Musik jenseits der Berge: «Shambolic Shrinks – Stories for Mondays»

Musik jenseits der Berge: «Shambolic Shrinks – Stories for Mondays»

In der Rubrik «Musik jenseits der Berge» besprechen wir in unregelmässigen Abständen Bands, die keinen oder nur einen minimalen Bezug zu Graubünden haben. In der siebten Ausgabe haben wir uns mit dem neuen Werk «Stories for Mondays» der Zürcher Combo Shambolic Shrinks auseinander gesetzt.

Heute mache ich etwas, dass ich bis jetzt noch nie gemacht habe. Ich recherchiere nichts über die Band. Wie aus dem Nichts habe ich ihre CD erhalten und deshalb habe ich auch nicht wirklich etwas über die Jungs zu erzählen. Gerade noch knapp im Klaren darüber bin ich mir, dass die Band aus Zürich stammt und irgendwie über meine Kollegen von The three sum an meinen Kontakt gekommen sind. Dass ich nicht gross über die Jungs recherchiere, hat nichts mit ihnen zu tun. Sie sind wahrscheinlich ziemlich coole Socken und es könnte sich auch hier eine Freundschaft bilden. Nein, heute lasse ich nur die Musik wirken. Kein äusserer Einfluss, nur die Essenz ihres Schaffens. Ihre Namen oder ihr Werdegang sind mir aktuell total egal.
Ich lasse mich einfach treiben. Purer und unvoreingenommener geht es nicht. Let the music do the talking. Wenn ich nämlich eine Band im Laden entdecke, lese ich jeweils auch nicht ihre komplette Biografie. Ich hoffe, ich erlebe keine bösen Überraschungen. So let’s go.

Break free
Der Opener macht mich mega gwunderig. Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck und der rockt bei der Band schon mal gewaltig. Der mystische Bass und die feine Gitarre in der Strophe sind genial. Der Synthesizer in der Hook stört ein wenig, doch das holt das epische Gitarrensolo locker wieder raus. Ein gelungener Start in die CD.

Wild Violet
Hui, der geht mal ganz schön in meine müden Knochen. Einen leicht Shakra-angehauchten-Touch hat er, aber ein wenig verspielter und frischer klingt er. Die Hosen-Chöre im Refrain sind recht gelungen. Bereits jetzt fällt auf, dass die Band ein feines Gespür für komplexe Strukturwechsel hat, was sehr abwechslungsreich macht. Ein cooler, frischer Rocker. Habe ich schön erwähnt, dass der Sänger ein recht internationales Format hat?

Weekend Show
Der Track fängt mal leicht schräg an, aber geht dann in eine ziemlich treibende Strophe, die sich bald darauf in einen Refrain entläd, der sehr viel Mitsingpotential hat. Schöner Refrain, ein bisschen Alkohol und ein Rockkonzert als Themen. Bei so einem Song bestelle ich jeweils noch gerne eine Runde, obwohl ich schon zwei Stunden zu Hause sein sollte. Der Schlussteil thematisiert dann die Reue am Tag danach. Ich muss leicht schmunzeln. Aber einer geht noch, einer geht noch rein. 😀

Too late
Das Riff erinnert mich irgendwie an was. Ich kann es aber nicht genau einordnen. Das hat auf jeden Fall einen grossen Wiedererkennungswert. Was nach der treibenden Strophe kommt, ist wieder mal grosses Kino. Allgemein liebe ich Songs über Liebeskummer. Leider kann ich selbst keine mehr schreiben, da ich nun bald sechs Jahre mehr als glücklich mit meiner Frau bin. Doch ich bin immer Fan von coolen lyrischen, sowie auch melancholischen Bildern, die von Textern gemalt werden.

Better world
Soeben habe ich gedacht, wo bleibt die Ballade? Da ist sie endlich. Schön verspielt mit einer massiven Steigerung. Schönes Thema, die Welt zum positiven Verändern. Vor allem an einem Montag sicher nicht immer einfach. Die Ballade wandelt sich dann zu einem richtigen Riffmonster mit träumerischem Gitarrensolo. Eins muss man ihnen lassen. Der Gitarrist ist ein richtiger Flitzefinger, der seine Künste dezent und passend einsetzt, aber auch richtig auf die Kacke hauen kann. Geiler Scheiss!
Miss you
Nun sind wir definitiv beim Balladensektor der CD angekommen. Wow! Der kommt definitiv in meine Handyplayliste. Hätte Gotthard nicht besser schreiben können die Nummer.

Much Prettier
Nein, beim dritten Mal falle ich nicht nochmals rein. Auch diese anfängliche Ballade verwandelt sich in einen coolen Rocksong. Dieses Mal sogar ein bisschen rascher als zuvor. Witziger Text.

Cold Blooded
Yeah, jetzt gibt noch einen Touch Heavy Metal obendrauf. Ein Headbanger sondergleichen. Dieses Mal muss ich dem Drummer mal ein Kränzchen binden. Er spielt unglaublich groovig, sauber und auch in schnellen Gefilden perfekt auf den Punkt. Der stampfende Refrain zeigt, dass auch er keine Egoprobleme hat. Fast wie von selbst hält er das Kollektiv zusammen und passt sich perfekt dem Song an. Da habe ich schon andere Drummer gehört, die eher am Song vorbei gespielt haben. Dieser Schlagzeuger ist jedoch aus anderem Holz geschnitzt.

Do it now
Was fast wie ein Slogan von Nike tönt, klingt bei der Band nach einem punkigen Track, der sehr gut geeignet ist als Motivations-Spritze zum Joggen. Ja, diese Philosophie teile ich auch. Verschiebe nicht auf morgen, was du heute kannst besorgen.

Realize
Das Rhythmusgespann aus Schlagzeug und Bass beginnt treibend und lässt doch genügend Platz für die Gitarre und den Gesang. Der Zwischenteil erinnert fast ein wenig an Queens of the Stone Age. Ein wahnsinniger Drive mit einer sanften, ungestressten Stimme drüber, klingt interessant. Hier fällt mir auf, dass das Album trotz einer gewissen Härte eigentlich noch ganz gut im Radio laufen könnte.

Come Home with me
Klar, hast du ‹en Bierchen für mich? Aha, der meint gar nicht mich?!? Was es doch immer wieder für Verwechslungen gibt. Ein Song voller schöner, anständiger Anmachen für den Ausgang. Irgendwie süss.

Until the End
Der alles entscheidende Abschluss Song zeigt noch mal die Stärken der Band, kreative Teile aneinander zu ketten, als wäre es ein Kinderspiel. Genau so leicht, geht bei ihnen das federleichte Spiel mit Dynamiken.

Schlussfazit:
Ich habe mich auf ein ungewisses Spiel eingelassen und wurde doch einige Male überrascht. Das Album «Stories for Mondays» der Zürcher Combo Shambolic Shrinks ist eine tolle Rockplatte, die leichtfüssig Genregrenzen im Rockbereich einreist, ein perfekt getimetes Zusammenspiel aufweist und ausserdem einen tollen Drive inne hat. Jeder der Musiker kann mächtig was auf seinem Instrument, doch niemand begeht den Fehler einen Egotrip durch zu ziehen. Alles im Dienste des Songs produziert eben auch ziemlich gute Songs. Danke für die groovigen Rocksongs. Soeben habe ich eine Band entdeckt, die ich unbedingt mal live erleben möchte. Montags könnt ich kotzen, doch den Stories von euch höre ich gerne zu.

Mehr Infos zu den Jungs gibt’s hier:
http://www.shambolicshrinks.ch/

Ebenfalls habe ich nun auch noch ein Video von den Jungs für euch:

https://www.youtube.com/watch?v=_nT3wRH2d-E

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.