Carly Fiorina – die erste Präsidentin der USA?

Carly Fiorina – die erste Präsidentin der USA?

Anfang Monat waren es noch läppische 3% der Republikaner, die Carly Fiorina ins Rennen um die Präsidentschaft schicken wollten. Zwei Wochen und eine Debatte später ist sie zur ersten Verfolgerin von Donald Trump aufgestiegen.

Nur weil CNN seine Formel für die Kandidatenauswahl geändert hat, war Fiorina überhaupt zur 2. Debatte zugelassen. Diese Chance liess sie sich nicht entgehen, überzeugte mit ihren Positionen und stahl als einzige Frau ihren zehn männlichen Mitkandidaten die Show. Der rhetorische Höhepunkt gelang ihr wohl, als sie auf Trump „Face-Gate“ und die Persönlichkeit von Donald Trump angesprochen wurde: „You know, it’s interesting to me, Mr Trump said that he heard Mr Bush very clearly, and what Mr Bush said, I think women all over this country heard very clearly what Mr Trump said.“

Noch während der Debatte war Fiorina der meist gegoogelte Begriff und auf Twitter spuckte der Hashtag @Fiorina Tweets-Salven im Sekundentakt aus. Die Meinungen nach der Debatte waren dann auch eindeutig. Auf CNN und Foxnews wurde sie als klare Siegerin gefeiert und die nun erschienenen Umfragen bestätigen diesen Eindruck. 52% der Republikaner sahen Fiorina vor Rubio (14%) und Trump (11%) als Siegerin der zweiten Debatte.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Fiorina in der neuesten Umfrage stark zulegen konnte und nun aussichtsreichste Gegnerin von Trump ist:

Ende Juli Mitte August Anfang September Mitte September
Trump 18% 24% 32% 24%
Fiorina 1% 5% 3% 15%
Carson 4% 9% 19% 14%
Rubio 6% 8% 3% 11%
Bush 15% 13% 9% 9%

Doch was bedeutet das nun für den weiteren Wahlkampf?

Donald Trumps Höhenflug ist gestoppt. Seine Ideen sind nur populistisch und er scheint sich auch nicht wirklich ernsthaft in die Dossiers zu vertiefen. Am Anfang war er noch teilweise lustig, nun realisieren aber auch die Republikaner, dass er als Präsident nicht wählbar ist.

Donald Trump hat endlich Konkurrenz.
Donald Trump hat endlich Konkurrenz.

Mit Scott Walker hat diese Woche ein erster (früherer) Favorit seinen Wahlkampf suspendiert und es werden in den nächsten Wochen weitere folgen. Bei Trump ist es wie beim FC Bayern München: Entweder vergöttert man ihn oder man kann ihn nicht ausstehen – etwas dazwischen gibt es nicht. Und die Anhänger von ausgeschiedenen Kandidaten werden nun nicht auf Trump wechseln, dafür haben sie zu lange gegen ihn gekämpft. Trump wird sich noch vor Ende Jahr über einstellige Umfragewerte ärgern dürfen.

Dann stellt sich die Frage, ob einem der jetzigen Abgeschlagenen ein Comeback gelingen kann. Ted Cruz (6%) und Chris Christie (3%) sind wohl die einzigen, denen man das noch einigermassen zutrauen würde. Jedoch haben beide in den vergangenen Monaten konstant tiefe Werte aufzuweisen, so dass man ihnen keine grossen Sprünge zutraut. Da sich zunehmend auch die Unterstützungsgelder auf die aussichtsreichsten Kandidaten konzentrieren, läuft den beiden die Zeit davon. Beide werden sich spätestens Ende März aus dem Wahlkampf verabschieden.

Bleiben Ben Carson (14%), Marco Rubio (11%) und Jeb Bush (9%) als Konkurrenten für Carly Fiorina. Ben Carson blieb in der zweiten Debatte farblos, was sich auch in den rückläufigen Umfragewerten bemerkbar machte. Für viele ist er der sympathische Chirurg, dem man vertrauen kann. Wahrscheinlich ist er aber zu sanft, um sich im zunehmend härter geführten Wahlkampf durchzusetzen. Zudem wirkt sein ständig nach unten gerichteter Blick etwas komisch.

Jeb Bush

Jeb Bush (Bild) wird gute Arbeit als Gouverneur von Florida und gute Dossierkenntnis nachgesagt. Dennoch geht es für den einstigen Hauptfavoriten auf die Nomination seit mehreren Monaten nur noch abwärts. In der 2. Debatte war er sichtlich bemüht, aggressiver zu wirken. Unter anderem hat er Trump aufgefordert, sich bei seiner in Mexico geborenen Frau zu entschuldigen (was dieser natürlich nicht tat). Trotzdem wirkten seine Angriffe etwas gekünstelt und einstudiert. Zudem unterstützen nur gerade 6% des Tea-Party-Flügels eine Nomination Bushs. Bush wird nach dem Super Tuesday (Vorwahl in vielen Staaten) anfangs März seine Kandidatur zurückziehen.

Im Rennen bleiben könnte Bush, wenn sich sein einstiger Ziehsohn Marco Rubio früher aus dem Spiel nehmen würde. Letzterer würde sich dann nämlich mit ziemlicher Sicherheit hinter Bush stellen (und dafür sein Vize werden) und ihm so neue Flügel verleihen.

Wahrscheinlicher ist aber, dass Marco Rubio bis zuletzt um die Nomination im Spiel sein wird. Als Liebling der Tea Party (20%) wird er vom Ausscheiden weiterer Hardliner profitieren und in den Umfragen weiter zulegen. Als jüngster im Feld profitiert er zudem vom Image des republikanischen Obama. Sollte Bush sich bereits Ende Jahr zurückziehen und Rubio unterstützen, dann wäre er definitiv einer der Hauptfavoriten auf die Nomination. Wahrscheinlicher ist aber, dass ihn seine teilweise extremen Positionen im Nicht-Tea-Party-Lager zu viele Stimmen für eine Nomination kosten werden. Im 1-zu-1-Battle mit Carly Fiorina wird er jedoch zu ungestüm agieren und der präsidialer wirkenden Fiorina ins offene Messer laufen.

Bei den Demokraten wird sich Hillary Clinton gegen den Sozialisten Bernie Sanders durchsetzen. Nur zwei Möglichkeiten sprechen dagegen: Vizepräsident Joe Biden kandidiert doch noch oder die Emailgeschichte hindert Clinton an einer Nomination – beides wird jedoch nicht geschehen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika werden also zum ersten Mal eine Präsidentin haben.

Hillary

Die Republikaner werden sich allem auf drei „Skandale“ von Hillary Clinton (Bild) einschiessen: Als Aussenministerin der USA habe Clinton:

1) den Angriff auf das Konsulat in Bengasi, bei dem vier Amerikaner starben, zu verantworten

2) sich für Interessen von ausländischen Spendern der Clinton-Stiftung eingesetzt und

3) Geheimhaltungspflichten verletzt, weil sie auch geschäftliche Emails über ihre privaten Account abgewickelt hat. Die Hälfte der rund 60‘000 Emails sichtet nun das Aussenministerium, die andere (private) Hälfte hat Clinton angeblich gelöscht. Eine Untersuchung läuft.

Die Demokraten werden die Rolle von Fiorina als CEO von Hewlett-Packard ins Visier nehmen: Dort hat sie die Fusion mit Compaq durchgesetzt, 30‘000 Leute entlassen und wurde dann, nachdem die Aktie von HP ins Bodenlose stürzte, entlassen. Ihr damaliger Chef unterstützt heute ihre Kandidatur, dennoch bleibt ihre Rolle als CEO ihre Angriffsfläche.

Für Clinton spricht, dass sie über eine grosse politische Erfahrung verfügt, während Fiorina ein politisches Greenhorn ist. Gleichzeitig wird das aber auch einer der Gründe sein, weshalb die politikverdrossenen Amerikaner Fiorina wählen werden. Ein zweiter ist, dass die Amerikaner den Clintons nicht trauen. In einer Umfrage der Quinnipiac University Ende August waren die ersten vier Worte, die mit Hillary Clinton assoziiert wurden in dieser Reihenfolge: Lügnerin, unehrlich, nicht vertrauenswürdig, Erfahrung. Dass im Verlauf des Wahlkampfs weitere Informationen zum Email-Gate bekannt werden dürften, spricht ebenfalls nicht für Clinton. Bleibt die Frage, wie sich die beiden Frauen in den Debatten schlagen werden? Und auch hier wird Clinton nicht punkten können. Im Gegensatz zu ihrem Mann Bill, der Debatten geliebt hat, mag die etwas kalt und unnahbar wirkende Hillary Clinton dieses Format nicht – ganz im Gegenteil zu Fiorina.

GRHeute ist somit die erste Zeitung weltweit, die es verkündet: Carly Fiorina wird die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika.

Carly Fiorina heute.
Carly Fiorina – die neue US-Präsidentin?

 

 

(Bilder: Wikipedia)

author

Giovanni della Torre

Kolumnist Wirtschaft
Wirtschaftsberater und Weltreisender in einem. Ehemaliger Banker auf den Cayman Islands und Firmenbesitzer in Chur.