Das exklusive Interview mit M-DOT

Das exklusive Interview mit M-DOT

Während seiner Europa-Tour macht der italo-amerikanische Rapper auch im Churer Palazzo halt. Unser Kulturredaktor Chris Bluemoon hat exklusiv mit dem Hip-Hop-Star gesprochen.

Wie kommt’s, dass Du während Deiner Europa-Tour in Chur gastierst?

Ich spielte letzten Oktober (2017) in Chur, als ich mit Pete Rock & CL Smooth auf Tournee war und traf dort DJ C-Zar (er war DJ für mein Set). Seitdem ist er ein guter Freund geworden. Und als ich ihm sagte, dass ich im März (2018) auf Tournee in Europa sein würde, bot er an, eine Show für mich zu organisieren. Dies ist derzeit meine 7. Reise nach Europa für Shows. Meine erste war ironischerweise auch schon in der Schweiz, als ich in Zürich (2009) rockte.

Ist Touren inzwischen für Rapkünstler die Haupteinnahmequelle geworden, da die Plattenindustrie immer mehr zerbröckelt?

Es ist definitiv eine wichtige Geldquelle in dem schwindenden Markt. Es ist eines der wenigen Dinge, die man als Künstler noch vollständig kontrollieren kann. Im Wesentlichen, sobald man ein Album herausbringt, kann es sofort kopiert und kostenlos heruntergeladen werden. Live-Shows, die Zuhörer auf der ganzen Welt treffen, und das Verkaufen von Merchandise bleibt ein mächtiges Werkzeug, wenn man es richtig macht. Mit richtig meine ich folgendes: Jeder denkt, dass Tours eine einzige Party sind… Das sind sie nicht! Zumindest für mich. Reisen in Zügen, Flugzeugen, Bussen, Schlafen auf Stühlen und das Erhalten der Stimme (nach 1-stündigen Sets praktisch jeden Abend) über mehrere Wochen ist ein mühsamer Prozess. Ich liebe es und ich würde nichts ändern (außer dass ich während dieser Zeit von meiner Familie weg bin). Ich bin stolz darauf zu sehen, dass meine Musik in der Welt ankommt und die Leute es mögen. Es ist nur Arbeit, das ist alles.Um all diese Beziehungen aufrecht zu erhalten und weiterhin gebucht zu werden, bemühe ich mich, niemals einen einzigen Soundcheck oder ein vor der Show angesetztes Abendessen, das uns der Promoter macht, zu verpassen, und vor allem werde ich nicht berauscht oder ohne gute Stimme auftreten. Dein Ruf ist alles was du hast. Beschütze ihn mit deinem Leben. Ich bin erstaunt, wie viele Künstler das Touren nicht ernst nehmen und sich dann wundern, warum sie nicht wieder gebucht werden. Es ist ein Privileg hier zu sein und das vergesse ich nie.

Du tourst ziemlich viel in Europa. Was war Dein Lieblingsland / beste Show / beste Erfahrung? Was hat Dir am meisten gefallen (mal von der Schweiz abgesehen)?

Ich habe Aland in Finnland wirklich genossen. Ich hatte dort vorher noch keinen Auftritt (bis ich im Oktober 2017 gebucht wurde). Die Show war schon im Vorverkauf ausverkauft und die die Leute waren begeistert von dem Moment an, als wir auf die Bühne kamen bis zum letzten Lied oder eher die 5 Zugaben nach dem letzten Lied haha. Es war eher wie eine gemeinsame Party als ein Konzert von uns. Es war eine intime Show und eine Energie, die ich mit Worten nicht genügend beschreiben kann. Während der Show hat sich die Stimmung nach und nach aufgebaut. Es war auch besonders, weil ich meine Crew bei mir hatte. Es ist selten, dass gerade mehrere von ihnen, wie in Finnland, mit mir unterwegs sind. Sie alle spielten eine Rolle. Es war wie Voltron. Shout-Outs an Kore, DJ Workshard, Victor Keys und auch Meta P hahah…

Du hast bereits mit großen Namen im Rap-Geschäft zusammengearbeitet. Mit welchen Künstlern (Rappern / Produzenten) war es am spannendsten zu arbeiten?

Ich bin ein großer Fan von Nas «illmatic», also war und ist die Zusammenarbeit mit Large Professor (der 1/3 der oben genannten Rap-Bibel produzierte) immer noch surreal. Ich bin sehr demütig, denn wenn man sich ansieht wie das alles zusammenkam, war es reiner Zufall. Ich rappte einfach und er machte Beats beim DJ Eclipse «Half-Time» Radio Finale in New York. Timing ist alles. Ich fing an zu rappen, als er die Boards einsteckte (die Producer und MC’s rotierten für den Cypher). Ich wusste nicht, auf wessen Beat ich rappen würde. Nach der Reaktion im Raum war es von da an Schicksal. Wir tauschten unsere Kontakt-Infos aus und er schickte mir einige Beats. Das wird niemals aufhören, cool für mich zu sein. Ich schaue zu so vielen Künstlern auf und das wird sich nicht ändern. Ich schätze, ich werde eine andere Geschichte für einen anderen Tag aufheben… Es gibt unzählige Legenden und Newcomer und ich bin stolz darauf, dass ich nur durch meine Musik und meine Umtriebigkeit mit ihnen in Verbindung kommen konnte. Large Professor ist nur einer davon. Danke auch an alle anderen, die mir eine Chance gegeben haben.

Dein Album «EgO and The EneMy» war in der Undergroundszene recht erfolgreich. Hat der Erfolg etwas für Dich verändert? In Bezug auf das Leben oder mit wem Du arbeitest? Oder ist alles noch gleich?

Ich werde immer das Gefühl haben nicht wirklich wahrgenommen zu werden. Da meine Musik nicht im Club läuft oder wir jemanden haben, der hinter den Kulissen die Fäden zieht ($$), um einen schnelleren Aufstieg möglich zu machen. Egal, welchen Erfolg wir erzielen, ich weiß nicht, ob irgendetwas jemals gut genug sein wird, denn es wird immer noch mehr zu tun geben. In dem Moment, in dem man aufhört sich zu verbessern und grösser zu werden, kann man genauso gut ganz aufhören. Ich denke, das Projekt war cool und wir haben eine Menge Leute geschockt, wenn man bedenkt, dass wir das komplett selbstständig gemacht haben … trotzdem geht es jetzt weiter. Denn «egO 2» muss das erste Album übertreffen, um wirklich erfolgreich zu sein. Das ist mein Mind-Set.

Da wir gerade von Deinem Album sprechen: Wie ist Dein Workflow? Ich meine, sperrst Du Dich für eine Woche im Studio ein oder ist es eher ein längerer Prozess im Laufe der Zeit?

Ich wünschte, ich könnte mich manchmal im Studio einschließen und die ganze Musik, die ich zu Ende bringen muss, auf einmal rausknallen (Beats, auf denen ich sitze usw.). Wenn ich zu Hause bin, bin ich nur ein normaler Familienmensch, der nicht die Zeit dazu hat ganze Abschnitte aus einer Woche hinauszuschneiden um so viel aufzunehmen wie ich das früher (ohne Familie) konnte. Mein Fokus liegt mittlerweile viel mehr darauf jede freie Sekunde mit meinen 3 Kindern und meiner Freundin zu verbringen. Natürlich versuche ich alle paar Wochen einen Track aufzunehmen. Ich sammle sie dann zusammen, bis es ein Album ergibt. Features sind dahingehend viel einfacher. Ich kann einfach zu Hause einen Part schreiben kurz aufnehmen und die Spuren an die verschiedenen Künstler schicken. Zur Inspiration bin ich gern draußen. Ein dunkles Studio kann dich erdrücken… Haha 

Was inspiriert Dich? Spezielle Künstler oder einfach nur allgemeine Dinge?

Das Leben. Meine alltägliche Umgebung. Sehen wie andere Erfolg haben … Besonders meine Kollegen, die aufsteigen, das inspiriert mich. Es ist irgendwie witzig, dass Rap so ein unsicheres Genre ist, in dem sich Künstler bedroht fühlen und nicht wollen, dass andere Künstler Erfolg haben. Ich benutze es nur als Treibstoff… Wenn andere Rapper an die Spitze kommen, möchte ich härter arbeiten, um sie zu erreichen oder zu übertreffen. Dies ist nur eine Möglichkeit für mich, mich selbst herauszufordern, da es am Ende des Tages wirklich nur ein Wettbewerb mit mir selbst ist. Das ist «egO and the EneMy»

Was wäre Dein bester Rat für Newcomer / junge Rapper?

SEI DU SELBST! Du wirst dankbar sein wenn Du auf die frühen Phasen deiner Karriere zurückblickst und nicht mit einem Bild konfrontiert wirst, dass Du damals vielleicht darstellen wolltest. Mit 35 ist der Rückblick auf dein 20-jähriges Ich dann vielleicht nicht so cool…

Ich würde deine Musik / Album als «klassischen Rap / HipHop“ bezeichnen. Was ist deine Meinung zu den neuen und aktuellen Richtungen, in die sich Hiphop entwickelt hat?

Erstmal danke für dieses Kompliment. Ich hoffe, dass es in ein paar Jahren immer noch so ist. Nun zum eigentlichen… Ich hate nicht gegen die neuen Trap-Sachen, aber gleichzeitig denke ich, dass es schon fast ein eigenes Genre sein sollte. Gleichzeitig denke ich nicht, dass Rap strikt Boom Bap wie in 1992 sein sollte, ich denke Entwicklung ist gut und auch wichtig. Ich würde sagen «Rapper», die Wörter murmeln und Ad libs für ihre Bars machen, sollten nicht im selben Genre wie Texter, die sich auf konzeptuelle Geschichten / Wortspiele konzentrieren, betrachtet werden.

Hast Du bereits Alben/Projekte für die Zukunft in der Pipeline?

Ego 2. Mit an Bord werden Pete Rock, Large Professor, M Phazes, Apollo Brown, !Ilmind, Marco Polo, 7L und mehr sein. Ebenfalls wird es erneut einen Track mit Method Man geben… Ein Kollabo-Album mit Big Shug (Gangstarr) steht auf dem Plan, sowie eine Vinyl-EP zusammen mit Large Professor.

Was hörst Du dir selbst am liebsten an? Welche Künstler?

Das sind viel zu viele um alle zu nennen. Aber so aus dem Stehgreif würde ich sagen 2Pac, Big Pun, Pharoahe Monch, James Brown, Elzhi, Guru, Mos Def. Und alles aus den 80ern (ohne die “Hair bands”).

Wie sieht’s mit Deinem Deutsch aus? Sprichst Du ein wenig oder nur ein paar Fluchwörter?

Na klar!

Was erwartet Deine Fans bei der Show am 31. März im Palazzo Beat Club?

Viel Energie! Kommt und findet es raus!

 

 

(Bild: NekaPhotoGrafizm)

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.