Marcus Aurelius meldet sich exklusiv zurück!

Marcus Aurelius meldet sich exklusiv zurück!

Es war sehr lange still um Marc Meisser aka Marcus Aurelius. Zu Beginn veröffentlichte er Alben im Jahrestakt, doch nach dem Album «Alles Endet» aus dem Jahre 2013 wurde es sehr ruhig um den Flimser Rapper. Doch nun häufen sich in letzter Zeit die Anzeichen, dass der technisch hochbegabte Rapper wieder an neuem Stuff werkelt.

Auf dem «Pirates of Skalanda» – Sampler zusammen mit Propaganda als Crew mit dem Namen Beatcrackers wurde Marcus Aurelius erstmals einem grösseren Publikum ausserhalb der Surselva ein Begriff. «Dr Endsieg im Königrich» hiess das Album seiner Crew, was in der Szene gut aufgenommen wurde. Kurze Zeit nach der Auflösung der Crew wartete Aurelius mit seinem Debüt-Soloalbum «Schwiizophren» 2010 auf. Dort versammelte er mal kurzerhand einen grossen Teil des Who-is-who der Bündner Rapszene auf einem Track.

Zwei Jahre später kam mit «I los kai Schwiizer Rap» sein erstes Freedownload-Mixtape, das mit dieser Ballade aufwartete:

Dann kam knapp ein Jahr später eben das Album «Alles Endet». Das vor allem durch diese Single für Furore sorgte:

Allerspätestens jetzt wird klar, dass Aurelius nicht nur ein sehr talentierter Rapper ist, sondern auch relativ viel Geld für Videoproduktionen ausgibt. Dies mit Erfolg, denn kein einziges Video von ihm hat eine kleinere Viewzahl als 10’000. Also ist da schon ein wenig Spannung drin für das neue Werk.

Marcus, was ist seit «Alles Endet» alles passiert?

Im Prinzip gar nicht mal so viel. Das letzte Album hat meiner Meinung nach nicht die Resonanz bekommen, die es verdiente, was mich im ersten Moment natürlich abgefuckt hat, da raptechnisch viel schlechtere Sachen viel mehr Plattform bekamen.
Dies geht natürlich auch auf meine Kappe, aber es sind halt Sachen nicht so gelaufen, wie sie laufen hätten sollen. Ich hab dann eine private Prioritätenverschiebung vollzogen und erstmal gechillt, gereist und gefeiert. Vorher war alles Mucke und dann lang nichts.

Dann kam eine Zeit lang eben das Chillen und lange nichts, ziemlich unspektakulär. Ich kann schon sehr faul sein, wenn ich keinen Turn habe. Vor gut 1,5 Jahren hat es mich dann wieder gepackt, als wir im Proberaum spontan ein bisschen gespittet haben. Ich hab dann zum Spass wieder einen Song geschrieben und dabei das Feuer wiederentdeckt. Was soll ich sagen, das Feuer brannte immer noch, nun bin ich bei 17 Songs.

Wann kommt denn nun dein neues Album?

Ich denke Frühjahr/Anfang Sommer 2017 sollte machbar sein. Ich bin die letzten zwei Songs am recorden. Aber ich bin, wie gesagt, ein fauler und sprunghafter Mensch und kann daher nichts versprechen. Ausserdem kann ich mir die Freiheit rausnehmen, dass es dann releast wird, wenn ich es für formvollendet halte. Mein Anspruch ist nicht den nächsten Hype zu treffen, sondern Musik zu erschaffen, die ich auch in 5 Jahren noch hören kann, wie es mir mit meinen bisherigen Alben denke ich ganz gut gelungen ist.

Wie sieht es mit den Produzenten aus? Ist Blaubär noch in irgendeiner Form für dich tätig?

Blaubär ja, Chris Swiss Nein. Der differenziert das ja mittlerweile. Ich habe auf dem Album ein paar Beats von ihm, lass sich nicht lügen, vielleicht sechs oder sieben Stück. Die Zusammenarbeit ist aber nicht mehr die gleiche wie vor acht Jahren, als wir noch zusammen abhingen. Das lief dieses Mal alles eher businessmässig per E-Mail. Ich kann leider auch mit seinen Castinggeschichten nicht wirklich viel anfangen und es ist auch darum ein bisschen auseinander gegangen. Was schade ist, denn talentiert ist er ja eigentlich sehr. Ich meine, gib ihm 15 Minuten und er macht dir einen Beat, der wirklich knallt. Falls du das liest Blaubär, mach wieder mehr Beats. Die anderen 60 Prozent des Albums hat, bis auf zwei Beats von D.One und Gionny Japlin, dann auch Lou Geniuz produziert.

Mir war es wie bei all meinen Alben bisher auch wichtig, nicht 10 verschiedene Produzenten auf einem Album zu vereinen, sondern wirklich mit einem Hauptproduzenten einen eigenen Sound zu kreieren. Ich habe damals ja auch mit Band angefangen Musik zu machen, daher ist ein eigener Trademark auch in den Beats für mich unumgänglich und diesen bekommst du nur, wenn du nicht mit zu vielen Köchen hantierst. Diesen Part hat dieses Mal Lou Geniuz übernommen. Im Prinzip sind es die beiden gleichen Hauptproduzenten wie schon immer, Blaubär und Lou Geniuz, nur dass sich deren Anteil nun halt verschoben hat. Ausserdem ist die Komponente, dass mein Baby im G-Cookin› entstanden ist nicht ganz unbedeutend, da damit auch die alten Geschichten vergessen sind und ich mein erstes Album seit «Schwiizophren» wieder bei Lou aufgenommen habe.

Der Kreis schliesst sich, back to the roots quasi. Was dem Album auch wirklich gut getan hat, wir haben die Energie von damals aufgefangen und neu umgesetzt. Ich würde es, obwohl das ja alle immer sagen, als mein bestes Album bisher bezeichnen. Ist aber tatsächlich so, da ich mittlerweile meine Stärken kenne und diese auch ausspiele.

Du hast verschiedene Featureparts aufgenommen. Was war dein Highlight?

Auf meine gesamte Laufbahn bezogen, wahrscheinlich Spooman. Ich erinnere mich an 2001 als Brennsprit kam und ich das erste Mal Schweizer Rap cool fand. Wir haben das damals im Tessin totgefeiert, dazu gekifft und «Ganjafeld» gepumpt. Dies war meine erste Berührung mit Rap in meiner eigenen Sprache, bei der ich keine Einwände hatte. Als ich dann neun Jahre später zum ersten Mal mit ihm ein Bier trank, man sich kennenlernte und kurz darauf auf einem Song traf, war das für mich sicher ein Highlight.

Es gab natürlich noch andere, Olli Banjo, mit dem ich mittlerweile drei Songs gemacht habe, ist mir natürlich bis heute eine Freude und Ehre. Im Grunde genommen, ist es für mich aber unabhängig von der Grösse des Namens, immer spannend mit anderen Künstlern zu arbeiten. Da fast jeder Künstler eine andere Herangehensweise hat, ist das immer interessant.

In den drei Jahren seit deiner Veröffentlichungsabwesenheit ist einiges passiert. Wie findest du den Bündner Rap heutzutage?

Ich finde es cool, dass es teilweise in eine etwas härtere Richtung geht. Ich war nie ein Freund von so anständigem, angepasstem Rap. Rap muss roh und ehrlich sein, auch mal Sachen ansprechen, die sonst niemand anspricht und vor allem diese Energie mitbringen. Eine gewisse Entwicklung in diese Richtung glaube ich zu erkennen und finde ich gut.

Kannst du schon einzelne Gäste von deinem neuen Longplayer verraten?

Sorry nein, kann ich nicht. Nur so viel, die, die drauf sind, sind gut gewählt und fügen sich perfekt ins Gesamtbild. Ich habe aber nach drei Jahren angestautem Input auch sehr viel Platz für mich gebraucht. Ich finde allgemein, dass zwei, drei gut platzierte Features absolut reichen. Wenn ich mir zum Beispiel das neuste Dre Album gebe, kann man es damit auch übertreiben. Ok gut, Kurt Cobain ist drauf.

Wirst du mit dem Album auch auf Tour gehen?

Ich hoffe, bin aber zurzeit vor allem auf das Album konzentriert. Sobald dieses im Kasten ist, werde ich mich um Gigs kümmern. So ist das, als Ein-Mann-Armee (Azad-Voice).

Mehr Informationen zu Marcus Aurelius findet ihr auf seiner Webseite.

 

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Chris Bluemoon

Redaktor Kultur
Hauptberuflich Radio-Journalist mit viel Leidenschaft für die Musik, die Poesie und das ganz grosse Chaos.