Der Churer Florian Trepp ist in der Musikszene Südostschweiz kein unbeschriebenes Blatt. Erste Sporen verdiente sich der wandlungsfähige Künstler mit seiner Indie-Rock-Band Helicobakter ab. Nach dem Ende der Band war er plötzlich gefragter Reggaemusiker und betourte mit der Band Tawara Shen Kool die halbe Welt dank seinen eingängigen Kompositionen.
Nun veröffentlicht der Churer als Tawara mit einer grossen Schar an Mitmusikern eine neue CD mit dem Titel «Slip back». Wir haben uns die Platte angehört und ein kleines Stück seines Weges mitgeträumt.
Reggae ist überhaupt nicht meine Welt. Nun bestand meine grösste Angst davor, bei dem Album ein Sonnenschein- und Goodmood-Massaker ohne Tiefgang vorzufinden. Doch ich hatte mich schrecklich getäuscht.
Trepp schleicht sich fein und liebevoll durch die minimalistischen Songs. Er beweist eindrucksvoll, wie wunderschön ruhige, verträumte Musik tönen kann. Der erdige, analoge Klang der Lieder lässt einem einen Gang retour schalten und wirkt entspannend. Hier wird nichts verfälscht oder überproduziert digitalisiert. So klingt Musik, die aus dem Herzen kommt und direkt über die Membrane sich wieder einen Platz zum Einnisten in dem der Hörer sucht. Mit viel Liebe zum Detail, stehen klanglich vor allem die akustischen Instrumente im Vordergrund. Hin und wieder hört man fein im Hintergrund tänzelnde Pianos, feine Percussionselemente, Streicher und viele kleine Hörschnipsel, die das Gesamtbild sehr musikalisch gestalten. Doch wer jetzt denkt, der Tonträger wäre ein Soundtrack zum Einschlafen, hat das wahnsinnig groovige «Playground» noch nicht gehört.
Obwohl die Offbeats bei gewissen Songs omnipräsent ist, zeigt der Singer und Songwriter eine breite Palette an Gefühlen, ehrlich und tiefgründig. Ausserdem schwingt den Songs eine gewisse Melancholie bei, die mir persönlich sehr zusagt und in diesen kalten Frühlingstagen, sicherlich auch bei einem grossen Klientel auf offene Ohren stossen wird.
Tawara ist ein einzigartiges Album gelungen, welches eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Schweizer Musiklandschaft darstellt. Der schnelllebigen Konsumgesellschaft wird hier Gegensteuer geboten und der Fokus auf das Wesentliche gelenkt, sowie bewusst Entschleunigung betrieben. Das nachdenkliche Werk zeigt lyrische Tiefe vermischt mit feinen Melodien. Der perfekte, mit 35 Minuten Spielzeit vielleicht ein wenig kurze Soundtrack für kalte Tage und/oder Entspannungsmomente, um dem Alltagsstress zu entfliehen.
Der Tonträger wird am 8.April 2016 im Palazzo Beat Club in Chur getauft.
Mehr Informationen auf der offiziellen Webseite.
(Bild: zVg.)
