sascha Ruefer im Fernsehen und meint damit den Austragungsort Rostow. In Chur wird es um den Montalin dunkler; Wolken türmen sich auf.

Ein gut halbes Dutzend Fans der brasilianischen Nationalmannschaft zeigen Flagge. Einer davon ist der 18-jährige Victor. «Ja, es ist schade, dass nicht mehr Fans hier sind.» Die Zuschauer sind in rot-weiss getränkt, aber das stört Victor nicht. Er ist wegen der Atmosphäre und der Stimmung hier. «Ich interessierte mich gar nicht so fest für Fussball.»

In der zweiten Halbzeit kommt endlich auch Alois Vinzens auf seine Kosten. Xherdan Shaqiri hier, Xherdan Shaqiri dort. Plötzlich ist er überall. Als der Fussballer in den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit mit dem Eckball den Assist zum Tor zum 1:1 schiesst, sind die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht mehr zu halten und erobern sogar die Tische. Ein Fussball wird herumgeworfen, für das brasilianische Idol Neymar gibt es nur noch Pfiffe.

In der 83. Minute spielt Xherdan Shaqiri vor den Augen des Gegners Samba mit dem Ball. Für ein Goal reicht es nicht, doch schafft es der Schweizer Goalie Jan Sommer in Zusammenarbeit mit dem Rest des Teams, ein zweites Goal zu verhindern. So gibt es am Ende des Abends mindestens zwei Sieger: Alois Vinzens, der auf Shaqiri als tragende Figur tippte, und Sandro Peder, der mit seinem Orakel von 1:1 den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Und was ist dein Tipp für Schweiz gegen Serbien, Sandro? «Das verrate ich jetzt noch nicht.»

Auf dem Soundteppich von Helene Fischers «Atemlos» und dem Gehupe der ersten Autokorsos werden die Besucherinnen und Besucher fast 100 Minuten nach dem Anpfiff – ohne die Pause – wieder in die Nacht entlassen. «Ich glaube, Neymar ist einfach müde», sagt eine Zehnjährige. «Ich weiss gar nicht, warum sie ihn noch mitspielen lassen.»

Die Wolken um den Montalin beginnen sich langsam zu entleeren. Aber das ist egal: Die Schweiz hat 1:1 gewonnen.

 

Hier gehts zu den Gesichtern des Abends in der Vögele Arena.

 

hier, zu den Tickets in der grossen Public-Viewing-Arena auf dem Theaterplatz in Chur hier.

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(Bild: GRHeute, Film: Joalien Van der Elst, redaktionelle Mitarbeit: Manuela Schnider)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.