Whiskysteine aus dem Calancatal

Whiskysteine aus dem Calancatal

Für einen Steinbruch ist es nur ein kleiner Stein. Für Whisky-Liebhaber ist er die Rettung: ein kleiner kalter Würfel, der das Verwässern vom Whisky verhindert.

Im Calancatal wird seit den 1920er Jahren Stein abgebaut. Bis heute blieb eine Firma übrig: Die Alfredo Polti SA Gneiss Calanca. Polti hat seinen Betrieb vor ein paar Jahren vergrössert, in dem er den Teil seiner Cousins abkaufte. Seine Firma ist der einzige Arbeitgeber im Tal – wie lange noch, ist nicht ganz sicher: «Die Konzession gilt noch 20 Jahre.» So lange, denkt Polti, kann er noch über Tag abbauen. Natürlich reicht Poltis Horizont weiter: «Wir stellen jetzt schon die Weichen, damit wir dereinst mit Untertagbau weiter machen können.» Das Gelände ist schwierig: Oberhalb des Steinbruchs führt ein Weg, auf der Seite hat es Wasser.

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Polti weiss alles über seinen Stein, den Gneiss. Obwohl er nicht Geologie, sondern Wirtschaft studiert hat. «Das Falsche», sagt Polti, und lacht. Denn obwohl er schon als Kind im Steinbruch herumgetollt ist wie die Kinder von heute auf den Trampolinen, war gar nicht sicher, dass er den Betrieb seines Vaters einmal übernimmt. «Ich stand vor der Wahl: Singapur, New York oder das Calancatal. Ich habe mich für das Calancatal entschieden.» Zum Glück – nur wenige Monate später erlitt sein Vater einen Herzinfarkt. Der Vater überlebte, der Sohn übernahm das Geschäft zusammen mit der Schwester.

Der Stein aus dem Calancatal steht in Gärten, in grossen und in kleinen. Sein besonderes Merkmal: Die Schichten, die für die Verarbeitung wie geschaffen sind. Viele Steine gehen zuerst nach Italien, wo sie weiter verarbeitet werden. Und manche Steine finden ihren Weg bis in die USA, weil irgendeiner auf einer Messe oder sonstwo auf die Steine von Alfredo Polti aufmerksam wurde.

Alfredo Polti ist einer der grössten Betriebe in der Schweiz, und doch sucht auch er immer wieder neue Absatzmöglichkeiten. Eine neue hat er soeben gefunden: Den Whisky-Stein, den «Swiss Whiskey Stone». Ein kleiner Würfel,  gross wie ein Eiswürfel mit fast den gleichen Eigenschaften: Er hält den Whisky oder sonst ein Getränk kalt, wenn man es im Gefrierschrank kalt macht. Aber, und das ist der Unterschied: Er lässt kein Wasser ab. Er kühlt einfach den Whisky und gut ist.

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Auf diesen Vorteil sind auch die Macher der Whisky-Manufaktur von Aberlour in Schottland gekommen, in der Schweiz vertreten von Pernod Ricard Swiss. Ihre Botschafterin ist Deborah Stewart, eine Schottin, die, natürlich, mit Whisky aufgewachsen ist wie wir mit Schokolade. Sie selbst findet, dass der Whisky zwar erst mit Wasser sein wahres Aroma entfaltet. «Aber das Schmelzwasser von Eis ist zuviel.» Deshalb ist sie überzeugt, dass der Whisky Stone Schule machen wird. Um das zu testen, bekommt zu Weihnachten jeder Käufer einer Aberlour-Flasche zwei originale Swiss Whisky Stones dazu.

 

700 Einwohner in fünf Dörfern – das Calancatal hat wenig wirtschaftliche Zukunft zu bieten. Deshalb muss man das unterstützen, was da ist. Zum Beispiel die Osteria Landarenca, hoch über dem Calancatal. Wer in das Minidorf will, muss in die Seilbahn, und die ist steil. Dafür erwartet einen das beste Hirschtatar, das jemals in einer Bündnerstube serviert wurde. Wer kosten will: Unbedingt vorreservieren!!

(Bilder: Sundroina Pictures)

 

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.