El Niño’s Zukunft

El Niño’s Zukunft

Nino Niederreiter steht vor einem wegweisenden Jahr. Sein derzeitiger Vertrag läuft nächsten Sommer aus, das heisst die Minnesota Wild dürfen seit Anfang Juli mit dem Bündner über eine Verlängerung verhandeln.

Die Verträge in der NHL laufen meist ähnlich ab: Beide Parteien (das heisst der General Manager und der Agent) möchten eine optimale Lösung, verhandeln clever, und basieren ihre Forderungen auf Fakten, Statistiken und vor allem Vergleichen mit ähnlichen Spielern und Leistungen. Natürlich gibt es immer wieder Verträge, die (aufgrund der Marktsituation oder der Unfähigkeit einer Partei) als Flop (z.B. Luca Sbisa) oder Superschnäppchen (z.B. Roman Josi) rausstellen. Grundsätzlich bewegen sich aber die meisten Verträge in einem ähnlichen Rahmen.

GRHeute hat im letzten Jahr verschiedene Spieler in der NHL beobachtet, die in einer ähnlichen Situation wie Nino Niederreiter stecken.

In den neueren Statistiken zeigt sich, dass Nino Niederreiter ein absolutes Juwel ist:

Niederreiter Advanced Stats

Bei den Verhandlungen geht es neben einem guten Gespür oftmals um Zahlen, namentlich bei 5-gegen-5-Feldspieler. Und da gehört Nino in allen wichtigen Statistiken zu den Besten: Punkte pro Eiszeit (G/60, A/60, P/60) sowie Puckbesitz (CF%).

Ohne Powerplay fehlen die wichtigen Punkte

In den klassischen Statistiken liegt der Churer aber (aufgrund fehlender Powerplay- und sonstiger Eiszeit) etwas im Hintertreffen. Zweitletzter in Anzahl Tore und Punkte-Total (Jaden Schwartz war lange verletzt und spielte weniger als halb so viele Spiele wie Nino).

Name G A P
BRAYDEN.SCHENN 26 33 59
JONATHAN.HUBERDEAU 20 39 59
TYLER.TOFFOLI 31 27 58
TOMAS.TATAR 21 24 45
CHRIS.KREIDER 21 22 43
NINO.NIEDERREITER 20 23 43
JADEN.SCHWARTZ 8 14 22

Das ist nicht unproblematisch, denn oft gelten die klassischen Statistiken als Zünglein an der Waage, wenn es um die Details eines Vertrages geht.

Das geht dann so:

Andy Rufener (Agent von Nino): «Hallo Chucky, läuft alles rund?»

Chucky Fletcher (GM Minnesota Wild): «Hi Andy, gut von dir zu hören!»

Rufener: «Gratulation zum Vertrag mit Staal, das freut uns natürlich sehr.»

Fletcher: «Ja, jetzt haben wir endlich den gesuchten Top-6 Center, den wir brauchen.»

Rufener: «Ich denke, das wird Ninos Spiel nochmals einen Level höher bringen – er ist ja jetzt schon ein Top-40-Stürmer in der NHL.»

Fletcher: «Top-40 ist vielleicht etwas hoch, aber wir hoffen natürlich auch, dass Nino sich nochmals steigern kann. Wir mögen ihn wirklich.»

Rufener: «Wenn man sich seine Zahlen ansieht, ist er bereits dein bester Stürmer: Am meisten Puckbesitz, macht alle Mitspieler besser, holt Strafen raus, checkt wie wild, skort mehr als die meisten – ich denke, die Leistung sollte honoriert werden.»

Fletcher: «Das mag sein, aber mit 43 Punkten ist er immer noch nur ein mittelmässiger Zweitlinien-Flügel. Verglichen mit anderen darf man da mehr erwarten. Wenn ich da an die Produktion von Schenn oder Toffoli denke…»

Rufener: «Nino ist der komplettere Spieler als Toffoli oder Schenn und bucht mit einer ähnlichen Pace bei 5-gegen-5.»

Fletcher: «Aber am Ende schaffte Nino noch nicht 50 Punkte, und das zählt schlussendlich, Andy…»

Und so weiter…

Die Situation der anderen

Die beste Prognose für Ninos Zukunft ist der Vergleich mit den anderen Spielern, und da ist seit dem 1. Juli etwas gegangen: Jaden Schwartz hat vor drei Tagen den Anfang gemacht und bei den St. Louis Blues einen neuen Vertrag unterschrieben. Der Center erhält die nächsten fünf Jahre im Schnitt 5.35 Millionen pro Saison.

Brayden Schenn ist inmitten von hitzigen Verhandlungen mit den Philadelphia Flyers, eine Verlängerung irgendwo zwischen 4.75 und 5.25 über 4-6 Jahre scheint realistisch.

Huberdeau hat noch ein weiteres Jahr in seinem Vertrag, genau so wie Tyler Toffoli, Thomas Tatar und Nino Niederreiter. Gut möglich, dass diese vier Jungstars sich noch eine Weile gedulden müssen – schlussendlich ist es ein Spielchen, das die GMs treiben: Entweder man vertraut darauf, dass die starke letzte Saison keine Anomalie war und verlängert den Vertrag vorzeitig.

Der  Nachteil, bis zum Schluss abzuwarten, liegt auf der Hand: Ein Team, das bis zum letzten Jahr mit einer Verlängerung wartet, riskiert, dass der Spieler eine Bomben-Saison feiert, sein Marktwert in die Höhe schnellt, und man plötzlich ein Vielfaches für seine Dienste zahlen muss. Brayden Schenn ist ein gutes Beispiel dafür: Der 24-jährige Kanadier hatte zwei ähnliche Saisons wie Nino (mit 41, resp. 47 Skorerpunkten). Die Flyers warteten ab, und stehen nun vor einem kleinen Problem: Brayden Schenn steigerte sich letzte Saison enorm, erreichte 59 Punkte, und verlangt nun Gerüchten zufolge bis zu 6 Millionen pro Saison.

Was heisst das für Nino und die Minnesota Wild?

Seit dem Beginn der Free Agency Anfang Juli haben die Minnesota Wild das Recht, neue Verträge auszuhandeln. Und gleich zu Beginn setzte das Team aus dem Norden ein Ausrufezeichen, indem es sich Eric Staal von den Carolina Hurricanes schnappte. Ein weiterer Top-9-Stürmer, der nebst Koivu, Parise, Pominville, Granlund, Coyle, Haula, Zucker und Nino stürmen wird. Wie die Linien aussehen werden, bleibt offen. Nino hat gezeigt, dass er alle Mitspieler besser machen kann, man darf also gespannt sein, wie Bruce Boudreau das Churer Talent einsetzen wird. Auf jeden Fall darf man hoffen, dass der neue erfolgreiche Coach mehr aus dem Bündner macht als seine Vorgänger (räusper räusper Powerplay…räusper räusper….mehr Eiszeit und bessere Mitspieler räusper…).

Wenn dem so ist, dann tut Chucky Fletcher, der General Manager der Minnesota Wild, gut daran, Ninos Vertrag möglichst bald zu verlängern. Ansonsten kann es sein, dass El Nino diese Saison mehr Möglichkeiten erhält – und diese ausnutzen wird. Mit besseren Mitspielern und Eiszeit im Powerplay sind 60 Punkte durchaus realistisch. In dem Fall würde Nino nicht mehr nur bei den Statistikern, sondern auch bei der grossen Masse an Fans als bester Stürmer der Wild gelten, und dann wird es für die Minnesota massiv teurer.

Fazit/ Prognose

Ninos Verhandlungsfenster ist offen. Die Minnesota Wild haben nun ein Jahr Zeit, den Vertrag mit ihm zu verlängern. Das Team aus dem Norden sollte Interesse daran haben, den neuen Vertrag noch vor Saisonbeginn 2016/17 aufzusetzen. In einem solchen Fall darf Niederreiter mit 4.7-5.3 Millionen pro Jahr rechnen, über eine Dauer von 4-6 Jahren. Auf jeden Fall sieht es so aus, wie wenn der Bündner der höchstbezahlte Schweizer Spieler aller Zeiten werden kann. Je länger Minnesota wartet, desto erfolgreicher kann Nino werden, was den Marktwert des Churers in die Höhe schnellen lassen würde. Man darf also gespannt sein, wie sich die Situation in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt. Gut möglich, dass bereits morgen eine Meldung kommen wird.

 

(Bild: Melanie Duchene/EQ Images, gettyimages, Stats: Corsica Hockey, NHL)

 

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.