Kolumne 2.0: Jackpot geknackt!

Kolumne 2.0: Jackpot geknackt!

Die Schweiz im Ausnahmezustand: Das Lotto-Fieber hat Hunderttausende gepackt, die Ansteckungsgefahr scheint gross zu sein und sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land auszubreiten. Aktuell befinden sich heute 46,3 Millionen Franken im Swiss Lotto Jackpot und warten darauf geknackt zu werden.

«Wahnsinn, stellt euch mal vor, ihr knackt den Swiss Lotto-Jackpot! Was würdet ihr damit anstellen?»

Ich sitze gemeinsam mit einem Dutzend Freunden beim Abendessen und lausche gespannt den Fantasien und Spekulationen über einen möglichen Lotto-Gewinn. Keine Frage, wer den Jackpot heute knackt, kann seinen Fantasien beim Geld-aus-dem-Fenster-werfen freien Lauf lassen – auch noch nach Abzug der Verrechnungssteuer. Damit können gleich einige Villen, mehrere Weltreisen, überteuerte Luxuswagen, ein eigener Zoo im Garten und die kühnsten Träume verwirklicht werden. Eben die ganz normalen, irrsinnigen Wünsche der potenziellen Lottogewinner.

Wir beenden unsere Abendträumerei und sind uns einig: Die Wahrscheinlichkeit den Jackpot im Lotto zu gewinnen ist in etwa so gering, wie die Chance, dass unsere Schweizer Fussballnationalmannschaft an der nächsten EM gewinnen könnte. Jeder von uns verfügt zwar gern über etwas mehr Geld, dennoch scheint es irgendwie jedem zu stinken, denn bekanntlich verdirbt das Streben nach Geld den Charakter. Steve Jobs und sein Erfolg sind der charakteristische Beweis dafür. Punkt.

Und dennoch: der Reiz des Glücksspiels, die Sekunden der Ziehung, das Kribbeln in den Fingern wenn die getippte Zahl auf dem Bildschirm erscheint, das Unwissen was als Nächstes kommt und der betende Hilfeschrei ins Universum ist ein natürlicher, biochemischer Prozess, der sich als Adrenalinrausch bemerkbar macht und nach dem wir uns leidenschaftlich sehnen.

Ich bin hin- und hergerissen. Lasse ich mich auf dieses Geldspiel ein, kassiere den Hauptgewinn oder lasse meinem Gegenüber den Vortritt und freue mich über seinen finanziellen Zustupf?

Denn sind wir doch mal ehrlich: entscheiden genau die sechs Zahlen über das Glück unseres Lebens oder sind es eher die täglichen Situationen mit denen wir konfrontiert werden? Die, die uns wie ein 6er im Lotto erscheinen, von denen wir oftmals nichts bemerken, weil wir den Blick für’s Wesentliche verloren haben oder uns schlicht von Beginn an auf das Falsche konzentriert haben? Jene Momente im gemütlichen Beisammensein von guten Freunden, Familien oder im Job, die uns bewusst machen, dass das Leben an sich der Jackpot ist.

 

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Andjela Dinkel

Geschäftsführerin/Region
Inhaberin der Agentur ProjektStation.ch & Jungunternehmerin mit Drive und Gespür für den Puls der Zeit im Bündner Rheintal.