Ein ganz schlechtes Omen

Ein ganz schlechtes Omen

Reto Hartmann
04.02.2018

«Nur der Schweizer Cup? Klar, nur der Schweizer Cup. Der Final? Egal, ist ja nur – eben – der Schweizer Cup. In diesem Retorten-Wettbewerb darf man auch gegen ein NLB-Team verlieren. Vor allem, wenn es sich um einen starken NLB-Leader und designierten Aufsteiger handelt. Die letzten Saisons hat sich der HCD ja auch schon gegen Visp (NLB) und Dübendorf (1. Liga) Peinlichkeiten geleistet, Arno del Curto nimmt das ganze Cup-Dings halt nicht ernst.»

Solche Worte waren am Sonntagnachmittag in den Reihen der HCD-Fans zu hören. Aber auch andere. Wütende Stimmen, ungläubige, solche, die langsam die Geduld verlieren in diesem Jahr. Und solche, die die Saison 2017/18 schon abhaken.

Machen wir uns nichts vor: Als Rekordmeister gegen einen Unterklassigen in einem Final mit 2:7 zu verlieren, ist schwer zu verdauen. Ganz gleich, ob es «nur» der Cup war: Die Davoser Anhänger hätten den Pokal inmitten dieser unberechenbaren Saison mit Handkuss genommen. Zu unkonstant war die Saison der Gelb-Blauen bisher, um die Chance auf einen Pott leichtfertig zu verschenken: Mal top, dann wieder flop – völlig unberechenbar fegte dieses Jahr schon Davos Meister Bern vom Eis, nur um dann Kanterniederlagen gegen Biel oder Kloten einzustecken. Es ist eine seltsame Saison für den HCD: Selbst die endgültige Playoff-Qualifikation holte sich Davos in der letzten Woche trotz drei Niederlagen in Serie. In der Meisterschaft ist ein Rang in den Top-4 faktisch futsch. Und nun der Niederschlag mit einer 2:7-Schwinte gegen Rapperswil. Eine Pleite, die schon fast symptomatisch für das fragile Davoser Spiel steht. Ausgerechnet die grosse Figur des letzten Weekends, Enzo Corvi, leitete die Niederlage ein, als er sich zu einer Schwalbe hinreissen liess und obendrein gleich noch eine Strafe wegen Reklamierens einkassierte. «Er muss lernen, den Latz zu halten», schimpfte HCD-Trainer Arno del Curto nach Spielschluss. Innert 228 Sekunden machte das NLB-Team Rapperswil mit drei Toren den Sack gegen die einstige Boxplay-Macht aus dem Landwassertal zu. Arno del Curto wechselte mal wieder den Goalie – ohne wirkliche Hoffnung. Die Unsicherheit geht weit über den Kasten hinaus. Schon vor dem Final versuchten die Bündner, dem Underdog irgendwie die Favoritenrolle unterzuschieben. Ein absurder Versuch des Rekordmeisters, der im Nachhinein Bände über das Davoser Selbstvertrauen spricht. 

Klar, an guten Tagen hat der HCD immer noch das Potenzial, jedes Team in der Schweiz zu schlagen. Das ist auch die vage Playoff-Hoffnung der Davoser Fans. Wahrscheinlicher ist aber, dass es der HCD in den Playoffs schwer haben wird, den Schalter umzulegen und eine konstante Serie zu spielen. Die Olympia-Pause kommt für AdC dabei genau zum richtigen Zeitpunkt – vielleicht kann der Altmeister danach ja noch etwas aus seinen Stars rauskitzeln. Obwohl auch die Trainerlegende zurzeit untypisch nach Entschuldigungen sucht: Klar, ist es hart, 6 Spiele in 8 Tagen zu spielen. Das darf aber nicht als Rechtfertigung akzeptiert werden – schon gar nicht für einen stolzen Verein wie den HC Davos. Fans erinnern sich daran, wie Davos einst in drei kräfteraubenden Best-of-7-Serien die Gegner niederkämpfte und sich begeisternd den Meistertitel holte – das ist mittlerweile aber schon fast 10 Jahre her. Heute hört man Frust aus den Interviews heraus. Frust, dass man nach zwei Siegen am letzten Wochenende nun wieder viermal en suite als Verlierer vom Eis musste – gegen Teams, die man grösstenteils einfach schlagen muss. Was auch immer man vom HC Davos in dieser Saison nach der Cup-Blamage gegen Rappi noch erwartet – alles andere als ein frühes Playoff-Out wäre für den HCD im März eine Überraschung. Potenzial hin oder her – da ist diese Saison einfach zu oft der Wurm drin.

 

(Bild: Davoser Fans sind not amused/Twitter HC Davos)

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Reto Hartmann

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