35 Mieter müssen ein neues Zuhause suchen

35 Mieter müssen ein neues Zuhause suchen

Wenn der Baggerzahn kommt, kommt er dicke: Wegen Asbest und veralteter Bauweise müssen 35 Mieter einer Überbauung in Zizers eine neue Bleibe suchen.

Seit zwei Wochen ist es definitiv: Bis Ende März 2018 müssen die Bewohner der rosa Häuser an der Rangsstrasse in Zizers ausziehen. Und zwar alle, ohne Ausnahme. Die Gebäudeversicherung Graubünden, Besitzerin der Gebäude, hat allen Mietern gekündigt. Die sieben Häuser werden allesamt abgerissen und neu gebaut.

Ein Grund für diese radikale Massnahme: «Die Abflüsse aus Gusseisen sind so löcherig wie ein Emmentalerkäse », sagt Jann Hartmann, Vizedirektor der Gebäudeversicherung Graubünden. Und je mehr Wasser in die Bausubstanz dringt, desto grösser wird die Gefahr, dass die Bausubstanz zerstört wird.

Der ursprüngliche Plan war ein anderer: Die Gebäudeversicherung wollte die Rohre diesen Sommer sanieren und gleichzeitig die 40 Jahre alten Bäder und Küchen ersetzen. Doch dann stellte es sich heraus, dass der Plättlikleber in den Badezimmern kleine Mengen an Asbest enthielt. «Er ist gebunden und bedeutet keine Gefahr für die Mieter», sagt Jann Hartmann. Aber es entspräche nicht mehr den heutigen Schadstoffvorschriften.

Für die Renovierung hätte es bedeutet, dass man unter Schutzbedingungen hätte bauen müssen und die Mieter während 10 Wochen hätten ausziehen müssen. In wenigen Jahren wäre eine Gesamtsanierung unumgänglich geworden und die Mieter hätten dabei rund 1,5 Jahre ihre Wohnung verlassen müssen. Diese Sanierung hätte behindertengerechte Ausbauten mit 7 Liftanlagen und die energetische Sanierung umfasst. «Und dann wäre die Bausubstanz noch immer schlecht gewesen», sagt Jann Hartmann. «So haben wir uns schweren Herzens entschlossen, die Häuser abzubrechen und neu aufzubauen.» Der Entscheid sei nicht leicht gefallen.

Ausgetrockneter Wohnungsmarkt für Familien

Für die Mieter war diese Entscheidung ein Schock. «Zuerst hat es geheissen, es wird renoviert, dann bekommt man den Klapf ins Gesicht», sagt eine Mieterin. «Wäre nur ich, wäre es kein Problem. Aber die Kinder wollen nicht von hier weg. Ich bin gezwungen, hier etwas zu suchen.» Der Markt scheint ausgetrocknet. Zwar zeigt das Onlineportal «comparis.ch» 23 Wohnungen an, doch handelt es sich hierbei hauptsächlich um 3,5-Zimmer-Wohnungen, die für Familien eher ungeeignet sind.

Bei den derzeitigen 35 Mietern handelt es sich mehrheitlich um Familien, es gibt aber auch Alleinstehende und Paare. Die Gebäudeversicherung hat ihre Hilfe bei der Wohnungssuche zugesichert und denjenigen, die bereits etwas gefunden haben, die Kündigung auf das Ende des jeweiligen Monats ohne weitere Folgen versprochen. Wer will, kann nach dem Neubau wieder in die alte Wohnung zurück kehren. Einige Mieter  haben bereits etwas gefunden, andere sind noch auf der Suche.

Die Häuser sollen gemäss Jann Hartmann in der gleichen Kubatur aufgebaut werden, allerdings in einer anderen Aufteilung. «Sieben Treppenhäuser sind schon ein bisschen viel», sagt Jann Hartmann. Ausserdem würde versucht, einen Lebensmittelladen einzuquartieren. Sicher ist: Es wird wieder Mietwohnungen geben.

(Foto: GRHeute)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.