Wer live miterleben will, wie man richtig Golf spielt, sollte Anfang Juli einen Besuch in Bad Ragaz ins Visier nehmen: Bei der 20. (Jubiläums-)Ausgabe der Swiss Seniors Open sind eine ganze Reihe von ehemaligen Siegern und anderen Stars am Start.
Bei seiner 20. Austragung wartet das Swiss Seniors Open in Bad Ragaz mit einem Teilnehmerfeld auf, das vor grossen Namen und ehemaligen Bad-Ragaz-Siegern nur so strotzt. Ehemalige Ryder-Cup-Helden, Major-Sieger, European-Tour-Gewinner und frühere Bad-Ragaz-Champions werden vom 1. bis 3. Juli auf dem Parcours des GC Bad Ragaz um den Sieg und 300’000 Euro Preisgeld kämpfen.
Angeführt wird das 54-köpfige Feld vom österreichischen Titelverteidiger Gordon Manson, der Mitte Juni auf Jersey seinen zweiten Senior-Tour-Titel holte. Zu den Topfavoriten zählen auch Swiss-Seniors-Open- und Grand-Resort-Bad-Ragaz-Botschafter André Bossert (Schweiz) sowie der European-Tour-Sieger 1989, Ronan Rafferty (Nordirland).
Seit 2011 ist das Seniors Open in Bad Ragaz das älteste Turnier der European Senior Tour, das jedes Jahr auf dem gleichen Platz stattfindet. Vom 1. bis 3. Juli 2016 bereits zum 20. Mal. Seit vergangenem Jahr firmiert das Event unter dem Namen Swiss Seniors Open. Dieser Name für das grösste Golfturnier der Deutschschweiz hat sich rasch etabliert. Beim Jubiläum «20 Jahre Weltklassegolf in Bad Ragaz» wird erstmals ein verkleinertes Teilnehmerfeld von 54 Professionals am Start sein. Gleich geblieben ist das 2015 auf 300’000 Euro erhöhte Gesamtpreisgeld; auf dem Siegercheck wird auch dieses Jahr die Zahl 45’000 stehen.
Highlight der Saison
Das einzige Schweiz-Turnier der European Senior Tour ist für die Profis neben den Majors das Highlight der Saison. Entsprechend prominent ist die Teilnehmerliste – neun der Top-10 der letztjährigen Order of Merit sind eingeschrieben, es fehlt einzig Colin Montgomery, der auf der amerikanischen Champions Tour spielt. An grossen Namen und siegerfahrenen Spielern mangelt es trotzdem nicht. Und es drängen laufend neue Stars nach, die auf der «regulären» Tour Beeindruckendes geleistet haben und mit Erreichen des 50. Lebensjahres auf die Senior Tour wechseln. Einer von ihnen ist Paul Broadhurst (England). Im vergangenen August 50 geworden, hatte er bei der Scottish Senior Open 2015 seinen Einstand auf der Tour mit einem Sieg gefeiert. Und er war wohl der erste der Tour-Professionals, der Anfang Jahr im Grand Resort Bad Ragaz ein Zimmer für die Swiss-Seniors-Open-Woche 2016 reservierte. Broadhurst wird in guter Form in die Schweiz reisen, bei der Wales Senior Open Anfang Juni landete er auf Platz zwei, eine Woche später in Jersey auf Platz acht.
Erstmals nach Bad Ragaz kommt der Nordire Ronan Rafferty. Der mittlerweile 52-Jährige hat 1989 die Order of Merit der European Tour gewonnen und sich damit auf der Senior Tour ein Startrecht auf Lebenszeit gesichert. Seit zwei Jahren nutzt er dieses Privileg regelmässig und arbeitet auf seinen ersten Sieg bei den Über-50-Jährigen hin; seit Anfang Juni gar mit Akribie und der Hilfe eines persönlichen Fitness-Trainers.
Ein weiterer Star der internationalen Golfszene ehrt das Jubiläumsturnier in Bad Ragaz mit seinem erstmaligen Antreten: Mark McNulty. Der in Simbabwe geborene und aufgewachsene Ire spielt seit seinem 50. Geburtstag im Oktober 2003 auf der amerikanischen Champions Tour. In den Ergebnislisten der European Senior Tour taucht sein Name – wie auch jener von Colin Montgomery – einzig bei Senior Majors auf. Das Swiss Senior Open 2016 wird für McNulty damit zur doppelten Premiere.
Titelverteidiger Gordon Manson in Top-Form
Als «defending champion» führt der Österreicher Gordon Manson das Feld beim Swiss Seniors Open 2016 an. Der in St. Andrews geborene Manson könnte – nach David Huish (Schottland, 2001), Horacio Carbonetti (Argentinien, 2004) und Carl Mason (England, 2008) – der vierte Spieler in der Geschichte des Turniers werden, dem eine erfolgreiche Titelverteidigung gelingt. Der 55-Jährige erfreut sich nämlich einer blendenden Form: Am 11. Juni feierte er bei der Jersey Open seinen zweiten Sieg auf der Senior Tour.
«Auf Jersey die Finalrunde mit Ian Woosnam, einer Legende unseres Sports, zu spielen und im Play-Off gegen ihn zu gewinnen, war speziell», sagt Manson. Der Sieg in Bad Ragaz vor einem Jahr sei aber schwieriger und mindestens so emotional gewesen: «Der erste Sieg ist der schwierigste, das ist Fakt. Danach weiss man, dass man siegen kann, es wird mental einfacher.» Wie emotional der Sieg in Bad Ragaz 2015 für Gordon Manson gewesen ist, zeigt seine Erinnerung an den Moment, als der Titel wahr geworden ist: «Als der Putt am letzten Loch gefallen war, musste ich einen Moment warten und meine Emotionen in den Griff bekommen, ehe ich ihn aus dem Loch holen konnte. Endlich hatte ich es geschafft; das Ziel, auf das ich jahrelang hingearbeitet habe, war erreicht. Ein sehr befreiendes Gefühl!»
Manson wird bei seiner Titelverteidigung auf fünf weitere ehemalige Bad-Ragaz-Sieger treffen, von denen er zwei – Peter Fowler (Australien, Sieger 2011 und Zweiter der Order of Merit 2015) und Paul Wesselingh (England, Sieger 2013) – zu den Favoriten auf den Sieg beim Jubiläumsturnier in Bad Ragaz zählt. Ebenfalls eingeschrieben sind die Sieger von 2012 (Tim Thelen, USA), 2010 und 2008/07 (Carl Mason, England) sowie 2006 (Juan Quiros, Spanien).
Freuen dürfen sich die Fans zudem auf weitere Golfgrössen der letzten Jahrzehnte. Ian Woosnam (Wales), Masters-Sieger von 1991, mehrfacher Ryder-Cup-Gewinner und Europas Ryder-Cup-Captain von 2006, hat sein Kommen zugesagt. Ebenso Italiens Ryder-Cup-Held und Publikumsliebling Costantino Rocca sowie der englische Ryder-Cup-Spieler Barry Lane und der Spanier Miguel Angel Martin, der 1997 für den Ryder Cup nominiert war, aufgrund einer Verletzung aber nicht hatte antreten können. Schliesslich wird auch Maurice Bembridge (England), der Wahlschweizer, der Grossbritannien und Irland viermal im Ryder Cup vertreten hat, zum 19. Mal in Bad Ragaz am Start sein. Bembridge, der im April zum Ehrenmitglied der Swiss PGA ernannt wurde, war bereits bei der ersten Durchführung des Events dabei, die zweite Austragung 1998 hatte er auf Platz zwei beendet; einzig 2011 hatte der «Mann mit der Pfeife» aufgrund einer Rückenverletzung noch vor der ersten Runde forfait geben müssen.
«Bossy» will den Titel
Seit beinahe zwanzig Jahren warten die Veranstalter nun auf einen Heimsieg. Seit 2014 ruhen die Hoffnungen auf André Bossert, der seit Anfang des Jahres auch Botschafter des Swiss Seniors Open sowie des Grand Resort Bad Ragaz ist. Seit seinem Wechsel zu den Ü50-Professionals spielt der in Südafrika aufgewachsene Schweizer auf der Seniorentour ganz vorne mit.
Seine erste Saison beendete er als 13. der Jahresrangliste, 2015 war er Achter in der Order of Merit; auf diesem Zwischenrang liegt er auch in der aktuellen Preisgeldrangliste. Der Zürcher ist optimal auf das Heimturnier vorbereitet. Der Saisonstart ist ihm mit einem geschafften Cut beim ersten Senior Major der Saison, der Senior PGA Championship, geglückt. Bei der Wales Open Anfang des Monats belegte «Bossy» Platz 4, eine Woche später wurde er auf Jersey Achter. Die Zeit ist (über)reif für Bosserts ersten Sieg auf der Senior Tour. Der Parcours von Bad Ragaz passt dabei zu seinem Spiel: «Hier muss man den Ball faden und vor allem drawen können, das macht den Platz sehr attraktiv.» Der Beweis, dass Platz und «Bossy» gut zusammenpassen: Bei seiner letzten kompetitiven Runde auf diesem Parcours, der Finalrunde des Swiss Seniors Open 2015, stellte Bossert mit 61 Schlägen den Platzrekord ein.
(Bilder: Grand Hotel Ragaz/Keystone – Titelbild: Peter Fowler im Sand)
