Hockey Pauer Ranking: Junge Kolosse in 3-gegen-3 Overtimes? Geil.

Hockey Pauer Ranking: Junge Kolosse in 3-gegen-3 Overtimes? Geil.

Eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn allerwichtigsten Meldungen der Woche. (Ein Ranking, das man nicht zu ernst nehmen sollte.)

 

10. Zum Einstieg was zum Staunen:

Die Philadelphia Flyers bejubeln letzte Woche ihren Rookie Gostisbehere: Zweimal Powerplay in Overtime, zweimal die identische Ausführung, zweimal unter die Latte: So funktioniert ein perfekter Spielzug.

 

 

 

Natürlich auch nicht von schlechten Eltern: Evgeni Malkins Spin-o-Rama Tor:

 

9. Ab ins Bündnerland!

Der EHC Arosa streicht letzte Woche das erste Mal zwei Niederlagen in Serie ein. Besonders hässlich ist diese Situation bei der 1:7 Niederlage gegen Pikes (beim Stande von 1:2):

Arosa Zeit Stand Pikes
26:23 1:3 Tor
27:49 1:4 Tor
Hauser Gianluca (OUT) 27:49
Kunz Andrin (IN) 27:49
28:27 1:5 Tor
28:37 1:6 Tor

Vier Tore und ein Torhüterwechsel innert 134 Sekunden… autsch … am Wochenende reagiert der EHC Arosa mit einer starken Leistung gegen Bellinzona und fegt die Tessiner mit 5:1 vom Eis.

Der EHC Chur wiederum ist weiterhin unbezwingbar. Und endlich hat’s auch mit dem Shutout für Sarkis geklappt. Einem klaren 7:0 Erfolg gegen Weinfelden folgt ein 3:1 Sieg gegen Bülach. (Das Gegentor fiel übrigens in der 53. Minute beim Stande von 3:0…)

8. Und wenn wir schon beim Wegfegen sind:

Der HC Prättigau-Herrschaft hat dieses Wochenende klar gemacht, wer momentan die Nummer Vier im Kanton ist: Mit einem 10:0 Stängeli knallen die Nordbünder den EHC Lenzerheide-Valbella weg.

7. Auch einer, der wegfegen kann.

Atte Engren, Torhüter von Spartak Moskau, mit dem Save der Woche in der KHL.

6. Yannik Schwendener neu Starting Goalie bei Bern, Pestoni zum ZSC.

Bührer mit Fussverletzung bis Saisonende out, der Kübliser Yannik Schwendner neue Nummer Eins? Cool, ich hoffe er kann sich durchsetzen (damit unser Bündner Nati Goalie auch schön Erfahrung sammeln kann).

Die grössere Schlagzeile war wohl der Wechsel von Inti Pestoni zum ZSC. Ich gebe Morgan Samuelsson für einmal teilweise recht: Der ZSC ist berüchtigt dafür, Stürmer während ihrer „Prime“, also auf ihrem Zenit, für viel Geld zu verpflichten. Ein kurzer Blick zurück zeigt auf:

Spieler Jahr Alter Punkte Vorjahr Team
Inti Pestoni 2015 24 20 Ambri
Roman Wick 2012 26 42 AHL
Andres Ambühl 2010 27 41 AHL
Patrick Bärtschi 2009 25 35 Bern
Thibaut Monnet 2007 25 37 Fribourg

Durchschnittlich 39.4 Punkte*, 25.4 Jahre alt. Alle drei Jahre angelt sich der ZSC einen veritablen Star (oder zumindest Nati-Spieler) auf seinem Karriere-Höhepunkt. Einen 40-Punkte-Skorer. Vor drei Jahren war es Roman Wick, davor Andres Ambühl, noch früher Patrick Bärtschi und Thibaut Monnet.

Der HCD fährt eine andere Schiene: Seit 2008 fehlen (abgesehen von den Rückkehrern Ambühl und Marc Wieser) grosse Namen auf der Transferliste. Die bekanntesten Spieler waren zu Zeiten des Transfers noch No-Names:

Spieler Jahr Alter Punkte Vorjahr Team
Gregory Sciaroni 2009 20 13 Ambri
Gregory Hofmann 2012 20 6 Ambri
Enzo Corvi 2012 19 19 Chur
Samuel Walser 2013 20 12 Kloten
Mauro Jörg 2014 24 15 Rapperswil

Durchschnittlich 13 Punkte, 20.6 Jahre alt. Oder anders gesagt: 5 Jahre jünger und satte 26 Punkte weniger als die ZSC Verpflichtungen. Der HCD schnappt sich die jungen, günstigen Rohdiamanten vor der Prime und feilt sie zu Stars. Dieser Vergleich zeigt die unterschiedlichen Strategien wieder einmal auf, und der Erfolg gibt den Bündnern recht: Der ZSC feierte in dieser Zeit drei Titel (2008, 2012, 2014), der HCD deren vier (2007, 2009, 2011, 2015).

Da kommt natürlich die Frage auf: Wie genau unterscheidet sich das Davoser Kader von dem der anderen Teams?

5. Das jüngste Team seit 2011/12

Der HCD stellt mit einem Durchschnittsalter von 23.8 Jahren das jüngste Team der National League A. Und nicht nur das: Ein Blick zurück zeigt, es ist auch das jüngste Team der gesamten Liga in den letzten 5 Jahren. Von seither 60 NLA Teams ist es das Einzige, das ein Durchschnittsalter von unter 24 Jahren aufweist (nebst Lausanne 2011/12). Die Taktik, junge Spieler zu integrieren, ist nicht neu: Der HCD belegt die Plätze 1 (15/16), 4 (14/15), 7 (11/12), 18 (13/14) und 29 (12/13) der letzten 60 NLA Teams. Sämtliche Davoser Mannschaften sind jünger als der Liga-Durchschnitt. Zum Vergleich: Der SCB hat kein einziges Team höher als Platz 45.

# Team Saison Alter Erfolg
1 Davos 2015/16 23.76
2 Lausanne 2011/12 23.92
3 Langnau 2013/14 24.34
4 Davos 2014/15 24.74 Meister
5 ZSC 2013/14 24.90 Meister

(Die fünf jüngsten Teams seit 2011/12)

4. Das grösste Team seit 2011/12

Der HCD stellt auch das grösste Team der letzten 5 Jahre. Als einziges Team seit 2011 ist es grösser als 186 cm. Das nächste aktive Team ist fast 2 cm kleiner. Und auch das ist nichts neues: Sämtliche Davoser Teams der letzten fünf Jahre rangieren in der oberen Hälfte. Am anderen Ende der Tabelle sind die kleinen Spieler von Gottéron (180.1 cm) und Zug (180.6 cm).

# Team Saison Grösse Erfolg
1 Davos 2015/16 186.24
2 Genf 2013/14 185.86 Halbfinal
3 Genf 2014/15 185.49 Halbfinal
4 Davos 2014/15 184.68 Meister
5 Genf 2015/16 184.52

(Die fünf grössten Teams seit 2011/12)

3. Das schwerste Team 2015/16

Davos hat nicht nur das jüngste und grösste Team der letzten 5 Jahre, die diesjährige Ausgabe ist auch das schwerste Team (88.7 kg) der National League A 2015/16 und die Nummer 7 der letzten 5 Jahre. Und der HCD scheint auf diese Karte zu setzen: Die letzten 5 Davoser Teams rangieren alle in den Top 20 der schwersten Teams. Der Liga-Schnitt liegt zwei Kilogramm tiefer (86.7 kg).

# Team Saison Gewicht Erfolg
1 Langnau 2011/12 90.34
2 Genf 2013/14 89.31 Halbfinal
3 Davos 2011/12 89.13
4 ZSC 2013/14 88.93 Meister
5 ZSC 2012/13 88.90 Halbfinal

(Die fünf schwersten Teams seit 2011/12)

grh_s_ambuehl
Andres Ambühl gehört mit 32 Jahren nebst DuBois und Forster zu den Teamältesten.

 

2. Korrelation?

Gibt es eine Beziehung zwischen diesen Zahlen? Nicht wirklich. Es gibt einen leichten Verjüngungs-Trend, die Erfolge sind aber durchmischt bzgl. Alter und Grösse.

Einzig das Gewicht der Spieler scheint einen (kleinen) Einfluss zu haben: Alle Meisterteams (und drei der vier Vizemeister) befinden sich in der oberen Hälfte der 60 Teams. Nur Gottéron (Platz 54, 84.6 kg) schaffte es als „leichtes“ Team ins Final. (Paradox: Der Liga-Schnitt ist in den letzten 5 Jahren kontinuierlich zurückgegangen).

Skellefteå AIK, der Viertelfinalgegner heute Abend in der Champions Hockey League Cup ist übrigens im Schnitt 1.5 Jahre älter, 4.5 cm kleiner und 2 kg leichter als die jungen Kolosse vom HCD. Was immer das auch heissen mag.

Ok, und schlussendlich zur Meldung der Woche:

1. Die 3 gegen 3 Overtime kommt in die Schweiz!

Ab nächster Saison wird in der Schweiz während der Overtime 3 gegen 3 gespielt. Innert kürzester Zeit hat sich das neue Format in der AHL, der NHL, im All-Star Spiel und jetzt also in der National League A etabliert. Die Achterbahnfahrt inklusive Herzrasen in der Schweiz. Genial. (Abgesehen vom schönen Nebeneffekt, dass das Penaltyschiessen so langsam ausstirbt). Und wer noch nicht vollends überzeugt ist: Dieses Wochenende kam’s wieder mal zum Spektakel Chicago Blackhawks gegen Los Angeles Kings. Man achte auf die Uhrzeit: Innert einer Minute sechs Grosschancen. Und zwar abwechselnd. Fast schon grotesk. (Warnung vor epileptischen Anfällen).

*Hochrechnung für Inti Pestoni’s Werte 2015/16

 

(Bild: Marc Schumacher, Werner Schaerer/EQ Images , Quelle: eliteprospect.com, sihf.ch)

 

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.