DaMos – Kaosforschig 3 im Test

DaMos – Kaosforschig 3 im Test

Die Bündner Raplegende ist zurück mit neuem Album. DaMos, der von Grund auf alles selber produziert, seine Covers selbst zeichnet und auch sonst immer gut ist für ein Metaphernfestival ist, veröffentlicht mit Kaosforschig 3 seine 16. Veröffentlichung. (Singles und EPs mitgerechnet) Kaum einer war immer so nah an der Szene in den letzten Jahren wie er, darum ist es selbst für mich als Musikkritiker eine Ehre die neuen Töne von Mos zu hören.

So klingt das neue Werk:

Intro:
Ein Zitat unterstützt von einem epischen Beat im Hintergrund. Es wird ein Ende der Macht von Amerika angekündigt und nicht nur das Cowboycover weist eine leichte Wild-West-Romantik auf.

Ih
DaMos ist auf dem zweiten Track definitiv zurück, wobei er war ja nie wirklich weg. Oh yeah, genau auf so passives, intellektuelles Gefronte haben wir gewartet. Battlerap muss nicht immer mit Äxten und Geschreie vonstattengehen. DaMos zeigt schon beim zweiten Track, dass er noch lange nicht müde ist, Hobbygangstern den Meister zu zeigen. Spannender Einstieg.

Scherba
Wow, eine akustische Gitarre. Pop-rockig geht es weiter mit einer massiven Kritik am Kapitalismus. Das geht tief, denn jeder von uns prostituiert sich für kleine Statussymbole, die nur mit dem Papierteufel erreicht werden können. Einer zum Nachdenken.

Kuabuab
Lustig, ein 40-jähriger, der sich als Buab bezeichnet. DaMos frontet weiter. Seine Tochter bringt es genau auf den Punkt. Sehr nice als Kopfnickernummer. Wie ein echter Cowboy schiesst er Metapher an Metapher auf seine Haters los. Päng, Päng!

Märliland
Der Erfinder des Elektro-Bündner-Raps zeigt wie es geht. Es bounct ganz schön und hat durch die Synthies eine wahnsinnige Dynamik, die das Tanzbein schwingen lassen. Einer meiner Favoriten bisher, denn nun hat er einen goldigen Mittelweg zwischen Rap und Elektro gefunden. Well done.

 Telefonat (Skit)
Ein Klassiker wird neu aufgelegt. Die witzigen Skits sind immer ein Highlight auf DaMos-Platten. Grossartige Comedy.

Beastmode
Weder scheintot, noch im Beastmode. Was für eine Line. Ironisch geht er auf sein Alter ein. Ziemlich witzig und voller glanzvoller Reimmomente, die nicht von allen so on Point gebracht werden können. DaMos ist unique und hier zerrockt er trotz seines Alters das Jugendbusiness Rap.

Dahai
Wieder eine Gitarre. Schön popig. Wow, ich bin echt begeistert. Eine Ode an seine Familie, die jeder Radio in die Heavyrotation nehmen sollte. Denn werde ich sogar meiner Frau zeigen, da dies so ein Song für jeden Geschmack ist, auch für Leute, die mit Rap nichts anfangen können. Für mich bisher der Hit des Albums. Hätte ich in dieser Form echt nicht erwartet hier.

Kaosherz
Bei dieser Synthiemelodie kommen mir irgendwie am Anfang so ein bisschen 90er Gefühle auf. Ein Hymne für die Missverstandenen. Ein Soundtrack für die Generation Burnout.

Traumfrau 2017
Eine neue Version seines Evergreens, respektive eine Fortsetzung. Schön mit Piano unterlegt findet die 2017 irgendwie ein Happyend. Gut, dass es in dieser Welt noch Geschichten von dieser Sorte gibt. Eine Beziehung ist zu wertvoll um sie aufzugeben, wie es Mos ja im Interview gesagt hat.

Du
Hui, jetzt wird tanzbar und doch ziemlich bouncig. Diese lustigen Metaphern zaubern mir wieder ein Schmunzeln auf die Lippen. Die Stan-Line ist ganz grosses Kino.

Radio
Ein Skit für zwischendurch lockert die ganze Sache aus. Ideale Überleitung zum nächsten Lied.

König
In bester Radiomanier plätschert das Piano. Doch anders als bei Radiosongs hat der Song eine Message. Eine schöne Storytellingnummer, die mich ein wenig an Story of Anna erinnert von seinem letzten Album. José ist einfach ein grandioser Geschichtenerzähler, dem man einfach gerne zuhört.

Summertraum
Hier kommen die elektronischen Seitensprünge, die DaMos in seiner Geschichte immer wieder mal gemacht hat, zum Zug. Das ist doch ein Remix von einem Song von Mosaik. Der war schon sehr gut, dieser ist noch ein wenig ausgeklügelter.

Schlofa
Bei diesem Hit empfehle ich das Video auch zu geniessen, denn es ist ziemlich episch:

Auf dem Album ist ebenfalls eine Remixversion drauf.

Dissertation
Ein wenig Comedy zum Schluss. Witzig, aber ein wenig langatmig.

#Punchlineking
Oh yeah, it’s the final countdown, also Zeit nochmals richtig auf die Kacke zu hauen. Elektronisch und doch ein ziemliches Brett. Eine Zusammenfassung seiner Skills zeigt nochmals die Leidenschaft für Musik und teilt mächtig aus gegen Faker. Gross, DaMos!

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Schlussfazit:
DaMos schafft es in einer Masse von gleichklingenden Veröffentlichungen eine echte Bündner Perle auf den Markt zu werfen. Dass er ein meisterhafter Wortakrobat ist, war bekannt. Dass er ein genialer Maler ist ebenfalls. Doch auf’s Alter hin wird der Kuabuab noch ein richtig guter Popsongwriter, der nicht nur mit Worten Bilder im Kopf entstehen lässt, sondern auch durch die akustischen Gitarren seinen Hörern neue Klangwelten zugänglich macht. In den leisen Momenten schafft er den perfekten Soundtack für kalte Herbstnächte; in den lauten zeigt er, dass er eine einzigartige Eigenständigkeit in der Szene aufweist und immer noch wahnsinnig versiert an die Sache ran geht. Chartmässig wahrscheinlich zu eigen und kreativ, aber musikalisch und lyrisch ein echtes Musthave für jeden Fan der deutschen Sprache.
Ein rundes Werk, dass einem tief blicken lässt, wenn man genau hinhört.

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.