Südbünden im Visier der Schlepper?

Südbünden im Visier der Schlepper?

Kommen die Flüchtlinge künftig über die grünen Grenzen im Münstertal und im Puschlav in die Schweiz? Es gibt offenbar erste Anzeichen dafür.

Das Grenzwachtkorps in Graubünden ist gemäss Bundesrat Ueli Maurer in den letzten Tag verstärkt worden. Flüchtlinge würden neuerdings über die Bündner Südtäler illegal in die Schweiz einreisen, um weiter nach Deutschland oder Österreich zu kommen, sagte Maurer im Schweizer Fernsehen. Erste Anzeichen dafür gebe es bereits. «Die Schlepper tasten jetzt wohl ab, ob das besser geht als über Chiasso», wurde er im «Tages-Anzeiger» zitiert.

Gemäss der «Südostschweiz» ist der Grossrat Reto Crameri bereits auf die Thematik angesprochen worden und wollte von der Regierung wissen, ob bereits Massnahmen gegen den zu erwartenden Flüchtlingsstrom getroffen worden seien. Offenbar sind im Puschlav bereits 14 illegal eingereiste Flüchtlinge aufgegriffen worden. Wie Regierungsrat Christian Rathgeb erklärte, müsse der Bund die Lage erst analysieren. Man müsse abwarten, ob es wirklich zu einem Ansturm komme.

Auch Gabriella Binkert Becchetti, Vize-Präsidentin von Val Müstair, will erst mal abwarten. Bisher hat sie von keinen Flüchtlingen gehört, der illegal über die grüne Grenze kam. «Das Puschlav ist näher bei Mailand und es gibt einen Zug. Das macht es für die Schlepper einfacher.» Binkert Becchetti vermutet wie Bundesrat Ueli Maurer, dass die Schlepper derzeit die Routen abchecken.

«Wenn sie herausgefunden haben, dass die Grenze ab 20 Uhr nicht mehr betreut wird, werden sie wahrscheinlich darauf reagieren.» Die Grenzwacht mache allerdings regelmässig Patrouillen und auch die Polizei sei mit drei Leuten sehr gut dotiert. Lieber wäre ihr allerdings, wenn die Grenze systematisch kontrolliert werden würde. «Aber das widerspricht dem Schengener Abkommen», sagt Binkert Becchetti. Aber eben: Erst gilt die Devise abwarten. «Der grosse Schub kommt erst, wenn er denn kommt.»

 

(Bild: Wikipedia)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.