Jackson Bar Ilanz mit viel Herzblut und dem festen Glauben, dass die Welt Musik braucht!

Jackson Bar Ilanz mit viel Herzblut und dem festen Glauben, dass die Welt Musik braucht!

Während die Churer Party- und Ausgangszene spätestens seit dem Frühling letzten Jahres wieder in den verschiedensten Farben erblüht, geht oft vergessen, dass Graubünden nicht nur aus der Hauptstadt Chur besteht. Eine Person mit der Mission Musik in der Surselva ist Maria Rietmann.

Sie betreibt die Jackson Bar in Ilanz und serviert diesen Winter und Frühling ein üppiges Konzert-Menu mit diversen Bündner Künstlern. Also allerhöchste Zeit der Dame ein paar Fragen zu stellen.

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Maria, wie entstand die Idee in Ilanz Konzerte zu veranstalten?

Kurz nach der Wende war ich einige Zeit mit meinem Mann in Berlin. Damals im «Tacheles» gab es eine improvisierte Bühne, auf der man Bühnenerfahrung sammeln durfte. Es war total ungekünstelt. Ich fand schon damals, dass es diese Möglichkeit auch in Graubünden geben sollte. Während meiner Zeit in der weissen Arena, verwies ich immer wieder auf diese Idee, die damals aber nicht umgesetzt wurde. Als ich das Bijoux an Räumlichkeiten, (die heutige Jacksonbar) pachtete, war mir klar, dass es nun an der Zeit war, diesen langjährigen Wunsch in die Tat um zu setzen.Vor allem unbekannten Bands aus der Region das Jackson downstairs als Plattform für Bühnenerfahrung anzubieten.So hatten hier zum Beispiel Across Atear ihren ersten Gig, aber auch Urgesteine, wie Josh mit seinen Bonkaponxz , FMF, Nau etc.

Das Jackson downstairs hat mit max. 70 Personen noch diesen «Oldschool- Effekt», das Gegenüber hautnah zu erleben.

Wie sind deine Erfahrungen?

Gut Ding, will Weile haben. Anfangs hatte ich extrem Mühe Bands zu buchen, obwohl der Eintritt in ihre Bandkasse fliesst, so dass ich auf meine Churer Verbindungen zurückgreifen musste. Nach nun mehr 3 Jahren habe ich Mühe alle Anfragen von Oktober bis Mai unterzubringen, was natürlich wunderbar ist. Meine Erfahrungen? 99% der Musiker haben es geschafft, das Publikum, das den Weg ins Jackson gefunden hat, vergessen zu lassen, dass wir «nur» in Ilanz sind. Oft ist die Anzahl der Zuhörer enttäuschend, vor allem wenn man sieht und hört, was für ein «musikalischer Leckerbissen» angeboten wird. Wir haben viele hochstehende Musiker in der Umgebung, doch die Leute geben lieber 80.- bis 200.- für weltbekannte Bands aus, die man schlussendlich auf der Leinwand spielen sieht, als die einheimischen zu unterstützen und eines Tages sagen zu können: «Hey! Die habe ich in einem kleinen Club, ganz nah, gehört!»
So erging es meinem Mann mit Nirvana. Dies benötigt allerdings Freude und Interesse an Musik und Respekt vor den Musikern, die nicht nach kurzer Zeit aufgeben, sondern ihrem Traum treu bleiben.

Erhälst du lokale Unterstützung oder musst du alles selbst stemmen?

Ja, ich stemme alles selber, mit viel Herzblut und dem festen Glauben, dass die Welt Musik braucht.

Welche von dir gebuchte Band war bisher dein Highlight?

Klingt vielleicht banal, aber für mich war jedes Konzert ein Highlight. Ich bekomme meistens nur den Soundcheck mit und es rührt mich jedes Mal, wie viel Hingabe ich da spüre. Persönlich ist für mich ein ca. 15-jähriger Wunsch in Erfüllung gegangen, dass ich diese Saison endlich Rees Coray bei mir habe. Mit Hanreti war er schon hier und sie wurden kurz darauf von SRF unter die besten Schweizer Alben 2016 gekürt , Coray/Gamboni folgt noch im März. Aber sei es Mattiu mit Paula, Andrea und Marco oder Ryan Ferris, alle bleiben in Erinnerung!

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Wie schwierig ist es die Bevölkerung in der Surselva an Konzerte zu locken?

Leute an Konzerte zu locken, deren Band sie nicht kennen ist immer und überall schwierig, das berichten mir auch Kollegen aus Bern, Basel und Zürich. Wie schon gesagt, es scheint so, als ob das Interesse oder die Offenheit für Unbekanntes fehlt. Was sind schon 15.-/25.- Eintritt für ein Live-Konzert???
Hinter jedem Auftritt stehen Menschen, die ihrem Traum folgen und dem sollte Respekt gezollt werden. Vielleicht glauben Gewisse auch, dass wir Veranstalter von kleinen «Clubs» dadurch reich würden, wobei sie jedoch völlig falsch liegen. Meine Eintritte gehen bislang an die Band und die Werbekosten bleiben an mir hängen aus Goodwill.

Aber zu deiner ursprünglichen Frage: Ich glaube nicht, dass die Sursilvans schwieriger zu mobilisieren sind als anderswo. Lustigerweise höre ich von Laaxern und Churer «Uii! Ilanz ist mir zu weit weg, die Sursilvans gehen jedoch oft an Konzerte in Chur. – Hä???»

Du bist selbst Künstlerin. Sind aus den Konzerten auch schon kreative Zusammenarbeiten entstanden?

Bislang noch nicht. Aber in Planung.

Wie schwierig ist es gegen Chur zu bestehen auf dem Veranstaltermarkt? Wie gehts in naher Zukunft weiter?

Natürlich «bibere» ich für meine Bands, wenn ich sehe, das am gleichen Tag noch ein Konzert statt findet, weil ich mir für sie wünsche, dass sie möglichst viele Zuhörer haben. Regional habe ich da schon eine Zusammenarbeit um Buchungskollisionen zu verhindern versucht. Was jedoch am Interesse daran gescheitert ist.

Was sind die nächsten Highlights in der Jackson Bar?

Ab dem 7. Januar starten wir wieder durch mit mindestens zwei Konzerten pro Monat.

Benjtaro DER (!) Gitarrenvirtuose aus Chur startet. Eine kleine Ehre, rein wegen der Geschichte dazu sind Conor O’Rourke und Mike Levell, die für fünf Tage aus Birmingham in die Schweiz kommen und das Jackson für ein Doppelkonzert angefragt haben.

Auf der Jacksonbar Facebook Seite sind alle Konzerte gelistet.

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Bei euren Facebookbewertungen steht immer das positive Ambiente im Fokus. Was macht ihr anders als andere Clubs?

Sorry! Wenn ich etwas nicht mache, dann mich mit anderen zu messen oder zu vergleichen;
das ist nicht mein Naturelle. Daraus entstehen meist nur schlechte Kopien, davon haben wir schon viel zu viele und die schaden nur meinem Berufsstand.

Vielleicht ist es gerade diese Authentizität, das ich echtes Interesse an den Künstlern habe, durch eigene Erfahrungen weiss, wie hart der Weg ist, ich jeden dafür achte und vor allem mich total zurücknehme, weil es IHRE Plattform sein soll. Ich sage immer, ich biete nur den Rahmen, füllen dürfen sie selber. Ich bin nicht gerne im Mittelpunkt, die wenigsten wissen, was ich drauf habe. Schlussendlich ist in diese schnelllebige Zeit, die Qualität des Produkts ( Drinks/Cocktails/Musik etc.), ein Ambiente das «echt und trotzdem einzigartig» ist immer wichtiger, weil es erschreckender weise die Gäste schon erstaunt. Das erlebe ich immer wieder.
Jeden Tag an dem ich das Jackson öffne, geht es mir um die schönen Begegnungen, das Beisammensein. LA FAMIGLIA, wie die Italiener es umschreiben und dieses «sich zu Hause fühlen», höre ich oft von den Bands. Vielleicht geht es darum?

Was in Erinnerung bleibt, ist das, was mit Liebe gemacht und mit viel Durchhaltewillen auf dem Weg bleibt.

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Mehr Informationen zur Jackson Bar auf der Facebookseite.

 

 

 

author

Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.