Chur 97 gerettet – FC Ems taucht

Chur 97 gerettet – FC Ems taucht

Juerg Kurath
10.06.2018

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge können die Bündner Fussballfans auf die Entscheidungen im Abstiegskampf der interregionalen und der regionalen 2. Liga blicken. Während nämlich Chur 97 mit dem 1:1-Unentschieden in Frauenfeld seine Pflicht erfüllte und gleichzeitig von den Niederlagen des Nachwuchsteams des FC Schaffhausens und des FC Buchs profitierte, kam der FC Ems im Heimspiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten FC Diepoldsau-Schmitter nicht über ein 3:3-Unentschieden hinaus und muss nur gerade ein Jahr nach dem Aufstieg wieder in den sauren Apfel des Abstiegs beissen.

Churs Trainer Michael Nushöhr war vor dem Match nicht zu beneiden, musste er doch nicht nur auf Sascha Meier und den verletzten Roman Demarmels, sondern auch auf die nach der vierten Verwarnung gesperrten Livio Krättli, der auf die nächste Saison hin zum 1. Ligisten USV Eschen Mauren wechselt, Armando Heeb und Hamza Sljivar verzichten. Zu allem Übel musste nach dem Einspielen auch noch Miroslav Kral wegen starker Rückenschmerzen forfait geben. Nushöhr warf deswegen den noch nicht 19-jährigen Maurin Forster ins kalte Wasser, der dann über die ganzen 90 Minuten hinweg das Vertrauen seinen Trainers vollends erfüllte. 

Trotz aller negativen Voraussetzungen startete Chur97 mit viel Schwung in die Partie und erzielte bereits in der 7. Minute durch Lorenzo Cazzato den 1:0-Führungstreffer. In der Folge plätscherte das Spiel so dahin, denn ausser zwei Torchancen für die Einheimischen in der 29. und 32. Minute sowie je einer gelben Karte für Leandro Lucarelli in der 38. Minute und Lorenzo Cazzato in der 43. Minute wegen Reklamierens passierte nicht allzu viel. Man hatte sich schon mit diesem Spielstand abgefunden, als Marius Angst in der 44. Minute von einem kollektiven Aussetzer der gegnerischen Verteidigung profitierte und für den zu diesem Zeitpunkt nicht unverdienten 1:1-Ausgleich besorgt war.

Für die Churer reicht es trotz verpasstem Sieg

Nach der Pause ersetzte der 19-jährige Girom Affolter den völlig auf dem Zahnfleisch laufenden Carlo Bearth. Anfänglich dominierten die Frauenfelder das Spielgeschehen, ohne sich allerdings klare Torchancen herausarbeiten zu können. In der 71. Minute erfolgte dann bei den Churern der nächste Wechsel, indem Luca Tino für Resandran Yogarajah hereinkam. Unterdessen hatten die Gäste das Spieldiktat übernommen und Maurin Forster verpasste in der 74. Minute den erneuten Führungstreffer nur knapp.

Der letzte Wechsel bei den Churern – der 18-jährige Mitko Gjorgjievski ersetzte Janique Gringer – läutete sodann die spannende und nicht enden wollende Schlussphase ein, in der beide Teams das Spiel hätten für sich entscheiden können. In der 83. Minute musste Churs Abdül Samed Ipek längere Zeit an der Linie gepflegt werden, konnte dann aber doch weiterspielen. In der 85. Minute verpasste Mitko Gjorgjievski zuerst das 2:1 für Chur97, bevor Christian Haag zwei Minuten später den Führungstreffer für die Platzherren auf dem Fuss hatte, aber ebenfalls scheiterte. Wiederum nur eine Zeigerumdrehung später konnte Mitko Gjorgjievski allein auf das Tor des FC Frauenfeld losziehen, vergab aber den vermeintlichen Siegestreffer erneut, sodass es schliesslich bei dem für die Einheimischen alles in allem doch eher schmeichelhaften 1:1-Unentschieden blieb. 

Beim anschliessenden Freudentaumel hatte man das Gefühl, als ob die Churer etwas gewonnen hätten. Dabei hatten sie nur gerade mit viel Glück den Abstieg verhindert, denn der gewonnene Punkt sollte reichen, um die mitgefährdeten Schaffhauser, die gegen den FC Rüti nach einem 0:3 Pausenrückstand eine 3:5-Heimniederlage hatten einstecken müssen, und den in der Rückrunde geschwächten und stark abbauenden FC Buchs, der in Uzwil bei der 1:3-Niederlage ebenfalls leer ausging, hinter sich zu lassen.

Riesige Erleichterung nach Spielschluss.

Somit ist Chur 97 für einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Um aber nicht nochmals eine ähnlich frustrierende Saison erleben zu müssen, ist unbedingt eine knallharte Fehleranalyse notwendig, aus der dann auch die richtigen Lehren gezogen werden sollten. Mut für die Zukunft macht die Tatsache, dass in Frauenfeld mit Rion Klaas, Daan Theijse, Maurin Forster, Resandan Yogarajah, Lorenzo Cazzato, Mitko Gjorgjievski und Girom Affolter talentierte Nachwuchsspieler zum Einsatz gekommen sind, die fast durchwegs zu überzeugen wussten. Wichtig wird vor allem auch die Trainerfrage sein, die möglichst bald gelöst werden sollte, um die neue Saison zu planen, zumal mit Marius Zarn und Jan Kollegger ja ausgewiesene Fachleute zur Diskussion stehen.

Was Präsident Josef Müller nach Spielschluss zum Ligaerhalt sagte, sehen Sie hier.

Für die Frizzoni-Elf ist der Abstieg zur bitteren Realität geworden

Die Chancen des FC Ems auf die Wahrung der Ligazugehörigkeit waren eigentlich schon vor dem letzten Heimspiel gegen den überforderten und bis zuletzt sieglosen FC Diepoldsau-Schmitter fast nur noch theoretischer Natur. Das 3:3-Unentschieden war dann einfach noch das Tüpfelchen aufs i einer völlig verkorksten Schlussphase der regionalen 2. Liga-Meisterschaft, in der die Emser aus den letzten sieben Spielen nur noch drei Punkte gewinnen konnten. Beruhigend ist wenigstens die Tatsache, dass auch ein Erfolg gegen die schon seit längerer Zeit als Absteiger feststehenden St. Galler Rheintaler nichts mehr am Verdikt geändert hätte, weil der ebenfalls noch gefährdete FC St. Margrethen mit einem 6:3-Auswärtssieg gegen die Nachwuchsmannschaft des FC Vaduz bereits selbst für klare Verhältnisse gesorgt hat. 

Die vorübergehend letzte Partie der Emser in der regionalen 2. Liga verlief lange Zeit torlos, aber beileibe nicht ereignislos, denn bereits in der 6. Minute wurde Mittelfeldspieler Mahmoud Abdulla des Feldes verwiesen. Erst in der 50. Minute eröffnete Mario Garcia das Score für die Platzherren. Mahir Beso doppelte dann in der 56. Minute nach. Die sich tapfer wehrenden Diepoldsauer gaben sich aber nicht geschlagen und kamen durch Nenad Krstic in der 62. Minute und Rafael Bucheli in der 86. Minute zum 2:2-Ausgleich. Als der Emser Topscorer Alessandro Giacomelli, der den Verein nach dieser Saison in Richtung US Schluein Ilanz verlässt, drei Minuten später für die 3:2-Führung gesorgt hatte, hoffte man schon auf einen Sieg und damit auf einen einigermassen versöhnlichen Abschluss der Saison. Doch der FC Diepoldsau-Schmitter legte erneut sein Veto ein und erzielte in der 90. Minute durch Giuliano Aloi noch den Ausgleichstreffer zum 3:3-Schlussresultat, das der roten Laterne den zweiten Saisonpunkt bescherte.

Die Emser müssen somit als Zweitletzte mit vier Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz den Gang in die regionale 3. Liga antreten, was zweifellos auch eine Chance für einen Neubeginn sein kann.

 

(Bilder: Jürg Kurath/GRHeute)

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Juerg Kurath

Redaktor Sport
Langjähriger Berichterstatter des Bündner Sports, der BZ und der SO. Aktiver, Trainer und Funktionär in Leichtathletik, Triathlon, Biken, Volleyball, Fussball, Korbball, Handball, Casting und Bob.