Overtime-Sieg gegen Zug: Der HCD ist zurück in der Serie

Overtime-Sieg gegen Zug: Der HCD ist zurück in der Serie

Der HC Davos holt sich mit einer kämpferischen Leistung den verdienten 3:2 Sieg in der Overtime und gleicht in der Halbfinal-Serie gegen den EVZ zum 2:2 aus. Matchwinner bei der dominanten Performance war Enzo Corvi mit dem entscheidenden Treffer.

Der HCD startete in die Partie zum ersten Mal seit Spiel 2 wieder mit vier Ausländern: Tuomo Ruutu kehrte nach seiner Verletzung zurück, und sollte vorne mehr Akzente als der Ersatz-Ausländer Mike Vaskivuo setzen. Ruutu und seine kritisierten Import-Kollegen gingen entsprechend mit Vollgas in die vierte Partie und waren sichtlich bemüht, das Spiel zu machen. Am Ende sollte Ruutu zwar ohne wirklichen Einfluss bleiben, sein Landsmann Perttu Lindgren zeigte dafür eine Parforce-Leistung. Dazu später mehr.

Während der HCD energisch auftrat, zeigte sich der EVZ abwartend und clever. Davos drückte im ersten Drittel aufs Tempo, kämpfte, und versuchte, viel Energie ins Spiel zu bringen. Die Innerschweizer wiederum versuchten, clever zu agieren, warteten auf Konter oder Fehler in der Davoser Verteidigung. Mit diesen ungleichen Taktiken entwickelte sich ein flüssiges erstes Drittel mit einem leichten Chancenplus für die Einheimischen, aber mindestens genauso gefährlichen Möglichkeiten für die Zuger. 49 Sekunden vor der ersten Drittelspause erwischte Daniel Schnyder den Davoser Goalie aus spitzem Winkel zwischen den Beinen zum 0:1 für die Gäste. Bis dahin spielte Gilles Senn tadellos und wehrte die wenigen, aber gefährlichen Zuger Angriffe allesamt ab.

Und auch im zweiten Drittel sahen die Fans ein ähnliches Bild. Der HCD drückte aufs Tempo, Zug lauerte. Beide Teams spielten flüssig und sorgten für gefährliche Szenen, und beide Goalies standen auf der Höhe. Tobias Stephan wehrte x-Chancen ab, Gilles Senn vernichtete die wenigen, aber gefährlichen Zuger Torszenen.

Nach Spielhälfte mussten die Davoser Fans zum zweiten Mal richtig zittern. Eine Strafe wegen eines Wechselfehlers führte zu einem Powerplay des EVZ, und das war ja bisher bekannterweise äusserst erfolgreich. Doch statt eines weiteren Zuger Tores klingelte es auf der anderen Seite: Nach einem Breakaway in Unterzahl wurde Perttu Lindgrens Stock vom Gegner zerbrochen, der Schiedsrichter entschied ohne zu Zögern auf Penalty. Und der Finne im Dienste des HCD verwandelte den Penalty mit einem Trick eiskalt zwischen den Beinen von Tobias Stephan – Lindgrens siebter Shorthander der Saison wohlgemerkt.

Der Shorthander gab dem HCD sichtlich Energie, und die Landwassertaler schnürten den EVZ nun richtiggehend ein. Die Zuger halfen sich immer mehr mit Icings, und der HCD, alle voran der Sturm um Ambühl, Corvi und Sciaroni lag dem Führungstreffer zu diesem Zeitpunkt sehr nahe.

Und weniger als fünf Minuten später wiederholte sich die ungewöhnliche Szene: Davos spielte auf Tempo, Lindgren wurde steil lanciert, und wurde erneut kurz vor dem Schuss gefoult. Der Schiri entschied erneut auf Penalty, und der Finne verwandelte erneut. Unglaublich. Zwei Penalties innert wenigen Minuten führten zur ersten Davoser Führung. Wie die beiden Penaltys von der Haupttribüne aussahen, sehen Sie hier.

Doch ähnlich wie bei Spiel 2 währte die Freude auf Davoser Seite nicht lange. Gerade mal 24 Sekunden nach dem zweiten Treffer von Lindgren glich der Zuger Sandro Zangger nach einem Abpraller das Spiel wieder aus. Ein hektisches zweites Drittel endete so mit einem 2:2 Gleichstand.

Und auch im drittel Drittel war der HCD bemüht, die Entscheidung zu erzwingen, während der EVZ sich praktisch nur noch aufs Kontern konzentrierte. Im Zentrum der meisten Aktionen stand der Captain der Davoser: Andres Ambühl ackerte, lief, und gewann Zweikampf und Zweikampf. Der Sertiger hatte dabei gleich dreimal den dritten Treffer auf dem Stock: Einmal in Unterzahl, einmal im Powerplay und einmal bei numerischem Gleichstand. Doch jedes Mal blieb der souveräne Tobias Stephan Sieger. Je länger die Partie andauerte, desto mehr musste man sich fragen, ob den Bündnern mit dieser Spielart langsam die Kräfte ausgehen könnten. Über 40 mal schossen die Bündner aufs gegnerische Tor, und mit jeder Aktion in dieser attraktiven Partie wurden die Nerven der Fans etwas mehr strapaziert. Zug war angezählt und hing in den Seilen, Davos drückte, aber brachte die Scheibe nicht rein. Und auch nach einer kleineren Strafenflut in den letzten Minuten wollte kein Treffer mehr fallen – es kam zur Verlängerung.

Und die dauerte gerade mal 65 Sekunden. Nach einem Rückpass von Perttu Lindgren (mit seinem dritten Punkt) hämmerte der Churer Enzo Corvi mit einem One-Timer die Scheibe in die Maschen zum Sudden-Death-Erfolg der Davoser.

Eine spektakuläre Partie endete mit einem verdienten Sieg für den HCD, und nun ist die Serie definitiv wieder neu lanciert. Der EVZ hat zwar weiterhin den Heimvorteil, das Momentum ist jetzt aber auf Seiten der Landwassertaler. Am Donnerstag kommt es zum wegweisenden Spiel 5 in Zug in dieser attraktiven Serie. Als Hockey-Fan darf man hoffen, dass dieses Halbfinale so weitergehen wird.

«Wir haben sehr viel Aufwand betrieben. Wir hatten sooo viele Chancen, und kämpften um jeden Puck. Heute hatten wir am Ende das Glück auf unserer Seite. Ich hab die Scheibe nicht richtig getroffen, und sie ist irgendwie per Lob im Tor gelandet», resümierte Enzo Corvi nach dem Spiel seinen Gamewinner. «Wir haben eine gute Leistung gezeigt und sind viel gelaufen. Zug war müde, und am Donnerstag müssen wir so weitermachen.»

 

Telegramm

Davos – Zug 3:2 (0:1, 2:1, 0:0, 1:0) n.V.

5816 Zuschauer. – SR Vinnerborg/Wiegand, Kovacs/Obwegeser.

Tore: 20. (19:12) Schnyder (Diem, Peter) 0:1. 34. Lindgren (Ausschluss Simion!) 1:1 (Penalty). 39. (38:13) Lindgren 2:1 (Penalty). 39. (38:37) Zangger (Lammer, Senteler) 2:2. 62. (61:05) Corvi (Lindgren, Forster/Ausschluss Akatalo) 3:2.

Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen Zug, 6-mal 2 Minuten gegen Davos.

Davos: Senn; Du Bois, Rahimi; Heldner, Forster; Schneeberger, Paschoud; Jung; Sciaroni, Corvi, Ambühl; Marc Wieser, Lindgren, Dino Wieser; Simion, Kousal, Jörg; Egli, Walser, Kessler; Ruutu.

Zug: Stephan; Helbling, Grossmann; Diaz, Morant; Schlumpf, Alatalo; Lüthi; Klingberg, Immonen, Senteler; Martschini, Holden, Suri; Zangger, McIntyre, Lammer; Schnyder, Diem, Peter; Fohrler.

Bemerkungen: Zug ohne Markanen und Järvinen, Davos ohne Vaskivuo, Aeschlimann, Kindschi, Forrer, Eggenberger, Portmann (alle überzählig) und Spylo (rekonvaleszent). 36. Pfostenschuss Ambühl. 39. Timeout Davos (Coaches Challenge). 59. Timeout Zug.

 

(Bild: SRF)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.