Hockey Pauer Ranking: Eine Bündner Nati löst alle Probleme

Hockey Pauer Ranking: Eine Bündner Nati löst alle Probleme

Eine wöchentliche Hockey Kolumne mit den zehn allerwichtigsten Meldungen der Woche. (Ein Ranking, das man nicht zu ernst nehmen sollte.)

 

10. Davoser Schlappe in Langnau

Davos musste am Wochenende eine bittere Schlappe einstecken. Gleich mit 6:0 wurden die Landwassertaler abgefertigt. Dazu kamen einige unschöne Szenen, unter anderem dieser Check von Setoguchi gegen Murray. Gegen Setoguchi wurde ein Verfahren eingeleitet. Hässlich.

9. Ninos Tor und seine wenigen Assists

Nino Niederreiter bucht seinen sechsten Treffer (hier das Video), ist immer noch auf 30-Tore-Kurs und die Taktik ist auch dieses Jahr klar: El Nino macht die dreckigen Tore, geht dahin wo’s weh tut, und erarbeitet sich seine Treffer wortwörtlich. Sein Büro ist direkt vor dem Tor. (Das ist eventuell auch ein Grund, wieso er relativ wenige Assists verbucht.)

 

8. Wo steht er im direkten Vergleich?

Vor einem Monat haben wir Niederreiter mit einigen Spielern aus der NHL verglichen, die in einer ähnlichen Situation stecken:

Name Gm G A CF% ZSO%Rel
Nino.Niederreiter 16 6 2 57.29 -0.26
Tyler.Toffoli 17 4 5 53.95 1.57
Tomas.Tatar 17 2 4 51.53 13.31
Chris.Kreider 18 2 5 47.75 6.19
Brayden.Schenn 15 2 1 41.57 -2.37
Jaden.Schwartz 7 0 3 58.94 9.49
Jonathan.Huberdeau 17 0 7 49.52 -17.28

Der Churer lässt zur Zeit seine Alterskollegen hinter sich: Nino hat am meisten Tore (G), am zweitmeisten Punkte, am zweitmeisten Puckbesitz (CF%) und das trotz der drittschlechtesten Startbedingungen (ZSO%Rel). Weiter so!

7. Hockey World Cup Tickets

Seit letzter Woche ist der Ticketverkauf für den Hockey World Cup, den inofiziellen zukünftigen Mörder der IIHF Weltmeisterschaft, eröffnet. Kanada-Crosby gegen Russland-Malkin in Toronto. Die billigsten Plätze werden momentan auf Ticketmaster mit $ 1’643.- angegeben. Halleluja, das kann hoffentlich nur ein Fehler sein. Der Flug Zürich-Toronto würde weniger als die Hälfte kosten.

6. Die Nati-Kapriolen

Wenn wir schon bei internationalem Schwachsinn sind: Die Schweizer Nati hat noch immer keinen Trainer. Vor über einem Monat, nach dem plötzlichen Rücktritt von Glen Hanlon (den Namen hat man schon fast vergessen), begann das Schauspiel. Ein Blick zurück zeigt die Komödie im Detail:

–       9. Oktober 2015 – Glen Hanlon wird per sofort entlassen. „Neben familiären Gründen seitens Hanlon waren…“

–       Eine Nachfolge ist nicht bekannt, Felix Holenstein übernimmt ad interim. „Holenstein wird am Deutschland-Cup in Augsburg GER (3.-8. November 2015) erstmals an der Bande stehen.“

–       14. Oktober 2015 – Holenstein sagt ab. „Der Interimstrainer der Schweizer Nationalmannschaft, Felix Holenstein, wird aus familiären Gründen am Deutschland-Cup nicht an der Bande stehen…“ (Hoffentlich ist bei den Familien Hanlon und Holenstein alles in Ordnung.)

–       Als Interimstrainer des Interimstrainers (!) Holenstein springt John Fust, Headcoach der U-20 für den Deutschland Cup ein. Obwohl die U-20 am selben Wochenende das 4-Nationenturnier in der Slowakei bestreitet.

–       15. Oktober 2015 – Kevin Schläpfer bricht in Tränen aus. Der EHC Biel lässt ihren Trainer nicht ziehen, die Frage des Nati Coaches ist offen.

–       29. Oktober 2015 – Die U-20 ersetzt ihren abwesenden Headcoach mit Christian Wohlwend, welcher (um das Ganze noch abstruser zu machen) eine Woche zuvor bereits als Interimstrainer einsprang, und zwar beim HC Lugano für den entlassenen Fischer. Der Interimstrainer, der letzte Woche bei einem anderen Team bereits Interimstrainer war, ersetzt den Interimstrainer des Interimtrainers. Echt jetzt?

–       Der CEO des SIHF, Florian Kohler, sieht ein, dass der Verband sich auf der Suche des Nati-Trainers zu sehr auf Schläpfer fokussiert hat.

–       Die junge Nati überrascht im ersten Spiel Deutschland Cup. (Auch die dritte Garde der NLA ist also auf einem soliden Niveau.) Am Ende resultieren aber nach dem Startsieg zwei Niederlagen und das Team bricht ohne Führung relativ hässlich auseinander.

–       Der U-20 Nati geht es am 4-Nationenturnier gleich: Ein Startsieg, daraufhin zwei Niederlagen.

–       5. November 2015 – Arno Del Curto lehnt das Vollzeit-Nati-Mandat ab, obwohl er durchaus Interesse hätte, eine Auswahl zu coachen.

–       11. November 2015 – Der Verband beginnt mit der Promotion der Arosa Challenge (18.-19. Dezember) und den Spielen gegen die Slowakei und Weissrussland.

–       16. November 2015 – Die Frage des Nati Coaches ist einen Monat nach der Entlassung noch immer offen.

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Der Verband hat scheinbar Mühe. Was wäre, wenn Graubünden eine eigene Nati auf die Beine stellen würde? Wir eigenbrötlerischen Bündner wären doch prädestiniert, unseren Weg zu gehen und eine Kantonal-Mannschaft auf die Beine zu stellen. Sture Böcke, harte Grinder, Freistaat-Gerede und alles was dazugehört. Eine Nati auf kantonaler Ebene. Eine Kanti sozusagen. (Sorry).

Das wäre doch mal was. Eine Bündner Nati.

Als einzige Bedingung für ein Aufgebot gilt ein Bündner Geburtsort (die detaillierten Einbürgerungskriterien können von mir aus noch geregelt werden). Und um es einfach zu halten, wird der Interims-Name «Nati» beibehalten. Paradox hin oder her.

5. Die Bündner Nati-Staff

Als General Manager amtet Raeto Raffainer. Obwohl der Engadiner zur Zeit wegen dem Nationalmannschafts-Drama in Kritik steht, ist er die logische Wahl. Raffainer kann ja schlussendlich an der Nati-Misere keine Schuld haben. Er ist schliesslich Bündner. Das muss an anderen Köpfen liegen. Wahrscheinlich am Ehemann von Steffi Buchli. (Oder an Steffi Buchli selbst.)

Raeto Raffainer ist ein blitzgescheiter Mensch. Der war damals schon bei den Moskitos allen anderen immer einen Schritt voraus. Das ist jetzt sicher nicht anders. Wenn Graubünden ihn walten lässt, wird Raffainer genügend gute Spieler zusammentrommeln können. Einen ersten kurzen Blick auf die Saison 2015/16 zeigt – Graubünden findet genug Top-Talente.

An der Bande steht Arno del Curto. Wer sonst. Arno kann endlich das Amt des Nati-Headcoach übernehmen und gleichzeitig Davos zu den Titeln 32-35 führen. Taktisch ist die Bündner Nati somit schon mal allen Gegnern weitaus überlegen.

4. Die Bündner Nati-Offense

Die Offensive ist der grosse Trumpf. Im Sturm besteht die Bündner Nati den Test bravourös: Mit Nino Niederreiter, Marc Wieser, Dino Wieser, Andres Ambühl, Mauro Jörg und Enzo Corvi hat die Schweiz, äh, Graubünden, zwei volle Linien mit internationaler Erfahrung. Eine Churer Linie (Niederreiter-Corvi-Jörg) und eine Davoser Linie (Wieser-Ambühl-Wieser) – grandios!

Auch die dritte und vierte Linie lassen sich sehen: Corsin Casutt (Kloten), Tino Kessler (Davos), Dominic Hobi (Langenthal) sowie Gian-Andrea Thöny (Winterthur), Luca Triulzi (Langenthal) und Dani Peer (Chur) komplettieren den Sturm. Als Ersatzspieler stehen Dario Gartmann (Chur), Jann Pargätzi (Frauenfeld), Yannick Bruderer (Arosa) und (damit auch ein 2. Liga Club vertreten ist,) Kai Kessler (Prättigau-Herrschaft) zur Verfügung.

Es gibt nicht all zu viele Regionen auf diesem Planeten, wo auf so wenig Einwohner derart viele gute Stürmer zu finden sind. Die Bündner Nati hat in der Offensive auf jeden Fall keine Sorgen.

3. Die Bündner Nati-Defense

In der Verteidigung wird die Sache etwas kniffliger, aber immer noch komfortabel: Die beiden HCD-Cracks Claude-Curdin Paschoud und Simon Kindschi bilden das erste Verteidigerpaar. Das zweite Paar besteht aus Franco Collenberg (Kloten) und dem ehemaligen Nati-Spieler Cyrill Geyer (Rapperswil).

In der dritten Linie spielen Leandro Profico (Rapperswil) und Thomas Wellinger (Biel). Als siebter Verteidiger wird Romano Pargätzi (Olten) aufgeboten. Als Ersatzspieler kämpfen zudem Sandro Gartmann (Chur) und Sandro Schett (Arosa) um einen Platz.

2. Die Bündner Nati-Goalies

Im Tor ist Janick Schwendener (Bern) trotz Flop-Weekend die Nummer Eins und kann nach einer Odyssee über Genf, Kloten und Bern wieder für ein Bündner Team spielen. Als Ersatztorhüter werden Marco Mathis (Visp) und Remo Giovannini (La Chaux-de-Fonds) aufgeboten.

Captain des Teams ist der Überleader Andres Ambühl, Assistenzcaptains braucht es keine. Ein Bünder Grind genügt, um mit den Schiris zu reden.

1. Wen würden wir schlagen?

So, da haben wir’s, die Bündner Eishockey National- äh, Kantonal-Mannschaft. Jetzt ist deine Meinung gefragt: Gegen welche Kantone würden wir uns gut schlagen? Welche Bündner würdest du für unsere Nati aufbieten?

 

 

(Bild: Radek Petrasek/CTK/Zuma/EQ Images, Stats: sihf.ch, nhl.com)

author

Richi Brändli

Redaktor Eishockey
Ehemaliger Kolumnist bei GRHockey, Plausch-Spieler und Fan von regionalem bis internationalem Eishockey.