Salome Mathys: «Es braucht Fachwissen für die Flüchtlingsintegration»

Salome Mathys: «Es braucht Fachwissen für die Flüchtlingsintegration»

Seit Dienstagabend ist Salome Mathys Kandidatin der Grünliberalen für den Churer Stadtrat. Im Rahmen unserer Serie der neuen Kandidaten für den Stadtrat haben wir Sie interviewt.

Salome Mathys, wir gratulieren zur Nomination für den Churer Stadtrat. Wie ist es dazu gekommen? Letztes Jahr standen Sie ja noch auf der NR-Liste der GLP Bern?

Vielen Dank! Nun, als ich mich für eine Kandidatur für den Nationalrat in Bern entschied, wusste ich noch nicht, dass ich in den Kanton Graubünden ziehen werde. Auch hätte ich mich nicht im Graubünden zur Wahl gestellt, bevor ich überhaupt meine Stelle angetreten bin. Dies hätte ich ja bereits im Juni wissen müssen. Hinzu kommt, dass auch ich eine Probezeit bestehen musste, und so noch nicht all meine Zelte in Bern abgebrochen habe. Trotzdem war ich gleichzeitig bereits aktiv im Wahlkampf der glp Graubünden engagiert und habe mich sehr gut in Chur eingelebt und fühle mich hier zu Hause.

Für Leute, die Sie nicht kennen: Können Sie etwas über sich als Person erzählen?

Schon früh habe ich mit Freunden und in der Schule Diskussionen über politische Themen geführt. Deswegen habe ich mich für das Studium der Politikwissenschaft gewählt. Dies nicht, weil ich aktiv in der Politik sein wollte, sondern weil ich die Prozesse verstehen wollte, die hinter dem Vorhang ablaufen. Nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative war für mich klar, dass ich mich nun aktiv einsetzen will, weil dies nicht die Schweiz ist, die ich mir wünsche. Nur jammern, aber nicht aktiv werden, ist nicht meine Art. Die glp ist die einzige Partei, die sich konsequent liberal verhält. Dies nicht nur in wirtschaftlichen Aspekten, sondern auch in den für mich wichtigen Gesellschaftsthemen. Dies findet man in keiner anderen Partei mit dieser Konsequenz und die Entscheidung für die glp fiel mir leicht.

Ich bin eine kommunikative Person, die rasch Freundschaften aufbaut. So habe ich in Chur schnell Anschluss gefunden und fühle mich hier daheim. Wenn es das politische Engagement zulässt, bin ich viel in der Natur unterwegs. Das Graubünden ist hier ein absoluter Traumort um dies auszuleben. Biken, Skifahren oder Wandern, wo ist dies schöner als hier?!

Sie sind Co-Präsidentin der Grünliberalen in Chur und Co-Präsidentin der nationalen GLP. Was motiviert Sie am Churer Stadtrat?

Ich interessiere mich nach wie vor für nationale Themen und für Prozesse, die auf nationaler Ebene ablaufen. Doch bin ich nun hier wohnhaft und möchte mich auch aktiv für die lokalen Themen einsetzen. Auf nationaler Ebene dauern die Abläufe bis zu einer konkreten Umsetzung sehr lange. Auf lokaler Ebene kann man mehr bewegen. Ich möchte hier in Chur etwas bewegen, denn hier bin ich zu Hause und sehe auch meine Zukunft.

Wenn ich die weltpolitische Lage betrachte, ist klar, dass die Integration der anerkannten Flüchtlinge eine grosse Herausforderung für die Schweizer Bevölkerung werden wird. Wenn man diese Herausforderung als Chance anpacken will, ist Fachwissen gefragt. Die reine politische Haltung wird uns keine Lösungen bringen. Diese Fachwissen, welches ich als Ressortleiterin Unterbringung und Betreuung des kantonalen Migrationsamt mitbringe, würde ich sehr gerne in die Exekutive von Chur einbringen. Denn auch die Sozialen Dienste und die Schulen werden diese Herausforderung spüren.

Nun sind bereits sieben Kandidaten im Rennen um die drei Plätze. Wir gross schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Gewisse Chancen bestehen sicher. Dies, weil sich doch auch einige Churer einen Wandel und frischen Wind für Chur wünschen. Dann gibt es sicher auch WählerInnen, welche sich eine weibliche Vertretung in der Exekutive wünschen. Trotzdem sind wir realistisch: Man kennt mich in Chur noch nicht und ich habe kein grosses Netzwerk. Die Chance, dass ich also als auf Anhieb in ein Exekutivamt gewählt werde, ist gering.

Die GLP deckt ein breites Spektrum von wirtschaftsliberalen zu ökologischen Themen ab. Welchem Spektrum gehören Sie an?

Die Frage ist ein wenig typisch, wenn man sich bei der glp einordnen soll. Entweder sei man wirtschaftsliberal oder ökologisch. Dass sich dies nicht widerspricht, ist nach wie vor für viele unvorstellbar. Dabei wären gerade die nachhaltigen Energieträger die wirtschaftsfreundlichsten, wenn man von einer Kostenwahrheit ausgeht. Nun, wo sehe ich mich innerhalb der Partei? Ich betrachte mich hauptsächlich als gesellschafts- und wirtschaftsliberal. Ich setze mich für eine moderne Gesellschaft und attraktive Standortbedingungen für das Gewerbe, aber auch für Familien ein. Die Gleichberechtigung aller ist mir ein grosses Anliegen sowie eine faire Chancenkultur.

Es herrscht «Abstimmungs-High-Noon» mit allen Parteien. Mit dem Bisherigen Tom Leibundgut ist allerdings ein Vertreter im Stadtrat, den man am ehesten der GLP zuordnen könnte. Besteht nicht die Gefahr, dass Sie sich mit Ihrer Kandidatur «kannibalisieren» und dass Sie am Ende beide mit leeren Händen dastehen?

Tom Leibundgut vertritt sicherlich in Energiethemen eine ähnliche Haltung. Doch gibt es auch grosse Unterschiede in der Wirtschaftspolitik. Man könnte auch sagen, dass sich die bürgerlichen Parteien kannibalisieren. Wenn jede Partei alleine antritt, besteht diese Gefahr einewegs.

Sie sind die einzige Frau unter den Kandidaten. Erhöht das Ihre Chancen, bzw. warum sollte auch eine Frau im Stadtrat sein?

Es gibt, wie bereits gesagt, sicherlich Wähler, welche sich eine Frau wünschen und mich auch deswegen wählen werden. Dies sollte aber nicht das Hauptkriterium für die Wahl sein. In der Wirtschaft sieht man jedoch, dass eine Durchmischung der Geschlechter zu besseren Ergebnissen führt. Frauen haben eine andere Herangehensweise an Fragestellungen als Männer und können eine weitere Sichtweise in Diskussionen reinbringen. Dies soll keineswegs heissen, dass diese besser seien, als diejenigen der Männer. Sie sind einfach eine weitere Bereicherung. Bei einer Bevölkerung von rund 50% weiblichen Einwohner, ist eine 33% Vertretung aber auch berechtigt und es hat mich sehr erstaunt, dass es keiner der Parteien gelungen ist, eine Kandidatin zu stellen.

 

//www.srf.ch/sendungen/regionaljournal-graubuenden/es-rumort-im-gebaelk-der-glp-graubuenden">Regionaljournal von Radio SRF unter anderem damit, dass ihn die Parteibasis nicht für die Wahlen in den kleinen Landrat von Davos nominiert habe. Für dieses Amt wird sein GLP-Parteikollege und Grossrat Walter von Ballmoos von der Partei portiert.

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(Bild: srf.ch)

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Mathias Braendli

Redaktor Region/Sport
Marketeer, Ex-Journalist und Football-Blogger. Sound: Adam Green, Ryder the Eagle, Bob Dylan, Helloween. TV: Better Call Saul, Game of Thrones, Sport. Buch: Fall & Rise von Mitchell Zuckoff.