Kann der «ruinöse Preiskampf» aufgehen?

Kann der «ruinöse Preiskampf» aufgehen?

GRHeute
27.11.2017

Dynamische Preismodell sind bei Bergbahnen schwer in Mode. Kritiker befürchten, dass solche Modelle den Verkehrsumsatz der Bergbahnen im Kanton eher verkleinern.

Die Bergbahnen Graubünden feiern dieses Jahr  50 Jahre Geburtstag, Feierstimmung herrschte an der GV allerdings nicht. Präsident Martin Hug warnte vor einem ruinösen Preiskampf, die Preisstrategie einiger Mitglieder sei «ein Tanz auf Messers Schneide». Die Befürchtungen sind offensichtlich: In erster Linie geht es bei den dynamischen Preismodellen darum, Marktanteile des bestehenden Marktpotenzials abzugreifen. Das Potenzial werde dadurch aber nicht grösser, so Hug. «Dynamic Pricing» bedeute, den Preis nicht nur nach unten anzupassen, sondern bei entsprechender Nachfrage auch nach oben. 

Die Herausforderung der Zukunft sei, das Marktpotential im gesamten Alpenraum zu vergrössern und nicht als einzelnes Unternehmen auf Kosten der Mitbewerber zu wachsen, forderte der Präsident. Viele «Experten» gehen davon aus, dass bei mehreren Regionalbahnen in den nächsten zehn Jahren der Betrieb in Gefahr ist. Ob die Preismodelle des Rätsels Lösung sind, bleibt zumindest abzuwarten.

Die 50 Bergbahnen erwirtschaften pro Jahr einen Umsatz von rund 410 Mio. Franken. 260 Mio. fallen auf den Personentransport, 110 Mio. auf Nebenbetriebe (Hotellerie, Gastronomie, Vermietung etc.) und 40 Mio. auf übrige Erträge. 55% der Unternehmen haben sowohl im Winter- wie auch im Sommer geöffnet. 44% konzentrieren sich auf das Wintergeschäft, während nur eine Unternehmung ausschliesslich im Sommer geöffnet hat. Beim Personentransport, dem Kerngeschäft, werden 95% des Umsatzes im Winter und 5% im Sommer erzielt. Pro Jahr benutzen rund 8.5 Mio. Gäste die Bündner Bergbahnen. Im Durchschnitt betreten im Winter pro Betriebstag 5 Mal mehr Besucher die Schnee- bzw. Wandergebiete als im Sommer. 

Weitere Zahlen und Fakten zu 50 Jahren Bergbahnen Graubünden:

  • BBGR wurde am 11. Juli 1967 als Vereinigung der Seilbahnen und Skilifte Graubünden (VSSG) auf dem Davoser Jakobshorn gegründet.
  • Um «nicht zusätzlich behindert zu werden», wünscht sich BBGR bei den Rahmenbedingungen gemäss Geschäftsführer Marcus Gschwend den Abbau von Regulativen, die Beschleunigung der Verfahren sowie die Überprüfung von Abgaben. Die direkte finanzielle Unterstützung sei nicht prioritär.
  • Die 50 Mitgliedsunternehmen der Bergbahnen Graubünden mussten in den letzten sechs Jahren kumulierte Verluste von 40 Mio. Franken hinnehmen.
  • Die Mitglieder beschäftigten im Durchschnitt 4’076 Mitarbeitende.
  • Die Jahresrechnung des Verbandes schliesst bei einer Bilanzsumme von CHF 375’000 und Aufwendungen von CHF 509’000 mit einem kleinen Gewinn ab.
  • Im Vergleich zum 5- Jahres-Durchschnitt liegt der SnowPass Gesamtumsatz um 7.5 Prozent im Minus.
  • Neu angeboten wird in diesem Winter eine Zusatzkarte für junge Erwachsene (18 bis 25 Jahre) für 300 Franken (ab 1. Dezember 340 Franken), wenn die Eltern einen SnowPass besitzen und die jungen Erwachsenen im selben Haushalt wohnen.
  • Mit rund 360 Anlagen erzielen die Bergbahnunternehmen auf 2‘000 km Pisten, wovon 36% beschneit, jährlich eine Bruttowertschöpfung von CHF 151 Mio. (geschaffener Wertzuwachs pro Jahr). Hiervon entfallen 85% auf den Tourismus und 15% auf die einheimische Bevölkerung.
  • Die Delegierte des Verwaltungsrates der Chur-Bergbahnen (BCD), Manuela Seeli, wurde für Andrea Camastral, ehemaliger Geschäftsführer der Splügen-Tambo AG, neu in den Vorstand gewählt. Philipp Holenstein (CEO Arosa Bergbahnen AG und Vizepräsident Seilbahnen Schweiz) sowie Markus Moser (CEO Corvatsch AG) wurden nach Ablauf Ihrer Amtsperiode wieder gewählt. Die restlichen Vorstandsmitglieder sind Martin Hug (Präsident und Geschäftsleitungsmitglied der Weissen Arena Gruppe), Markus Good (Technischer Betriebsleiter Davos Klosters Bergbahnen AG) und Maurus Tomaschett (Geschäftsführer Sportbahnen Vals AG).

     

    (Symbolbild: Nachtskifahren auf Corvatsch/Bergbahnen Graubünden)

 
 
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