Die Dummheit in unseren Stuben

Die Dummheit in unseren Stuben

Der Montagskommentar auf GRHeute.

 

Es war einmal ein kleiner Mann, der war zornig. So zornig, dass ihm der Stammtisch nicht mehr genügte, um rassistische und fremdenfeindliche Parolen zu verbreiten. Nein, musste sich der Mann gedacht haben, ICH SCHREIBE ES IN DIE ZEITUNG! WAS FÜR EINE HAMMER IDEE!!!

Was dabei herauskam, sehen Sie unten. Im Prinzip widerstrebt es uns, derartigen Schwachsinn weiter zu verbreiten. Es ist nämlich nicht nur dumm, es ist auch in höchstem Masse respektlos. Und diese Respektlosigkeit scheint salonfähig geworden zu sein. Ebenso wie kaum versteckter Rassismus. Es ist einfach nur noch widerlich.

Social-Media-Kanäle sind voll davon. Ungefragt werden einem Bilder vor die Augen gespült, die mir mein Elend zeigen sollen. Der zornige kleine Mann ist in bester Gesellschaft. Der mittlerweile abgewählte SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli machte sich selbst zur Lachnummer, in dem er ein vermeintliches Flüchtlingsschiff mit Syriern zeigte. Es stellte sich tatsächlich als Flüchtlingsschiff heraus, nur dass es sich um Albanier handelte, die 1991 vor dem Kommunismus nach Italien flohen. Andere Bilder zeigen chaotische Zustände in Zeltstädten; auch hier handelt es sich nicht um das hinterlassene Chaos von Flüchtlingen, sondern den Wohlstandsmüll eines Open-Airs. Ebenso verhält es sich mit zugemüllten Zügen; mit was weiss ich. Ganz schlimm auch Facebook-Posts, die Eltern davor warnen, dass in Schulen bald arabische Zahlen gelernt werden. Bei so viel Dummheit will man nur eins: Ganz tief im Boden versinken.

Aber eben: Bisher war diese Volksverdummung weitweit weg. Man musste sich fremdschämen, weil diese Posts in aller Regel mit dermassen vielen Rechtschreibefehler versetzt waren, dass man sich ab und zu fragte, in welche Schule diese Hetzer gegangen sind und was sie dort gelernt haben. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite: Bisher waren diese Hetzposts weit, weit weg und fanden nur in der virtuellen Zwischenwelt statt. Mit dem obigen Inserat in der Davoser Gipfelzeitung kam dieser Rassismus wieder einmal schwarz auf weiss in unsere Stuben.

Liebe Flüchtlinge, liebe Asylantinnen und Asylanten: Ich entschuldige mich hiermit in aller Form für meine Landsleute. Es gibt kein Loch, das tief genug wäre, um vor Scham in den Boden zu versinken.

Naz2

 

(Bild: Twitter, Christian Michel)

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Rachel Van der Elst

Redaktionsleiterin/Region
Rachel Van der Elst mag Buchstaben: analog, virtuell oder überall, wo Menschen sind. In einem früheren Leben arbeitete sie unter anderm bei der AP, beim Blick, bei 20Minuten, beim Tages-Anzeiger und bei der Südostschweiz. In ihrer Handtasche immer dabei: Jasskarten.