Sieben Wochen sind zuviel

Sieben Wochen sind zuviel

Sieben Wochen Ferien sind heute zu Ende. Sieben Wochen mit viel Spass, Spiel und Entspannung. Dennoch bleibe ich dabei: Sieben Wochen sind viel zu viel.

Eine meiner Freundinnen spart jetzt schon. Sie spart darauf, dass ihr kleines Kind, jetzt zwei Jahre alt, als Teenager zwei Jahre in Amerika zur Schule gehen kann. Damit sie zu Hause nach all den Jahren Ruhe hat. Diese Freundin war dieses Jahr das erste Mal als Familie in den Ferien und es war so schlimm, dass sie nächstes Jahr je eine Woche getrennt Ferien machen.

Ich kann sie verstehen. Früher waren Ferien, also die «aufgezwungenen» Schulferien, der Horror. Unzufriedene und ungeforderte Kinder, denen man ja auch nicht jeden Tag ein Programm bieten kann, soll und muss, wie ich finde. Kinder, die lieber zur Schule gingen, neuen Input bekamen und ihre Freunde sahen, als Kinder, die in den Tag hineinleben, das schöne Wetter und ihre Freunde grenzenloser geniessen.

Dabei hatten wir wirklich schöne Ferien, schon früher. Wir waren unzählige Male in Italien, wir waren in der Normandie, wir waren in Belgien – kurz: Wie alle Eltern haben wir das Bestmögliche getan, um den Kindern eine Abwechslung zum Alltag zu bieten. Es nutzte nichts: Unsere Kinder wurden bleich, wenn wir ihnen nach der Rückkehr sagten, dass sie jetzt noch fünf Wochen vor sich hätten.

Aber abgesehen von den Kindern: Es ist auch wirtschaftlich gesehen ein Witz. Es gibt tatsächlich Familien, in denen beide Eltern arbeiten und Spass daran haben, es gibt Alleinerziehende und es gibt Familien, in denen arbeiten für beide Elternteile schlicht wirtschaftliche Notwendigkeit ist. In allen Fällen beträgt das Ferienbudget vier oder fünf Wochen im Jahr.

Was machen Eltern mit ihren Kindern, wenn die normalerweise üblichen zwei Wochen Familienferien vorbei sind? Ist das förderlich für den Wirtschaftsstandort Graubünden? Meiner Meinung nach: Nein. Weil aber die Ferien von Kindern auch ohne die sieben Wochen Sommerferien immer länger als das Ferienbudget der Eltern dauern, muss das Betreuungsangebot ausgebaut werden. Ferienpass allein reicht da nicht – und mal da, mal dort für zwei Stunden weg macht den Braten auch nicht fett. Und auch die Geduldsfäden der sanftmütigsten Grosseltern sind irgendwann gerissen.

Also, falls jemand die Sommerferien kürzen will: Ich werde unterschreiben. Andere Kantone und andere Länder haben bewiesen, dass es auch kürzer geht.

 

 

(Bild: GRHeute)

 

author

Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.