Zehn schräge Hockey Regeln, die man gehört haben muss

Zehn schräge Hockey Regeln, die man gehört haben muss

Der Eishockey-Sport ist laufend in Entwicklung, die Regeln werden stets dem aktuellen Treiben auf dem Eis angepasst. Das macht durchaus Sinn, denn der Sport ändert sich regelmässig, und umtriebige Coaches finden immer wieder Lücken, wie man Grauzonen zum eigenen Vorteil ausnutzen kann. In den letzten 100 Jahren haben sich die Regeln unseres Lieblingssports darum drastisch geändert. Ein Überblick über 10 Hockey Regeln, die man gehört haben muss:

 

10. Die Schwalben-Regel

Am 10. Januar 1918 passte die NHL die Goalie-Regeln an. Was das bedeutet, liest sich heute wie ein schlechter Witz: Bis zu diesem Zeitpunkt, vor gut 100 Jahren, war es den Torhütern nicht erlaubt, auf die Knie zu gehen. Man muss sich das heute mal vorstellen: Ein Goalie musste die ganze Partie über auf beiden Beinen stehen, ansonsten erhielt er eine Zwei-Minuten-Strafe wegen „Flopping“, oder „Schwalbe“ auf gut Deutsch. Zudem wurde der Torhüter mit einer saftigen Geldstrafe von zwei Dollars belegt.

 

9. Die Captain-Regel

Bis 1948 musste der Captain einer Mannschaft stets auf dem Eis sein. Hört sich heutzutage wahnsinnig an, war damals aber nicht eine so grosse Sache, denn viele Kader von Teams bestanden zu diesem Zeitpunkt aus nur sechs bis sieben Spielern, sodass es Usus war, dass der Captain die ganze Partie durchspielte.

 

8. Die Penalty-Regel

Sehr spannend und eine Reaktion auf den revolutionären Coach Roger Nielsen. Nielsen begann seine Karriere als Trainer 1966 und coachte bis 2002 in der NHL, unter anderem bei den Toronto Maple Leafs, Buffalo Sabres, Vancouver Canucks, Los Angeles Kings, New York Rangers, Florida Panthers, Philadelphia Flyers und Ottawa Senators. Nielsen geht in die Annalen ein als einer der grossen Erfinder des Sportes und trieb die Ligen mit seinen unorthodoxen Methoden oftmals an den Rand des Wahnsinns.

 

In den 70er Jahren realisierte Nielsen, dass es keine Regel gibt, dass bei einem Penalty ein Goalie auf dem Eis stehen musste. Da damals Eishockey viel von der Einschüchterungstaktik lebte und ungleich brutaler war als heute, setzte der innovative Coach kurzerhand seine bösesten Verteidiger aufs Eis bei einem Penalty. Der Verteidiger griff bei Beginn des Penaltys den gegnerischen Spieler direkt und derart resolut an der blauen Linie an, dass der Penalty-Schütze gar nie erst zur Schussabgabe kam. Die Penalty-Regel wurde innert kürzester Zeit angepasst.

 

7. Die Blinden-Regel

Sehr kurios, und eine der wenigen Regeln, die noch immer zählt: Wer blind ist, darf nicht in der NHL spielen. David-Alexandre Beauregard (nicht verwandt mit dem ehemaligen HCD Goalie) war ein Draft Pick der San Jose Sharks, der eine vorzügliche Junioren-Karriere genoss. Als er das Licht in seinem linken Auge (wegen eines hohen Stocks) verlor, verbot ihm die NHL, weiter Profi-Eishockey zu spielen. Carl Soderberg, dem Stürmer der Colorado Avalanche, ist es übrigens erlaubt, in der NHL spielen. Grund dafür ist, dass Soderberg zwar offiziell als auf einem Auge blind gilt. Da er aber noch Schatten erkennen kann, darf er in der NHL spielen.

 

6. Die Strafbank-Regel

Diese Regel ist immer noch gültig, und auch wenn die Situation wenig vorkommt, so macht sie durchaus Sinn: Ein Spieler, der die Strafbank verlässt, darf den Puck nicht berühren, solange er nicht das Eis mit seinen Füssen bzw. Schlittschuhen berührt. Das heisst, es ist nicht erlaubt, aus der Strafbank heraus den Puck zu spielen. Die Folge eines solchen Vergehens: Gleich wieder auf dem Bänkli Platz nehmen, Zwei Minuten Strafe. So gesehen vorletzte Woche bei der Partie Dallas Stars gegen Vegas Golden Knights.

 

 

5. Die Puck-Regel

Früher wurde die Scheibe nicht aus vulkanisierten Gummi hergestellt, sondern war oftmals eine Scheibe aus Holz oder laminiertem Leder. Als 1900 eine Scheibe bei einem Schuss zerbrach und nur ein Teil ins Tor fiel, entschieden die Schiris: Kein Tor, die gesamte Scheibe muss im Tor landen, ansonsten zählt der Treffer nicht. Die Regel gilt heute noch, obwohl die Situation wohl nie mehr vorkommen wird.

 

4. Die Goalie-Stock-Regel

Wieder Roger Nielsens Einfluss: Der Coach merkte in den 70er Jahren (wie andere auch), dass es Sinn macht, den Goalie vom Eis zu nehmen, wenn er am Ende einer Partie zurück lag. Was speziell war: Nielsen instruierte seine Torhüter, den Stock auf dem Eis zu lassen, da es keine Regel gegen dieses Vergehen gab. Der Goalie legte also seinen Stock quer vors Tor, was einen Empty Netter für den Gegner merklich erschwerte. Die Regeln wurde innert kürzester Zeit angepasst, so dass es dem Goalie nicht mehr erlaubt ist, den Stock auf dem Eis zu lassen, wenn er einem sechsten Feldspieler Platz macht.

 

3. Die Kick-Shot-Regel

Die Regel ist immer noch gültig, auch wenn sie etwas absurd klingt: Ein Spieler darf seinen Stock nicht kicken. Kickt ein Spieler seinen Stock, wenn der Puck am Schaft liegt, erhält der Spieler eine Zwei-Minuten-Strafe für „Kick Shot“. So gesehen beim Penalty-Versuch vom ehemaligen Servettien Paul Ranger.

 

 

2. Die Pass- und Offside-Regel

Wahnsinn. Bis 1918 war es nicht erlaubt, die Scheibe nach vorne zu passen. Eishockey ähnelte zu diesem Zeitpunkt mehr „Rugby on Ice“ als dem heute bekannten Hockey.  1913 begannen die ersten Anpassungen in der damaligen Pacific Coast Hockey Association (PCHA), einer rivalisierenden Liga der NHL, um das Spiel attraktiver zu machen: Zuerst wurden Vorwärtspässe in der neutralen Zone erlaubt, dann im eigenen Drittel, bis schlussendlich 1928 auf dem gesamten Eis der Vorwärtspass erlaubt wurde. Puristen argumentierten damals, dass der Vorwärtspass die Strategie des Spieles ruinieren würde, während Befürworter der (korrekten) Meinung waren, das Spiel würde mit dem Forward-Pass unterhaltsamer (wie das damals zur gleichen Zeit auch bei Lacrosse und American Football eingeführt wurde und positive Resultate erzielte).

 

1928 war sowieso ein spezielles Jahr: Während einer Saison versuchte die NHL, ohne Offside zu spielen. Die einzige Regel, die bestand, war, dass keine Pässe durch zwei Zonen gemacht werden durften, die Scheibe musste also immer über die blauen Linien geführt werden. Nur innerhalb einer Zone waren Vorwärts- und Rückwärtspässe erlaubt. Das Versuchs-Projekt hatte kurze Dauer: Die Liga erkannte schnell, dass Stürmer nun einfach vor dem gegnerischen Tor warteten, und noch während der Saison passte die Liga die Offside-Regel auf den heutigen Stand an.

 

Hier ein Bild des damals revolutionären Zeitungsartikel, der die Regeländerung bekannt machte.

GRH_Offsideregel

 

 

1. Die Extra-Spieler-Regel

Nochmals ein Relikt von Coach Nielsen: Wenn ein Team weniger als zwei Minuten vor Ende zu viele Spieler auf dem Eis hat, gibt es automatisch einen Penalty für das gegnerische Team. Und das hat einen guten Grund:

Coach Nielsen realisierte in den 60er Jahren, dass, egal wie viele Strafen sein Team erhielt, er nie weniger als drei Spieler auf dem Eis haben würde. Um einen Vorsprung über die Zeit zu bringen setzte Nielsen am Ende einer Partie also konstant zu viele Spieler aufs Eis. Das Resultat: Jedes Mal musste der Ref das Spiel anhalten und eine Zwei-Minuten-Strafe aussprechen. Nielsen machte dies alle zehn Sekunden, bis die gesamte Zeit verstrichen war. Der Gegner kam gar nie erst dazu, das Powerplay auszunutzen. Ein cleverer Kerli.

 
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(Bild: Pixabay)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.