Viel zu viel Wild erfordert Sonderjagd in allen Regionen

Viel zu viel Wild erfordert Sonderjagd in allen Regionen

GRHeute
27.10.2016

Gute Strecken bei Hirsch und Gäms und eine überdurchschnittliche Rehjagd sorgen für weitgehend zufriedene Bündner Jägerinnen und Jäger. Eine Sonderjagd auf Hirschwild ist in allen Regionen mit Ausnahme der Region Felsberg notwendig, auf Rehwild nur noch in gut der Hälfte der Regionen.

Der hohe Abschussplan der Sonderjagd liegt deutlich über den Plänen der letzten Jahre. 3078 Jäger haben sich für die Sonderjagd angemeldet. Sehr hohe Hirsch- und Rehbestände, gute Gämsbestände haben mit einer Schalenwildstrecke (Hirsch, Reh, Gämse, Wildschwein) von 9924 Tieren zu einem insgesamt guten Resultat der Hochjagd 2016 beigetragen. 5518 Jäger, davon 218 Jägerinnen, haben daran teilgenommen.

Hirschstrecke deutlich unter dem Abschussplan

Auf der traditionellen Hochjagd im September wurde beim Hirschwild mit 3501 Abschüssen trotz meist sommerlichen Wetterbedingungen ein gutes Resultat erreicht. Dazu haben der hohe Hirschbestand, die gute Beteiligung der Bündner Jäger und zahlreiche Massnahmen im Bereich einer intensiveren Asylbewirtschaftung beigetragen. Allerdings bestehen grosse regionale Unterschiede. In einigen Bezirken wurden hohe Strecken erzielt, während um den Schweizerischen Nationalpark und in der Region Herrschaft Prättigau nur ein durchschnittliches Resultat erreicht wurde. Mit 2024 Hirschstieren und 1477 Hirschkühen ist die Strecke bezüglich des Geschlechterverhältnisses nicht ausgeglichen. Die Steuerung der Hirschbestände erfolgt jedoch prioritär über den Abschuss weiblicher Tiere.

Rehjagd über dem langjährigen Durchschnitt 

Das Resultat der Rehjagd liegt mit 3393 erlegten Tieren deutlich über dem langjährigen Durchschnitt und widerspiegelt die gute Bestandessituation. Trotz einer deutlich höheren Strecke bei den weiblichen Tieren bleibt die Hochjagdstrecke bezüglich des Geschlechterverhältnisses auch bei dieser Wildart unausgeglichen. An den letzten beiden Jagdtagen wurden 142 Rehkitze erlegt.

Gute Gämsjagdstrecke 

Mit 3022 Gämsen wurde eine gute Jagdstrecke erreicht. Diese liegt im angestrebten Bereich. Die Dichte der Gämsbestände zeigt grosse regionale Unterschiede. In einigen Regionen des Kantons musste ein seuchenhaftes Auftreten der Gämsblindheit festgestellt werden.

Total Männlich Weiblich Geschlechterverhältnis
Hirsch 3501 (3937) 2024 (2228) 1477 (1709) 1 : 0.73 (0.77)
Reh 3393 (3019) 1983 (1878) 1410 (1141) 1 : 0.71 (0.61)
Gämse 3022 (3044) 1490 (1521) 1532 (1523) 1 : 1.03 (1.00)
Wildschwein (13) (2) (11)
 Total Schalenwild 9924 (10013)

Umsetzung der Jagdplanung unerlässlich 

Die hohen Hirschbestände sind mitverantwortlich für die teilweise schlechte Verjüngungssituation des Waldes und für die damit zusammenhängenden Wildschäden, namentlich im Schutzwald. Der hohe Abschussplan der Sonderjagd liegt deutlich über den Plänen der letzten Jahre.

Dies insbesondere in den Regionen in Nord- und Mittelbünden und der Surselva, dort wo die beiden letzten eher milden Winter zu einer markanten Zunahme des Hirschbestandes geführt haben und in der Umgebung des Schweizerischen Nationalparks.

Besondere Massnahmen sind aufgrund der in jüngster Zeit bei Rindern und Hirschwild im Vorarlberg festgestellten Tuberkulosefälle angezeigt. Im Auftrag des Kantonstierarztes werden deshalb während der Sonderjagd alle mehrjährigen Hirsche aus dem Prättigau und dem Unterengadin auf das Vorkommen von Tuberkulose untersucht.

Eine Sonderjagd auf Rehwild ist in gut der Hälfte der Regionen notwendig. Beim Reh konzentrieren sich die noch erforderlichen Eingriffe vor allem auf Korrektur einer unausgeglichenen Bejagung männlicher bzw. weiblicher Tiere und Jungtiere, um eine möglichst artgerechte Alters- und Geschlechterverteilung zu erreichen.

Hirsch- und Rehbestände zeichnen sich im Gegensatz zum Gäms- und Steinwild durch eine hohe Reproduktionsleistung aus. Bei diesen beiden Arten wächst der Bestand jährlich um gut einen Drittel des Frühlingsbestandes an. Dies entspricht beim Hirsch einem Zuwachs von rund 5000 Tieren. Entsprechend hoch muss die jährliche Entnahme sein, um mindestens eine Stabilisation der Bestände zu erreichen. Die Sonderjagd hat zum Ziel, die gegenwärtig sehr hohen Hirsch- und Rehbestände an ihre Wintereinstände anzupassen und gleichzeitig eine Schwächung der Kondition der Tiere zu vermeiden.

Für die Sonderjagd haben sich 3078 (Vorjahr 2923) Jägerinnen und Jäger angemeldet, mehr als je zuvor. Diese erfüllen mit der Anpassung der Wildbestände an ihre Wintereinstände eine wichtige Aufgabe. Durch eine konsequente Bejagung können die Fallwildverluste im Winter reduziert werden, zudem lassen sich Schäden am Wald und an landwirtschaftlichen Kulturen reduzieren bzw. verhindern.

 

(Quelle: Amt für Jagd und Fischerei Graubünden)

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