Flavian Gieriet von Acavoce zum grossen Bündner Musikherbst

Flavian Gieriet von Acavoce zum grossen Bündner Musikherbst

Es ist ein grosser Herbst für die Bündner Musikszene, denn die Menge der Tonträger, die aktuell erscheinen, ist nicht gerade alltäglich. Während in gewissen Monaten die Musikszene Graubünden praktisch still steht, spielt der beste Kanton der Schweiz diesen Herbst/Winter ziemlich aktiv vorne mit. Wir von GR Heute haben alle Künstler, die im 2017 noch was veröffentlichen zum Interview gebeten und mit ihnen über Musik in Graubünden gesprochen.

Heute im Interview:

Flavian Gieriet

Band:

Acavoce – the vocal sextett

Aktuelles Album:

goes christmas!

Veröffentlichungsdatum:

16.11.2017

Hallo Flavian, wie zufrieden bist du mit dem neuen Werk?

Wir sind sehr zufrieden wie unser neues Album daherkommt. Der gewünschte Mix aus traditionellen Weihnachtsliedern, neu arrangierten Stücken und Eigenkompositionen macht uns – und hoffentlich auch unseren Hörern – viel Freude. Mit Songs in verschiedenen Sprachen und teils „weihnachts-unüblichen“ Stilrichtungen wollten wir unseren Fans zu Weihnachten ein spezielles Geschenk machen. Wir glauben, dies ist uns gelungen.

Wie lange hat die Produktion gedauert?

Da wir parallel zum üblichen Probe- und Konzertbetrieb immer wieder zwei, drei Stücke neu dazu nahmen, ausarrangierten und laufend aufnahmen, hat sich die Produktionszeit über drei Jahre erstreckt. Netto kann man für die 16 Titel von einen Zeitaufwand von beinahe 200 Produktionsstunden sprechen.

Acavoce gibt es nun schon ziemlich lange. Wie entstand die Idee einer Acapellatruppe?

Genau – der Name acavoce wird im 2018 bereits zwanzig Jahre alt! Ich bin als zweitneustes Mitglied auch bereits vierzehn Jahre mit dabei.. unglaublich! Der Reiz, weshalb wir das Ganze heute immer noch mit Begeisterung betreiben, liegt sicher einmal in der guten Freundschaft, die wir untereinander haben. Musikalisch gesehen aber darin, dass wir versuchen, so ähnlich wie eine instrumentierte Band zu tönen. Und dies mit dem kleinen Vorteil, dass wir vor und nach den Konzerten praktisch nichts herum zu schleppen haben.

Ihr habt einige Songs auf Romanisch. Ist das einfach die beste Sprache zum Singen?

Ich persönlich singe gerne in den verschiedensten Sprachen. Englisch passt zu Pop- und Rocksongs am besten, Deutsch macht Spass, sobald eine spezielle oder witzige Botschaft mit dem Song übermittelt werden soll. Vom Klang her, zählen aber die lateinischen Sprachen schon zu den melodiöseren. Da gehört Romanisch dazu. Unsere romanischen Songs werden einerseits gerne von unseren Hörern im romanisch-sprachigen Raum geschätzt, im Unterland sind die Konzertbesucher aber auch immer wieder helle Freude, wenn sie die exotischen Worte aus Graubünden hören, die sie nicht verstehen.


Wie lange geistert die Idee einer Weihnachtsplatte schon in euren Köpfen?

Die Idee entstand vor längerer Zeit. Wir gaben vor über zehn Jahren ein Weihnachtskonzert mit vier bis fünf Weihnachtsliedern, gestreckt mit vielen Acappellasongs, welche gut zum Anlass passten. Als die Jahre danach Anfragen hereinkamen, dies zu wiederholen, nahmen wir uns vor, die Sache irgendwann mal richtig zu machen. Auf dieses Jahr hin hat’s geklappt und wir sind mit unserer Scheibe gar auf Live-Tournee.

Mit einer Weihnachtsplatte macht ihr Furbaz ein bisschen Konkurrenz. Ist das gewollt?

Nein, dies war bestimmt nicht der Gedanke. Dass Furbaz dieses Jahr eine Weihnachtskonzertpause einlegen, während wir mit dem neuen Album und unserer Tour an den Start gehen ist Zufall. Zudem haben wir die Weihnachtszeit nicht alleine für uns gepachtet. Da gibt’s noch einige gute Produktionen, welche das Thema zum Inhalt haben.


Wie geht’s weiter mit euch? Im Sommer könnt ihr ja schlecht Weihnachtslieder trällern, oder?
Was denkst du haben wir die letzten drei Jahre gemacht? Wir haben Weihnachtslieder bei 35 Grad Hitze geträllert. Das geht! 
Nein, im Ernst: Mit allen Songs unseren bisher produzierten vier Alben vor „acavoce – goes christmas!“ verfügen wir über ein sehr grosses Repertoire. Da sind wir im Moment für unsere nächsten Live-Einsätze mehr als gut ausgerüstet. Eine CD Produktion steht somit für die nächste Zeit nicht bereits wieder an. Aber man weiss ja nie..


Im Herbst/Winter erscheinen viele weitere Bündner Werke. Auf welches freust du dich neben deinem Werk?

Ich erlaube mir, wenn ich darf, kurz noch etwas weiter zurück zu blicken: Da gibt’s diverse Bündner Produktionen oder Acts, die ich toll finde. Als sehr gelungen gelten für mich die Songs auf dem Album EL’MAN von TSCHENT, welches im Frühling 2017 rauskam. Die Kombo rund um Erich Locher und Thomas Studach hat aus meiner Sicht das Potential in der Musikszene etwas zu bewegen. Bemerkenswert ist natürlich, dass unsere Churer BREITBILD-Jungs letztes Jahr ein Nummer-1-Album rausbringen konnten. Das passiert einer Bündner Band nicht alle Tage und hat mich vor allem auch für unseren gemeinsamen Studio-Produzenten und Freund LOU ZARRA gefreut. Zum Herbst/Winter 2017: Gespannt bin ich, was weiter mit HEDGEHOG abgeht. Was ich bisher von den Songs seiner neuen Platte gehört habe, überzeugt mit Authentizität und macht gute Laune. So gäbe es noch viele die ich aufzählen könnte, Sandro Dietrich, Michael Gertschen, Stämpf mit der Live-Kombo THE TRAIL und und und.. ich wünsche allen gutes Gelingen und viel Spass an dem was sie tun!


Wie gross ist dein Kontakt zur Bündner Musikszene?

Neben Beruf, Familie und Musik, kommt die Zeit viel zu kurz, die Kontakte zu guten Kolleginnen und Kollegen zu pflegen, welche in Graubünden Musik machen. Aber hie und da reicht’s für einen Besuch an eine Plattentaufe oder man begegnet sich zufälligerweise im Musikstudio. Dies sind immer sehr erfreuliche Momente! Mein Trost dabei: die guten Freundschaften vergehen nicht so schnell, auch wenn sie nicht regelmässig gepflegt werden können.

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.